Was passiert, wenn sich ein Medium wie der SPIEGEL um eine Jugendkultur kümmert, ist mal ein Trauerspiel, mal zum Schreien komisch. Ich bin noch nicht sicher, wie ich den aktuellen Artikel auf spiegel.de einschätzen soll.
Unter dem Titel »Die härtesten Weicheier der Welt« geht es diesmal um Straight Edge, also jene Weltanschauung, die ich anno dunnemals in den 80er Jahren auch mitgekriegt, als »interessant« eingestuft und dann für mich als nicht spannend genug betrachtet habe: Hardcore-Punks à la Youth Of Today oder die uralten Minor Threat, die eben nicht saufen als Lebenszweck betrachten, sondern mit ihrem Antialkoholismus geradezu missionieren.
Zeitweise war es ganz schön anstrengend mit den Straight-Edgern, die einen manchmal blöd anschauten, wenn man Bier trank oder mit der Lederjacke und Springerstiefeln auf ein Punk-Konzert ging. Gottseidank ist das heute anders, wenn man dem SPIEGEL-Beitrag glauben kann ...
Es ist in Wirklichkeit wohl eher so, daß sich der Großteil der Straight-Edge-Szene schon Anfang bis Mitte der 90er Jahre soweit von der Punk-Szene abgespalten hat, daß es kaum noch Berührungspunkte gibt. Und wer als Punkrocker nicht säuft, hängt sich einfach nicht mehr ein eigentlich albernes Label wie »Straight Edge« um den Hals, sondern läßt die Sauferei einfach.
»In Deutschland wird die Zahl der Straight Edger auf fünfstellig geschätzt, viele sind jünger als 20«, vermeldet der Beitrag, der zudem davon ausgeht, daß die jungen Straight Edger ein fürchterlich langweiliges Leben zwischen Gesundheitsküche und alkoholfreien Parteis feiern. Glauben wir das auch noch ...
Immerhin verortet der Artikel die Stadt Balingen als »Städtchen nahe Stuttgart« (sind nur 87 Kilometer). Und wir freuen uns über Sätze wie diese: »Straight Edge gehört eigentlich in die achtziger Jahre, als Punk groß und wichtig war, Jugendliche "No Future"-Slogans grölten und Staat und Gesellschaft ablehnten.«
Als ich den Artikel gestern gelesen habe war mir irgendwie klar, daß ich den hier nochmal wiederfinden würde *g*
AntwortenLöschenHarhar. Ich weiß ja, was ich meinen Lesern schuldig bin ...
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