12 März 2006

Der Clooney-Effekt

Daß einige Besucherinnen nicht unbedingt wegen des Themas, sondern wegen einem Hauptdarsteller ins Kino gegangen waren, merkte ich, als »Syriana« zu Ende war. Gähnend erhoben sich einige junge Frauen, die drei Reihen vor uns gesessen hatten.

»Boah, hab' ich gut geschlafen«, sagte die eine, und die andere pflichtete bei. »Da bin ich froh, daß ich nicht die einzige bin.« Und aus meiner Nachbarschaft, rund vier Plätze von mir entfernt, sagte eine andere zu ihrem Freund: »Ich war also nicht die einzige, der langweilig war und die eingepennt ist.«

Möglicherweise hatten die jungen Damen – übrigens alle blond, aber das soll jetzt nichts heißen – irgend etwas anderes erwartet. Sicher keinen George Clooney mit dickem Bauch und verfilztem Bart, sicher keine komplexe Geschichte, die im Nahen Osten spielt. (Nicht im »Mittleren Osten«, wie die Synchron-Deppen übersetzt haben. Der »Middle East« der Amis ist unser »Naher Osten«. Seufz.)

Ich fand den Film klasse, wenngleich nicht unbedingt die leichteste Unterhaltung. Kein lustiger Film, keine locker-flockige Kino-Unterhaltung. Vielleicht aber war das, was andere Leute gesucht hatten. Geschmäcker sind allerdings auch wirklich verschieden ...

2 Kommentare:

  1. Anonym9:46 PM

    Eigentlich wollte ich Donnerstag in den neuen Atom Egoyan, hatte aber vergessen, dass mein Leib- und Magenprogrammkino seit kurzen Spätvorstellungen nur noch an drei Abenden der Woche anbietet: Freitag, Samstag und Montag. So stand ich staunend um elf vor dem "Roxy" - und fuhr kurzentschlossen zum nahen Multiplex weiter. Da boten sie dann immer noch "Syriana" an.
    Toller Film das. Hübsch bissige Aufklärung über die Praktiken der "freien Welt" - und dazu ein vorzüglicher Film.
    Peter Herfurth-Jesse

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  2. Aus einer Mail eines Autorenkollegen, eingetroffen am 18. April 2006:

    »... es gibt nix Erholsameres, als unschuldig und vergnügt die letzten Einträge im Enpunkt-Blog des Herrn Schefredaktörs durchzustrabern und dabei einer fett und prachtvoll dasitzenden "wegen + Dativ"-Konstruktion zu begegnen. Hach, herzlichen Dank! (Siehe Clooney-Eintrag, in den ersten beiden Zeilen.)«

    Da bleibt mir nur die Einsicht: peinlich, peinlich.

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