29 Februar 2008

Schlager-Inferno in Hamburg

Wir hatten Lust auf einen letzten Absacker und stolperten nach Mitternacht ins »Apollonia«, eine sogenannte Bier-Bar direkt am Hauptbahnhof der Hansestadt. In Karlsruhe fiele mir wahrscheinlich nur im Vollsuff ein, eine Kneipe mit einem solchen Ambiente zu betreten; in der Fremde schrecke ich vor manchen Sachen einfach nicht zurück.

Die Kneipe besteht im wesentlichen aus einer großen Theke im hinteren Teil und einigen kleinen Tischen mit Barhockern im vorderen Teil. Da offensichtlich das Rauchverbot nicht galt, saßen wir vorne, wo man ein wenig qualmen und vor allem auf die Straße gucken konnte. Aber das Programm im hinteren Teil der »Apollonia« war viel besser.

Dort hatte die sehr freundliche und auch extrem fit wirkende Dame hinter der Theke nämlich eine CD mit Stücken von Udo Jürgens eingelegt. In dröhnender Lautstärke schwappten »Griechischer Wein« oder auch »Aber bitte mit Sahne« durch das Lokal.

Und eine Gruppe mittelalter Damen und Herren im hinteren Teil der Theke - ich schätzte auf einen Kegelverein auf Großstadtreise - sang begeistert mit, feierte die Stücke geradezu ab. Es wurde getanzt, und die Stimmung stieg weiter an.

Die CD hatte einen »Holperer«, was dazu führte, daß manche Stücke in Endlosschleife zu lang liefen und die CD auch nur mit etwa sechs oder sieben Liedern gespielt wurde. Das aber mehrmals hintereinander. Ich fand das klasse und trank ein Pils nach dem anderen, während ich mich über die tanzenden und singenden Damen und Herren amüsierte.

Ein sehr beleibter Herr mit sehr dickem Schnauzer führte dann noch die Bedienung im gekonnten Schunkel-Tanz-Stil durch das Lokal, bis fast zur Eingangstür. Großartig!

Auf Udo Jürgens folgten andere Schlager, genauso laut, aber eben nicht gut. (Hey, Udo Jürgens ist echt cool! So.) Der übliche Umpft-Umpft-Rhythmus, dazu dümmliche Texte. Aber das hielt die Fans nicht davon ab, ebenso mitzusingen, in die Hände zu klatschen und zu singen.

Irgendwann reichte es uns. Ich war eh schon blau wie die Nacht, und die Musik machte keinen Spaß mehr. Wir bezahlten und gingen. Als wir uns erhoben, verabschiedeten uns die Damen und Herren mit erhobenen Biergläsern und fröhlichen Rufen in die Nacht.

Ich glaube, in diesen Stunden hätten wir Freunde fürs Leben gewinnen können. Schnüff ...

2 Kommentare:

  1. hehe,

    ob das der selbe Typ war den ich am Mi. Abend an der S-Bahnhaltestelle Marktplatz/Pyramide gesehen habe?

    Der gab auch ständig was von Weltuntergang und unser aller Ende wieder.

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  2. Anonym3:09 PM

    Jawoll, endlich wird hier mal eine Lanze für Udo Jürgens gebrochen. Ich mag seine Musik auch.

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