Politiker, die ich richtig verabscheue, gibt es viele. Ich vermute, das liegt an dem Beruf, den sie gewählt haben, und an den Sprechblasen, die sie permanent in die Luft pusten müssen. Und meine Abneigung ist eine Mischung aus Neid (»Boah, so viel Geld verdienen.«) und Erleichterung (»Gottseidank muß ich nicht zu jedem Anlass meine Klappe aufreißen.«), wenn ich das mal so durchdenke.
Und es gibt natürlich Politiker, die ich seit Jahren geistig-moralisch begleite und bei deren Aussagen mir regelmäßig schlecht wird. Dazu zählt Günther Oettinger, den ich noch aus meiner frühen Politaktivisten-Zeit kenne. Nicht persönlich, aber der Mann war in den 80er Jahren Vorsitzender der baden-württembergischen Jungen Union und von daher mitverantwortlich für den Quatsch, den meine Altersgenossen zeitweise verbreiteten.
Im Jahr 2007 blamierte sich Oettinger, der es dank jahrelanger Vetternwirtschaft und geschickter Intrigen bis in das Amt des Ministerpräsidenten im »Muschderländle« geschafft hat, gründlichst, indem er den Alt-Nazi Hans Filbinger im Nachhinein als Widerstandskämpfer gegen das Dritte Reich darstellen wollte. Das war dann sogar den konservativen Christdemokraten ein bißchen zuviel ...
Und jetzt? Jetzt ist der arme Kerl permanent wegen irgendwelcher Beziehungsgeschichten in der Presse. Seine Noch-Ehefrau läßt sich irgendwie von ihm scheiden und macht mit einem Porsche-Manager rum - so berichten die Klatschblätter und das Internet. Die Personalie scheint also wichtig zu sein.
Oettingers Beziehungsleben ist seine Sache, das geht mich nichts an, und so spannend finde ich ihn dann doch nicht. Aber auch hier bin ich in meiner Sichtweise gespalten: Einerseits gönne ich es ihm von Herzen, daß er öffentlich durch den Kakao gezogen wird, andererseits hat das nun mal nichts mit seiner Politik zu tun. Die sollte doch bitteschön kritisiert werden.
Aber es ist nun mal einfacher, über gescheiterte Ehen und schief sitzende Frisuren zu diskutieren. Und manchmal auch einfach lustiger ...
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