11 Januar 2009

Pachucos, Oi! und Punk


Rein optisch braucht sich das Moloko Plus schon seit langem nicht mehr hinter anderen »großen Fanzines« zu verstecken: Satz und Layout des farbig gedruckten Fanzines sind professionell und machen bei der Lektüre auch richtig Spaß. Auch inhaltlich gefällt mir das Heft meist, die aktuelle Nummer 37 ist dafür ein schönes Beispiel.

Der wohl umfangreichste und auch lesenswerteste Beitrag ist das Interview mit Zoni. Wer sich mit Oi! aus Deutschland beschäftigt, hat von der Band Verlorene Jungs sicher schon gehört - bei dieser durchaus umstrittenen Kapelle hat er ewig lang gesungen. Und jetzt gibt der Mann, den ich erstmals als »Zonenpeter« wahrgenommen, aber nie persönlich getroffen habe, viel Auskunft über sein abwechslungsreiches Bandleben.

Ebenfalls klasse: der Artikel über die sogenannten Root Suit Riots in Los Angeles im Jahr 1943, von denen ich bislang nur aus dem großartigen James-Ellroy-Roman »Die Schwarze Dahlie« wußte. Die Jugendbewegung der sogenannten Pachucos - jugendliche Latinos -, die sich gegen ihre Entrechnung wehrt und dafür brutal zerschlagen wird ... packendes Thema, richtig gut beschrieben.

Nach wie vor gibt es Artikel über Fußball. Für mich war der Beitrag über die österreichische Nationalmannschaft kurz vor der Vereinigung mit Nazi-Deutschland am interessantesten. Branko Zebec sagte mir vorher nichts, aber die Reportage über den jugoslawischen Spieler und Trainer las ich trotzdem sehr gern.

Und ich erfahre was über die spanische Streetpunk-Band Secret Army oder die Ami-Punks von The Dwarves, die deutschen Ben Gun und Blutiger Osten oder eine Bierbrauerei in Berlin. Die Interviews sind abwechslungsreich und meist gut geschrieben. Schön.

Konzertberichte, Platten- und Fanzine-Besprechungen runden das Heft ab. 60 Seiten für zwoeinhalb Euro, das ist ein guter Preis, und das lohnt sich auch.

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