Mein härtester Gegner am Samstag abend, 22. Januar, war die Trägheit. In einem heldenhaften Kampf überwand ich sie und eierte zu später Stunde noch in die »Alte Hackerei«. Gerade noch rechtzeitig: Die Band stand schon auf der Bühne und lärmte, der Laden war angenehm voll, ich drängelte mich durch die Menge und holte ein Bier.
Auf der Bühne tobten die Cellophane Suckers aus Köln, ein Sänger mit schrecklichem Schweinebärtchen und ein Band, die mit Vollgas durch die Stücke raste. Das war nicht unbedingt Punk, das war eher Rock, aber in Versalien geschrieben, also ROCK.
Die Band, die ich bislang unverständlicherweise nur von ihren Platten her kannte, drückte ordentlich aufs Gaspedal. Alle Stücke waren wuchtig, sie knallten durch die Bank, und trotz gelegentlichen Gitarrengewichses von maximal wenigen Sekunden Länge kam kein schleimiges Hardrock-Gefühl auf. Sagen wir's so: Bei den besten Stücken der Band klingt's sowieso eher nach Hardcore, und damit komme ich am besten klar.
Schönes Konzert, auch ein wenig schweißtreibend, obwohl ich nur ein bisschen herumhippelte. Das Bier schmeckte, ich laberte viel Unfug, und um zwei Uhr fuhr ich fröhlich nach Hause.
Warum so was wie die Cellophane Suckers immer als »Rock'n'Roll« bezeichnet wird, was ein Schreihals im Publikum nach jedem Stück lauthals artikulierte, ist mir übrigens schleierhaft. Diese Bezeichnung brachte allerdings einen Haufen von Deppen in die »Hackerei«, den ich mir eher erspart hätte: Macho-Typen mit ihren Girlies am Arm oder »cool« in der ersten Reihe stehende und Cocktails schlürfende, sich dabei ihre Handybildchen zeigende Erstsemester sowie anderes Gesindel. Ich weiß, warum ich sogenannte Rock'n'Roll-Konzerte normalerweise meide.
Apropos schreckliches Schweinebärtchen: Kennste eigentlich den hier? "Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Punks."
AntwortenLöschenhttp://www.youtube.com/watch?v=OXicRdThoE4