03 Juni 2009

Eine Verbeugung vor der Comic-Vergangenheit


Die ersten »Spirou«-Abenteuer erschienen bereits vor dem Zweiten Weltkrieg, zu einer Zeit, als jugendlicher Übermut und eher kindliche Streiche die Comic-Serie aus Belgien beherrschten. Längst ist »Spirou & Fantasio« erwachsen geworden, und ich mag sowohl die Klassiker aus den fünfziger und sechziger Jahren als auch die neueren Geschichten, die in den letzten zehn Jahren erschienen sind.

»Die Gruft derer von Rummelsdorf« habe ich als letzten Band gelesen; eine brillante Verbeugung vor den frankobelgischen Klassikern, die alte Fans – wie mich ... – und neue Leser begeistern dürfte. Der Band erschien in der Spezial-Reihe, in der Comics von jeweils wechselnden Zeichnern und Autoren publiziert werden.

Die Handlung will ich nicht großartig zusammenfassen; wer mag, schaue sich die Produktseite im Internet an. Die Titelhelden Spirou und Fantasio fahren mit einem sportlichen Fahrzeug, dem Turbot, nach Rummelsdorf, wo sie vom dortigen Grafen um Hilfe gerufen werden. Es folgt eine Reise mit dem Zyklomobil nach Tibet, und dann geht es schon wieder zurück in die eigentliche Gruft von Rummelsdorf – immer auf der Suche nach alten, sehr mystischen Geheimnissen ...

Zeichnerisch überzeugt Fabrice Tarrin komplett: Er nähert sich den klassischen Comics an, bringt aber moderne Elemente herein und schafft so eine Mischung aus »funny« und »realistisch«. Das gleiche gilt für die Geschichte, die von Yann stammt: Er spielt ebenfalls mit den alten Verhältnissen der Helden, mixt aber Gefühle wie Eifersucht und Liebe hinein, die in den fünfziger Jahren undenkbar gewesen wären.

Wer ein Fan der alten Stories ist, findet sehr viel wieder, was ihm gefallen dürfte, und wird sich an Anspielungen und Gags erfreuen. Wer Spirou und Konsorten bisher für alberne Kinder-Comics gehalten hat – was mir ja unverständlich wäre –, sollte sich im Comic-Laden seiner Wahl mal die Zeit nehmen, das Ding durchzublättern. Ich bin sicher, das wird ein unterhaltsamer »Augenblick« werden.

Ich fand »Die Gruft derer von Rummelsdorf« toll; nicht ganz der geniale Wurf, den mancher Franquin-Klassiker hatte, aber doch weitaus besser als vieles von dem, was in den letzten Jahren als neue »Funny«-Comics auf den Markt kam.

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