05 Mai 2006

Streß vor dem »Guru«

Berlin-Kreuzberg, gegen 21 Uhr: Carsten und ich sitzen vor dem Restaurant »Guru« in der Körtestraße, ein Inder unweit des Südsterns. Gemütliche Stimmung, laue Abendluft, wir trinken Bier, warten aufs Essen und unterhalten uns über alles mögliche.

Bis es plötzlich klirrt. Der langhaarige Typ in weißen Sandalen, schmuddeliger Jogginghose und offener Jacke - so daß man seine unbehaarte pickelige Brust sieht -, der seit einiger Zeit auf dem Gehsteig herumstolziert, hat seine Bierflasche auf die Straße geworfen. Scherben knirschen laut, wenn Autos darüber rollen, aber es geht kein Reifen kaputt.

Wir schauen anscheinend zu lang zu dem Typen hin. Das merkt er, und keine Viertelstunde später steht er bei uns am Biertisch, stinkt so ein bißchen vor sich hin und sprich mit schludriger Stimme, »suchste Streit oder was?« Dann könne er uns auf die Fresse hauen.

Seltsam aber wahr: Nicht ich bin der Arsch, sondern Carsten ist's, der von ihm blöd angelabert wird. Der bleibt aber cool, reagiert mit wenigen Worten, und der Assi verzieht sich nach einigen Drohungen.

Wir werden nervös, als er weiter auf und ab marschiert, uns mal mit Zigarettenkippen bewirft und dann eine weitere Bierflasche in der Hand balanciert. Ein Scheißgefühl: Bewirft uns der Assi gleich mit seiner leeren Flasche?

Als sie dem besoffenen Deppen neben dem Pizza-Imbiß nebenan aus der Hand fliegt und auf dem Boden zerschellt, bin ich geradezu erleichtert. Am liebsten würde ich dem Typen ja das Freßbrett polieren. Aber ich bin dann noch erleichterter, als wir endlich abhauen.

4 Kommentare:

  1. Das ist ja ne tolle story. Kannst ja wohl in eine neue Perry Rhodan story einbauen.

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  2. Anonym3:23 AM

    Herbert, ich weiss ja nicht wie es dir geht, aber der Alkoholiker hat nur ne Bierflasche, bei PR sind Strahler das A&O!

    Aber ich frag mich, warum Klaus Panik hat, war der Typ größer als ein Elefant?

    Jonas

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  3. Na ja. Die Sache hat insofern einen echten Bezug zur Arbeit, weil Carsten (typemania) und ich uns eben auch über PERRY und Co. unterhalten haben. Und wir fühlten uns ein wenig hilflos, weil wir beide nicht so recht wußten, wie wir uns verhalten sollten. Im Nachhinein finde ich's schon wieder lustig.

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  4. Mh... ob groß wie ein Elefant oder winzig wie eine leicht zu zerquetschende Mücke - ist es immer so einfach, zurück zu schlagen?
    Selbstverständlich ist man hilflos, quasi paralysiert, denn man tat doch nicht mehr als Schauen; is ja nicht verboten.
    Doch hinter den "Willst ein auf die Fresse?" Sprüchen verbirgt sich meist mehr Hilflosigkeit und Scham, als die Faust zuzugeben wünscht.
    Ich find solche Situationen wegen der überraschend hereinbrechenden Aggressivität und Irrationalität immer sehr lähmend. Wie reagiert man darauf adäquat? Zumal wir ja mittlerweile schon wissen, dass ein Faustrecht zu haben nicht unbedingt bedeutet, auch (ein) Recht zu haben.
    Lustig sind solche Situationen - auch im Nachhinein - für mich eher selten.

    lg
    Ten.

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