25 September 2006

Zwei Schulklassen und Punkrock

Selten war ich vor einem »öffentlichen Auftritt« so unschlüssig wie an diesem Wochenende. Das Rock- und Popmuseum in Gronau hatte mich »gebucht«, wie das so schön heißt, und ich konnte mir einfach weder unter dieser Einrichtung etwas vorstellen noch unter dem Publikum, das mich erwartete.

Am Donnerstag abend, 21. September 2006, hatte ich kaum Zeit, mir das Museum anzuschauen; pünktlich um halb acht Uhr ging es los. Tatsächlich hatte sich Publikum eingefunden: einige punkig aussehende Jugendliche, eine etwas »ältere« Menschen sowie eine komplette Schulklasse. »Vom Missions-Gymniasum«, wie mir erzählt wurde, ohne daß ich mir darunter sonderlich vorstellen konnte.

Ich war tatsächlich nervös, als ich auf die Bühne kletterte. Es handelte sich um eine richtige Bühne, meine Füße waren also etwa auf Kopfhöhe des Publikums, das ich auf diese Weise kaum sehen konnte. Sehr seltsam, denn normalerweise bin ich immer auf Augenhöhe mit den Leuten, wenn ich vorlese.

Da das Publikum so jung und unschuldig aussah, verzichtete ich auf das Vorlesen irgendwelcher Sex-Szenen, sondern las andere Szenen vor. Trotzdem schien es den Schülern gefallen zu haben; sie hielten es fast eineinhalb Stunden lang aus, applaudierten immer brav und zogen als Gruppe ab, nachdem die Lehrerin zum Aufbruch geblasen hatte.

Am nächsten Tag war mein Vortrag über »30 Jahre Punk« für zehn Uhr morgens angesetzt worden. Tatsächlich hatte sich eine Schulklasse eingefunden, sehr junge Schüler vor allem. Recht schnell war mir klar, daß ich den detailbesessenen Vortrag, den ich ausgearbeitet hatte, so nicht halten konnte. Statt dessen beschränkte ich mich darauf, eine Powerpoint-Präsentation vorzuführen und mit Hilfe von Musikbeispielen einen Einblick in die Punk-Szene zu geben.

Anscheinend bekam ich es einigermaßen hin; zumindest lobten mich hinterher nicht nur die Veranstalter, sondern auch die Lehrerin. Ob bei den Schülerinnen und Schülern außer irgendwelchen Vorurteilen zum Thema Punkrock und Hardcore überhaupt was hängenblieb, werde ich wohl leider nie erfahren – schade eigentlich.

4 Kommentare:

  1. Anonym1:34 PM

    Hoi,

    zu 30 Jahren Punk habe ich letzten Freitag was in Aspekte gesehen - war ganz lustig. Da haben sie in einem Zweiminutenbeitrag versucht, die Anfänge des Punks zu beschreiben. So was oberflächliches habe ich lange nicht mehr gesehen - zudem fing der Punk für den Beitragmacher in England an - die USA-Wurzeln wurden mal wieder komplett vergessen...

    Rainer

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  2. Anonym6:42 PM

    Sag mal kannst du vielleicht besagte PowerPoint Präsentation hochladen? Würde mich mal interessieren...

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  3. Auch ich hätte größtes Interesse an deinem ausgearbeiteten Text zur Punk-Geschichte...
    "Unser Lehrer Doktor Punk"
    Ein sehr schwieriges Unterfangen, diese zusammenzustellen, und das auch noch in einem angemessenen Ton. Höchsten Respekt für KHS, der das für das Beiheft zu "Punkrock BRD"-Sampler hervorragend gelöst hat.

    Liebe Grüße

    Andi!

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  4. Punk in zwei Minuten zu packen, ist natürlich auch ein bißchen schwierig; da hätte ich ebenso meine Probleme und müßte einfach dreimal so schnell reden wie sonst. Hm ...

    Ich habe den Punkrock-Vortrag anno 1989 oder so erstmals gehalten, als mich Jugendliche in Freudenstadt fragten: "Sag mol, was isch denn d'r Onderschied zwischa Pangk ond Haardkohr?" Seither habe ich ihn mehrfach modifiziert und wiederholt, zuletzt aber schätzungsweise 1997 oder so.

    Für den Vortrag habe ich das alles einerseits "runtergebrochen", damit ich es schön modular halten kann, und andererseits auf drei Ebenen verteilt: Es gibt eine Art Notizliste auf fünf A4-Blättern (aber kein Reden-Manuskript, da ich ja immer frei rede), es gibt die Powerpoint-Vorführung (die jedem Punkrock-Kenner zu trivial erscheinen wird, weil sie unter anderem viele Bilder enthält, die eh jeder kennt), und es gibt die CD mit den Musikstücken, deren Auswahl sich unter anderem danach richtete, was ich auf CD hatte ... Ähm.

    Ich fürchte, da kann ich niemandem so richtig weiterhelfen.

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