Wenn es ein Thema in den letzten Tagen gab, das mich auf die Palme brachte, war es die sogenannte Schlichtung im Konflikt um »Stuttgart 21«. Ich schaute ein paarmal zu, bekam über die Nachrichten einiges mit, und ich war gebührend beeindruckt. Und dann nahm ich mir vor, das Thema zu ignorieren - ich ärgerte mich unnötig, und das ist nicht gut für den Kreislauf.
Da höre ich mir dann doch lieber ein cooles Horror-Hörspiel an. In diesem Fall war's die Folge elf von »Dorian Hunter«, produziert vom Zaubermond-Verlag und vertrieben von Universal. In der Folge »Schwestern der Gnade« verschlägt es den Helden der Serie in ein Irrenhaus, in das er sich freiwillig einliefern lässt.
Das Irrenhaus ist gefährlicher, als sich Dorian Hunter vorher vorstellen konnte. Leute werden umgebracht, er kommt in die Zwangsjacke - und das wird zeitweise so fies und gehässig geschildert, dass man einerseits mitleiden kann und andererseits über den so gefesselten Helden grinsen muss.
Ähnlich ging es mir ja mit dem Thema in den letzten Tagen, über das ich mir eigentlich keine Gedanken machen will. Wann immer ich Nachrichten gucke, ärgere ich mich über das Gesindel, das uns regiert; deshalb habe ich die Stuttgart-21-Diskussion bis zum Sommer 2010 so gut wie aus dem Kopf gehabt.
Die Arroganz der Macht und das großkotzige Vorgehen von Bahn und Regierung machte mich - ohnen dass ich es wollte - zum Gegner eines übertriebenen Megaprojekts. An die Schlichtung glaubte ich nie, das erschien mir als geschickter PR-Schachzug der Befürworter: Professionelle Bahnmanager, die einen riesigen Coaching-Stab im Hintergrund haben, treffen auf fach- und sachkundige Amateure, die sich in ihrer Freizeit um Bahnangelegenheiten kümmern; den Farbtupfer dabei geben unfähig wirkende Minister des Landes.
Da lobe ich mir die Kriminalbeamten und sogar die Bösewichte in »Schwestern der Gnade«. Da geht es richtig zur Sache; da wird zwischen dem Nachmittagstee und den leckeren Keksen auch mal über die Ermordung eines Patienten geredet.
Wie immer ist die Produktion äußerst gelungen, werden Musik und Effekte hervorragend eingesetzt. Auch das elfte »Dorian Hunter«-Hörspiel macht Spaß und überzeugte mich auf ganzer Linie.
Ebenso wie die Schlichtung: Die Landesregierung steht bombig da und hat den Segen, dass sie weiterbauen darf. Wer jetzt noch gegen Stuttgarts Großkotzprojekt ist, muss sich endgültig sagen lassen, dass er sich dem demokratisch legitimierten und durch einen Schlichter geadelten Fortschritt in den Weg stellt. Klasse gemacht hat das der Ministerpräsident, das muss man ihm lassen.
Manchmal bin ich mir nicht so ganz im klaren darüber, ob zwischen dem Irrenhaus in »Dorian Hunter« und diversen öffentlichen Gebäuden in Stuttgart wirklich ein so großer Unterschied besteht ...
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