23 September 2009

Strategische Wahlen

Ich möge doch, so sagte mir dieser Tage jemand, bei der Bundestagswahl mein Kreuz zumindest zähneknirschend bei der SPD setzen. Dann gäbe es im schlimmsten Fall wieder schwarzrot, und ich würde in diesem Fall »strategisch wählen«.

Das ist ja so ein neues Hobby von vielen: Wen muß man denn eigentlich wählen, um eine gewisse Koalition zu erreichen oder zu verhindern? Schwarzgelb wäre in der Tat die schlimmste Koalition, die zu erwarten ist. Die Vorstellung, demnächst Westerwelle als Bundesaußenminister zu erleben, jagt mir kalte Schauder über den Rücken.

Nur: Deshalb wähle ich die SPD nicht. Ich habe 2002 für Fischer und Schröder gestimmt, weil die Aussicht auf eine Stoiber-Westerwelle-Regierung so grausig auf mich wirkte. Und dann ärgerte ich mich drei Jahre über das Desaster, das in Berlin angerichtet wurde.

Irgendwie will ich mir das nicht mehr antun. Also werde ich wieder ungültig wählen: fettes Kreuz über den Wahlzettel. Es gibt diesmal kein »geringes Übel«, es gibt nur schreckliche und ganz schreckliche Aussichten.

4 Kommentare:

  1. Der Nachteil beim -ungültig- wählen ist, dass sich die anderen Parteien trotzdem das Geld der Wahlkampfrückerstattung untereinander aufteilen. Das wählen einer Kleinpartei, die nicht in den Bundestag kommt führt dagegen zu Geldentzung.

    Gegen "Strategisches Wählen" spricht zumindest, dass man dabei glaubt die 60 Mio. anderen Wähler so gut einschätzen zu können, dass man sie strategische ausmanövrieren kann. Ob das stimmt? - Das hat für mich den starken Charakter einer selbsterfüllenden Prophezeiung und ist eigentlich nichts anderes als Wahlkampfgefasel.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich Schwarz-Gelb schlimmer finde, als Schwarz-Rot. Für die SPD wäre es allemal besser, da die sich vermutlich in vier weiteren Jahren großer Koalition völlig aufreiben werden. Also, wer langfristig für die SPD ist, sollte FDP wählen.

    Vielleicht sollten wir auch das strategische Ziel für in acht Jahren mit einbeziehen...

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  2. Hm, bei den Optionen "schrecklich" oder "ganz schrecklich" würde ich echt "schrecklich" wählen, denn nicht wählen bedeutet im Grunde automatisch ein Kreuz für "ganz schrecklich".

    Schwarz-Gelb: darauf läufts vermutlich hinaus: Wie es kommen kann, dass Menschen nun ausgerrechnet jene Partei wählen, deren Philosophie die Finanzkrise erst möglich gemacht hat, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben.

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  3. Sehr schön, das strategische Wählen ...
    Ich hab noch eine Alternative: Wahlzettel einstecken, und den Briefumschlag leer in die Urne werfen ...

    Dann kann man zuhause auch noch schön mit dem Wahlzettel eine Collage gestalten, oder das Meterlange Teil aufs Klo hängen ... falls das andere Papier mal aus ist ...

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  4. Den Wahlzettel ungültig zumachen halte ich für keine gute Idee. Tja, andererseits hat Joyce mal gesagt: mich interessieren nur Stilfragen. Und: es ist ein bischen aus der Idylle heraus gedacht, die sich seit ca. 2006 andeutende globale Finanzkrise ursächlich mit den Programmatiken (nicht Philosophie!) der FDP zu verknüpfen. Rot-Grün hat uns das vermaledeite Hartz IV beschert. Die GK hat uns an den Rand der Stasis gerieben und Reichtum für alle ist nicht drin. Strategisch stimme ich Vorredner Alexander zu. Beim Arsch des Krokodils!

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