Wir bummelten durch den parkähnlichen Garten des Hotels, ein kleiner Spaziergang nach dem leckeren Abendessen. Sterne am Himmel, Schiffe am Horizont auf dem Meer, vom Meer-Restaurant drang Essensgeruch an unsere Nasen.
Dann hörten wir die Stimmen: Eine Gruppe von Männern sang. Wir traten näher und sahen, daß sechs oder sieben Menschen auf zwei Holzbänken saßen. Die Frauen schienen still zu sein, die Männer sangen; es klang melancholisch und nett.
»Das sind die Russen«, sagte ich irritiert. Und es stimmte: Die russischen Gäste, über deren manchmal arg klobiges Benehmen wir uns mehrfach geärgert hatten, saßen auf den Holzbänken unweit des Strandes und sangen.
Manchmal gaben sie sich Mühe, alle Klischees zu erfüllen: Sie tranken Unmengen von Alkohol, der in diesem arabischen Land ziemlich teuer war, sie waren laut und lustig, sie häuften die Teller im Restaurant voll, und sie verhielten sich am Strand laut und angesoffen.
Aber jetzt erfüllten sie das andere Klischee: der sangeslustige, melancholische Russe, wie man ihn aus alten Filmen wie »Doktor Schiwago« kennt. Immer wieder finde ich es nett, wenn Leute sich Mühe geben, ihre eigenen Klischees zu erfüllen.
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