07 April 2011

Autorenneid oder was?

Ich kenne Charlotte Roche nicht persönlich und gehöre zu der Minderheit in Deutschland, die ihr Buch »Feuchtgebiete« nicht gelesen haben. Die Meinungen zu dem Roman gingen ganz schön auseinander, die Lektüre reizte mich nicht, aber sage und schreibe zwei Millionen Exemplare wurden verkauft.

Das ist sensationell. Die Autorin, die sich in unzähligen Talkshows rechtfertigen musste oder auch nett plaudern durfte, wurde mir in der Folge recht sympathisch. Ihr Buch interessierte mich dennoch nicht so sehr.

Jetzt wird das nächste Werk angekündigt. Der Titel ist »Schoßgebete«, und damit will der Verlag natürlich an den Erfolg des ersten Werks anknüpfen. Der Roman kommt als Hardcover und als Hörbuch, übrigens von der Autorin selbst vorgelesen.

Seit Tagen bin ich sehr beeindruckt von der Werbe- und Öffentlichkeitsarbeit, die der Verlag im Vorfeld auffährt. Das Buch kommt im August, und ich habe schon jetzt eine schön gestaltete Broschüre dafür vorliegen; eine Startauflage von 500.000 Exemplaren wurde angekündigt, und schon jetzt wird ¨Schoßgebete« mit »Der neue Bestseller von« beworben.

Das ist sensationell. Und natürlich hat die Autorin diesen Erfolg verdient: Als sie »Feuchtgebiete« schrieb und veröffentlichte, konnte keiner davon ausgehen, dass das Buch mehr als 5000mal verkauft werden würde.

Und ich gestehe, dass ich neidisch bin. Nicht eifersüchtig. Nur ein wenig neidisch auf den ungeheuren Erfolg. Von so was träumt ein jeglicher Gelegenheitsautor - und Charlotte Roche hat's hingekriegt. Irgendwie cool.

3 Kommentare:

  1. Anonym5:39 PM

    Hi Klaus, ich gehoere auch zur Minderheit...
    Der Titel des neuen Buches klingt nun auch etwas wie'n Kalauer. Mit ser Reihe koennte man noch beliebig fortsetzen. Goenn ihr den Erfolg. Wahracheinlich waerst du gar nicht so begeistert, so dermassen im Rampenlicht zu stehen, wie sie. Ich denke, das muss man dann auch aushalten...

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  2. Ohja, ich gönne ihr den Erfolg sogar sehr - ich dachte, das käme aus meinem Text heraus? Aber ein wenig neidisch darf ich doch trotzdem sein ...

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  3. "Feuchtgebiete" war seit Erscheinen schon ein komplett sinnloses Buch. Wer braucht's? Und warum ist das Ding ein Bestseller geworden? Fragen über Fragen.

    Ich verstehe es nicht; ich glaube, ich bin zu alt für so einen Quatsch (ich habe die englische Übersetzung gelesen, es ist schlichtweg ein arg blödsinniger Text)

    Und nun ein Follow-Up? Warum?

    Man könnte sich glatt das Hirn zerkratzen.

    Aber den Neid kann ich gut nachvollziehen. Das erste Buch hat sich zweimillionenmal verkauft? Das neue eine Startauflage von fünfhunderttausend?

    Ich glaube, Arno Schmidt, Alfred Andersch und James Joyce rotieren gerade in ihren Gräbern herum. Und alle anderen auch.

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