Der Kahlschlag in der deutschen Verlagslandschaft geht weiter; ich komme schon so langsam nicht mehr nach. Immerhin scheint mein Job sicher zu sein - es ist anscheinend gar nicht mal so schlecht, bei einem »Nischenprodukt« zu arbeiten.
Bei der WAZ-Gruppe werden aufgrund des Konzentrationsprozesses haufenweise Redakteure entlassen; angestellte Fotografen nötigt man nach den bisherigen Informationen dazu, sich in die Selbständigkeit zu entfernen. Bei Burda werden Leute »freigesetzt«, anderswo legt man die Redaktionen von Wirtschaftszeitschriften zusammen.
Buchverlage (Lübbe und Suhrkamp) ziehen von einer Stadt in die andere - bei solchen Umzügen kommen immer weniger Beschäftigte am neuen Standort an, als man am vorherigen hatte. Homepages und Portale werden dichtgemacht, die »Vanity Fair« schließt, und irgendwelche Billigzeitschriften und -zeitungen (»20 cent«) verrecken still und leise und ohne dass es jemand schert.
Harte Zeiten für Leute, die vom Schreiben leben müssen. Seltsamerweise bleibt das Geschrei aus, das man hätte erwarten können. Vielleicht liegt's daran, dass diejenigen, die über die Entlassungswellen berichten müssten, im Augenblick auch Angst um ihren Job haben, den sie verlieren könnten, wenn sie zu laut schreien würden.
Ich weiß es nicht, aber eins habe ich kapiert: Die Krise ist massiv in den Medien angekommen. Daß das alles mit der Wirtschaftskrise so viel nicht zu tun hat, ist für mich einleuchtend, sondern vielleicht eher etwas damit, daß »der Markt« (was immer das jetzt sein mag) nicht so viele Produkte »verkraftet«, oder damit, daß einige Verlage die aktuelle Lage als Chance nutzen, ihr Personal zu verringern.
Aber ich weiß es nicht. Ich kümmere mich da doch lieber wieder um Geschichten, die in Fantasy-Welten oder gleich im Weltraum spielen. Und wundere mich darüber, daß trotz aller Krise »irgendwas mit Medien« immer noch ein Traumberuf für viele Menschen zu sein scheint.
Medien sind doch in aller Köpfe. In Zeiten von Krise und der Angst vor dem drohenden Wegfall des eigenen Arbeitsplatzes sind es doch eben die Geschichten die die Medien publizieren, in denen sich der Mensch zu flüchten versucht um seiner eigenen Realität zu entkommen. Quizshows, Soaps und Serien spielen dem Zuschauer doch tagtäglich eine heile Welt vor. Was wäre da naheliegender als der Wunsch in eben dieser Welt zu arbeiten?
AntwortenLöschenNa ja, ich zumindest hätte Angst, dass die wirkliche Arbeit an solchen heilen Welten mir die Illusion kaputt machen könnte. Das ist doch, als wenn man im Disneyland mal um die Häuser herum geht und feststellt, dass alles Pappfassaden sind. Muss doch für die Leute, die diese Fassaden gebaut haben, noch viel schlimmer sein.
AntwortenLöschenIch bleibe bei Büchern. Da explodieren die heilen Welten nur, wenn ich das so will. ;D
Ich vermute, der große Knackpunkt ist tatsächlich "meine" Branche,die Werbewirtschaft, die die Wirtschaftskrise (oder das, was gern als solche verkauft wird) tatsächlich noch massiver zu spüren bekommt. Denn an was sparen die Firmen und Konzerne als erstes ein? Nicht in der Produktion - wohl aber die Werbung. Und hier weniger die online-Werbung, die noch recht günstig ist, sondern die teuerste Form aller: Die Anzeigen in Print-Medien. Da sind für eine Handvoll Anzeigen mit nur mäßigem Mehrwert schnell ein paar tausend (oder, je nach Größe, auch zehntausend)Euro gespart. Gut, auch das rächt sich irgendwann. Aber nicht gleich. In der Zwischenzeit schließt eine Agentur nach der anderen - und ein Printprodukt nach dem anderen wird eingestellt, weil die Haupteinnahmequellen, die Anzeigen, wegfallen. Hatten wir 2003 schon mal.
AntwortenLöschenEin Blick auf den Werbemarktindex genügt eigentlich. (z.B.http://fachmedien.net/)
Wobei natürlich unbestritten klar ist, dass das momentan auch viele Arbeitgeber zum Ausdünnen der Belegschaft, der Verträge und des Portfolios nutzen. Aber warum sollte das bei uns anders als in anderen Branchen sein?
Erst einmal Hallo von mir, Klaus! Kennst du mich noch? Freu mich, mal wieder was von dir zu lesen!
AntwortenLöschenDas Thema allerdings ist alles andere als erfreulich. Wenn ich diesen Eintrag so lese, kommt da auch sehr viel Resignation hervor - und das ist wirklich schade.
Was mich an der ganzen Angelegenheit erschreckt ist das Worst-Case-Szenario, das sich da auch abspielen könnte, gerade im Bereich der Printmedien: Immer weniger Informationen - oder nur unzuverlässige Informationen - gehen an die Kunden/Leser weiter, und am Ende hat das ganze Auswirkungen auf die Menschen selbst, denn die glauben irgendwann wirklich alles, was ihnen vorgebetet wird. Im Buchsektor wird einem ja (zumindest von den "großen" Verlagen) schon der Einheitsbrei vorgesetzt, aber da gibts zumindest oft genug noch die Lichtblicke durch die kleineren und kleinen. Wenn man dann bedenkt, daß (wenn ich mich miteinbeziehen darf) wir Liebhaber des Phantastischen sind, was ja bekanntlich nur eine kleine Sparte ist, frage ich mich, wann diese Sparte eben nicht mehr beliefert wird.
Argh, ich hör schon auf! Zumindest hoffe ich aber für dich, daß bei dir alles gut läuft.
Klar, Medien sind immer beliebt. Aber wenn man wie ich - wegen Kurzarbeit - erst sieben Tage in diesem Jahr gearbeitet hat, dann stehen Medien erst mal hinten an.
AntwortenLöschenJa, das mit der Werbung haben wir auch schon sehr früh zu spüren bekommen. Wir machen nämlich die Maschinen, welche die Werbung drucken :D
Aber die Welt ist ständig im Wandel, und man sollte dem Fortschritt zuliebe nicht an Wirtschaftszweigen festhalten, die evt. so nicht mehr benötigt werden. Anders gesagt: eine Firma, die nur VHS-Kassetten herstellt, ist heutzutage nicht mehr tragbar.
Andererseits war es auch sehr vermessen von den Handyherstellern und Netzbetreibern ihren Markt so aufzustellen, um in Boomjahren auch das letzte bisschen in Gold gepresstes Latinum an Profit herauszukitzeln, indem sie uns neue Technologien immer nur häppchenweise vorgeworfen haben. "Ja, aber in einem halben Jahr, da kommt der Nachfolger, und der kann das dann." Das ist natürlich ebenso wenig dem Fortschritt dienlich.
Aber wie gesagt geht es einfach zu vielen Mächtigen nur um Profit und nicht um Fortschritt.
Also bitte, lieber Klaus!
AntwortenLöschenDie Wissensgesellschaft schafft Informationskommunismus und das wird sich auf den Rest der Wirtschaft auswirken. Ist doch klar, dass Medien ihre Anziehungskraft behalten, wenn sie im Zuge dieses Wandels nicht sogar wieder an Wahrhaftigkeit gewinnen werden, auch wenn in der Transformationszeit wenig zu verdienen ist. Aber wir arbeiten schließlich nicht, um Geld zu verdienen!
Gruß
Manfred