31 März 2010

Mal wieder MEMENTO MORI

ausgekramt: »The Cultural Value of Fear, Distrust & Hypochondria«

Ab Mitte der 80er Jahre machten die Wehrkraftzersetzer (WKZ) in Ludwigshafen von sich reden – nach einer gewissen Deutschpunk-Phase wechselten dieselben Leute aber zum Hardcore über und nannten sich ab 1987 dann Memento Mori. Unter diesem Namen spielte man metallisch klingenden, schnellen Hardcore, wie er um diese Zeit überall in Deutschland boomte.

Eine der Platten der Band war »The Cultural Value of Fear, Distrust & Hypochondria«, die 1990 herauskam. Die Deutschpunk-Wurzeln werden nicht verleugnet, denn immerhin findet sich eine Hardcore-Version des WKZ-Klassikers »Gift & Galle« auf der Scheibe – ansonsten aber spielte man ruppigen Hardcore mit einer fiesen Metal-Kante und einem Gesang, der manchmal arg gekünstelt klang.

Live war die Band klasse, da gefiel sie mir besser als auf Platte. Ich sah sie mehrfach, unter anderem in Berlin, und veranstaltete im November 1989 ein denkwürdiges Konzert mit ihnen in Freudenstadt. Denkwürdig deshalb, weil haufenweise DDR-Bürger auftauchten – es war der Tag nach der Maueröffnung – und 280 Besucher das Gelände um das Jugendzentrum ziemlich zusammenrockten. (Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich auf der Platte auch gegrüßt werde ...)

Die Mitglieder der Band waren ausgesprochen sympathisch, man traf sich oft auf Konzerten und bei anderen Gelegenheiten. Die englischsprachigen Texte passen auch gut in die Zeit: »a fucking cop / ask for my name / send him a bullet / through his brain« ist nur ein Beispiel dafür.

Seien wir fair: Unter rein musikalischen Aspekten ist die Platte nicht weiter erwähnenswert. Sie war 1990 auf ihre Weise typisch und passt in den zeitlichen Zusammenhang; von daher höre ich sie auch heute noch gern an. Wer sie in einer Verkaufskiste findet, sollte sie mitnehmen – als Zeitdokument ist das bei Blasting Youth Records erschienene Werk ziemlich gut.

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