13 September 2009

Schanzenfest in Hamburg

Gegen halb elf Uhr abends war ich an diesem Samstag, 12. September, endlich auf dem Schanzenfest in Hamburg. Tausende von Leuten auf den Straßen, Techno-Sound bollerte aus Boxen, Bier- und Essensstände, eigentlich eine richtig gute Stimmung.

Und: keine Polizei. An der Sternschanze standen zehn Beamte, die Helme an der Seite. Es herrschte friedliche Stimmung vor, dennoch brodelte es vor Anspannung. Als ich ein Bier kaufte, sagte neben mir ein Jungmann zu einem anderen: "Jetzt geht's dann bald los."

Auf einem Spielplatz brannte ein Feuer lichterloh, angesoffene Festbesucher verbrannten Kartons und Bierbänke; alles in allem herrschte langsam eine angespannte Stimmung. Von einem Angriff auf die Polizei bekam ich nichts mit - logisch, wenn es keine Polizei gab.

Gegen halb zwei Uhr rappelte es auf einmal, ohne daß ich einen Grund sah. Polizisten und Wasserwerfer stürmten den Platz vor der "Roten Flora"; wir flüchteten in einen Hauseingang, aus dem wir die nächste halbe Stunde nicht mehr rauskamen: Von der einen Seite flogen Steine, von der anderen spritzte der Wasserwerfer.

Das ging dann stundenlang so weiter. Ständige Scharmützel, eine unaufhörliche Polizeipräsenz, die völlig unsinnig wirkte, und immer wieder die Versuche, sogenannte friedliche Festbesucher (wie uns) von sogenannten Gewalttätern zu trennen.

Großartig der Dialog zwischen einem Polizisten in Vollmontur und einem angetrunkenen Jungmann mit Kapuzenpullover. "Das ist unser Viertel!", schrie der Jungmann. "Geht hin, wo ihr hergekommen seid." Der Polizist antwortete in schönstem Schwäbisch: "Mir habbet unsere Anordnungen. Verlassen Sie die Schdrase."

Gegen vier Uhr morgens reichte es mir dann doch; die Scharmützel liefen immer nach dem selben Muster ab und lösten sich auch langsam auf. Die Sturheit der Polizei, die beispielsweise die Straßenecke an der Bartelsstraße komplett abriegelte, behielt die Oberhand.

Seltsame Polizeispiele haben die in Hamburg.

2 Kommentare:

  1. Erstaunlich gelungener Artikel auf Spiegel-Online, mit schicken Fotos (nein, ich bin nirgends zu sehen):
    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,648674,00.html

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  2. Und noch ein lesenswerter Artikel dazu; ebenso lesenswert die ekelhaften Kommentare:
    http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31148/1.html

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