31 Januar 2015

Musikalische Strassenprediger

Vor allem in den 90er-Jahren waren die Manic Street Preachers eine erfolgreiche Band, die dem »Indie-Kosmos« angehörte und trotzdem richtig viele Platten verkaufte. Ein Fan der Band war ich nie, aber sie gehörte zu den Bands, die ich gern hörte, wenn ihre Musik bei einer Party lief.

Die Verrückten Straßenprediger kamen aus Wales, legten immer auf ihre Herkunft aus der Arbeiterklasse viel Wert, waren anfangs vor allem von Punk und Wave beeinflusst und wurden in den 90er-Jahren immer mehr zu einer normalen Rock-Band. Heute ist die Kapelle nach wie vor aktiv, ich bekomme nur nicht mehr viel davon mit.

Irgendwann in den 90er-Jahren kaufte ich mir die 12-Inch-Platte mit dem schönen Titel »La Tristesse Durera«, eine Single-Auskoppelung aus dem 1993 veröffentlichten Album »Gold Against The Soul«, die mit drei anderen Stücken in den Handel kam. Ich hörte sie mir dieser Tage wieder mal an und war sehr positiv überrascht.

Das Titelstück glänzt vor allem durch einen auffallenden Gesang und eine »coole« Instrumentierung, ansonsten wird der Freude an der Metal-Gitarre gehuldigt. Richtig gut ist allerdings die B-Seite, wo zwei Live-Versionen zu hören sind. Da zeigt die Band, dass sie live offensichtlich deutlich krachiger war. Bei »Repeat« beispielsweise könnte man zwar auch nicht gerade gut Pogo tanzen, aber es scheppert ordentlich. Schön!

30 Januar 2015

Honorare von der Zeitung

Wenn ich in den Jahren 1983 bis 1987 etwas für die örtliche Ausgabe der »Südwest-Presse« schrieb, bekam ich dafür ein sogenanntes Zeilenhonorar; in den Jahren 1983 und 1984 unterstützt durch eine weitere Pauschalisierung, die dafür sorgte, dass ich jeden Monat ein »festes Grund-Honorar« erhielt. Das war damals durchaus üblich, als freier Mitarbeiter einer Zeitung lebte man von diesem Geld.

Schaue ich mir heute die Abrechnungen vom Oktober 1986 an, sieht das durchaus witzig aus. Damals arbeitete ich schon – zum ersten Mal – in einem mehr oder wenigen Verlag für Bücher, Romanhefte und Zeitschriften in Rastatt, damals in der Abteilung Public Relations, aber ich schrieb nebenbei noch für die Zeitung. Und im Oktober 1986 brachte ich es trotz der Buchmesse und vieler anderer Aktivitäten auf fünf Artikel.

Die Längen variierten stark, es waren vor allem »Kulturberichte«: Ich schrieb über Veranstaltungen im Jugendzentrum und im Jazz-Club. Solche Termine waren abends, und darauf hatten die Festangestellten nicht immer Zeit. Meine Texte schrieb ich nachts, und ich warf sie morgens in den Briefkasten der Redaktion – damals auf Papier –, bevor ich nach Rastatt fuhr.

Ein Text hatte 44 Zeilen, ein anderer immerhin 92; bei einem Zeilenhonorar von gerade mal dreißig Pfennig kam da kein großes Geld zusammen. Die Bezahlung war nicht besonders, was mir im Nachhinein bestätigt, warum ich so gern die Gerichts-Reportagen schrieb: Für die gab es immerhin 60 Pfennig pro Zeile und die Chance, dass sie auch im überregionalen Teil der Zeitung veröffentlicht wurden.

Aber im Nachhinein kann ich darüber eh nicht jammern: Die Arbeit bei der Lokalzeitung hatte mich gelehrt, schnell und präzise zu schreiben, idealerweise ohne zu viele Fremdwörter.

29 Januar 2015

Sex, Drogen, Alkohol

Unter der Überschrift »SEX, Drogen und Alkohol« verfasste Christina Hacker in ihrem Blog »Christinas Multiversum« einen schönen Artikel über meinen Roman »Chaos en France«. Darüber habe ich mich so gefreut, dass ich das unbedingt hier abfeiern muss.

Für Christina ist »Chaos en France« eine »grandiose Fortsetzung des ersten Bandes«; dazu muss man wissen, dass sie mit Punkrock und subkulturellen Ausflügen in die 80er-Jahre eigentlich nicht viel zu tun hat. Aber die Geschichte empfand sie als »gespickt mit großen Emotionen, allerlei tiefgründiger Gedanken und Botschaften die nachdenklich stimmen«. Wenn ich das lese, werde ich ja glatt rot im Gesicht.

In ihrer Rezension lobt Christina Hacker den Stil,  »der einen packt und direkt in die Figur zieht«.Und: »Dabei ist dem Autor nichts zu peinlich, um es in seiner bildhaften und schnörkellosen Sprache zu schildern.«Und natürlich stellt sie sich auch die Frage, wieviel von den Szenen auf eigene Erfahrungen zurückzuführen sind.

Bei einer so schönen Besprechung muss ich einfach mal wieder selbst auf das Buch hinweisen. Es gibt »Chaos en France« als gedruckte Ausgabe in allen Buchhandlungen; man kann es auch bei den einschlägigen Internet-Händlern bestellen. Und selbstverständlich gibt es ebenso eine E-Book-Version, unter anderem für den Kindle und bei Amazon oder auch bei Beam-E-Books.

28 Januar 2015

Einhörner und die Sintflut

Warum ich Einhörner so interessant finde, muss ich an dieser Stelle hoffentlich nicht genauer erläutern. Wer doch mehr wissen möchte, versuche sich an der Internet-Seite des Fantasy-Clubs e.V.; dort steht ein bisschen was.

Warum aber gibt es in unserer Realität keine echten Einhörner? Warum können wir sie nicht sehen, warum sind es reine Phantasiegebilde?

Ein Spot des französischen Fernsehsenders Canal+ gibt darüber jetzt Auskunft. Es liegt an dem vertrottelten Assistenten, den Noah ausschickt, um die Einhörner noch in letzter Minute an Bord der Arche zu bringen – mehr dazu kann man in einem wunderschönen Youtube-Filmchen sehen, das ich hiermit allen empfehle.

Demos in Sicht?

Ich lese heute in den einschlägig bekannten Internet-Medien, dass die Hisbollah mal wieder in Israel angegriffen und dort Soldaten getötet hat. Es ist ein Bruch des Waffenstillstands, und natürlich hat Israel gleich wieder zurückgeschlagen. Die ersten Toten an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel sind bereits zu beklagen, ebenfalls gibt es Gefechte an der Grenze zu Syrien.

Jetzt warte ich ab, was passiert. Was vor allem hierzulande passiert. Wann werden die ersten Friedensdemonstrationen losmarschieren und die »Kriegsgeilheit« der Israelis beklagen? Oder gibt es vielleicht mal eine Demonstration, die »Frieden in Nahost« fordert und dabei die Hisbollah kritisiert? Das wäre ja mal was neues.

Aber ich fürchte, es bleibt alles so, wie es bisher war. Wenn Israel angegriffen wird, ist das irgendwie okay für manche Leute. Wenn die Israelis angreifen oder sich auch »nur wehren«, geht man protestierend, weinend und schreiend auf die Straße.

So mal ganz unter uns: Wenn man eine solche Denkweise nicht antisemitisch nennen darf, was dann?

27 Januar 2015

Cheyenne

Dieser Tage habe ich zum ersten Mal den Film »Cheyenne« gesehen, der Untertitel »This Must Be The Place« hilft einem nur dann weiter, wenn man das betreffende Lied von den Talking Heads kennt. »Cheyenne« kam 2011 in die Kinos, das bekam ich nicht einmal mit. Nach den Beschreibungen wäre ich wohl auch nicht ins Kino gegangen – warum ich ihn mir auf DVD anguckte, kann ich nicht einmal mehr sagen.

Dabei lohnt sich der Streifen absolut; er ist ein großer Spaß für Menschen, die Rockmusik mögen oder generell eine größere Faszination für Musik haben als Otto Normalbürger. Die Hauptrolle hat Sean Penn inne, der diesmal einen fünfzig Jahre alten Mann mit großer Vergangenheit spielt.

Seine Vergangenheit ist die eines Rockstars, der gewissermaßen hängengeblieben ist. Zwar tritt er nicht mehr auf und lebt nur von seinen früheren Erfolgen, aber er zieht sich immer noch so an wie vor über zwanzig Jahren und schminkt sich ebenso. Dabei sieht er aus wie eine Mixtur aus The Cure und Ozzy Osbourne.

Weil er nach dem Tod seines Vaters nach New York reisen muss, beginnt er auch eine Reise in die Vergangenheit seines Vaters. Es wird eine Reise zu sich selbst; dabei geht es um die Judenvernichtung und den Versuch einer Rache an einem Nazi-Peiniger.

Sean Penn spielt seine Figur mit einer Tragikomik, die ihresgleichen sucht. Man weiß als Zuschauer nicht, ob man lachen oder weinen soll – und fragt sich als Zuschauer womöglich, ob man selbst ebenfalls so wirkt, als sei man aus der eigenen Zeit gefallen. »Cheyenne« ist ein Meisterwerk, ein Film, der Rockmusik, Komik und den Holocaust der Nazis verbindet, ohne dass das peinlich wirkt.

Kollateralschaden aus München

Seit einigen Tagen läuft bei mir morgens nach dem Aufstehen eine Platte, zu der ich anfangs keinen sonderlich guten Zugang erhalten habe. Gemeint ist die Platte »Stöbern« der Band Kollateralschaden aus München, die bereits 2011 erschienen ist – im Sommer 2014 hat die Band eine EP nachgelegt, die ich allerdings noch nicht gehört habe.

Musikalisch macht die Band das, was man früher als »Deutschpunk mit Anspruch« bezeichnet hätte, das man heute vielleicht auch als »Emopunk« bezeichnen könnte: recht typischer Punkrock-Sound mit Melodien, die durchaus mal sperrig sind, mit knackendem Schlagzeug und einer immer wieder »auflodernden« Gitarre, dazu die eigenständige und auffällige Stimme des Sängers. Das ist kein typischer Pogo-Sound, es sind keine Stücke, die einen sofort zum Mitsingen auffordern, sondern das ist Punk, der ein wenig komplexer daher kommt.

Die Texte unterstreichen das: »im gefängnis des eigenen körpers / auf die gitterstäbe an den fenstern beschränkt« – das hat schon fast etwas von anspruchsvoller deutscher Lyrik: »alles was die phantasie schon im keim erstickt / ein mensch braucht hilfe um sich aus dem leben zu befreien« klingt nach dem Weltschmerz der frühen 80er-Jahre.

Weder die Texte noch die Musik sind heulsusig, das wird alles auf den Punkt gebracht und ist klar formuliert und instrumentiert. Und nach dem dritten Anhören entfaltet die Langspielplatte immer stärker ihren Reiz – sehr gut und sehr intensiv.

26 Januar 2015

Desordeiros aus den 80er-Jahren

Zu den ersten Punkrock-Bands aus Brasilien, die ich hörte, zählten die Desordeiros. Ihre erste Platte, schlicht mit »do Brasil« betitelt, kam bereits 1987 heraus und wurde auch in Deutschland über diverse Händler angeboten. Die Platte ist recht schlicht gestaltet; inklusive eines Totenschädels mit Irokesenhaarschnitt auf der Rückseite.

Immerhin gibt es ein Textblatt – weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund –, das allerdings in portugiesisch gehalten ist. Dafür zeigt es die Fotos: vier junge Männer, die recht harmlos aussehen und ein bisschen trotzig in die Welt schauen.

Entsprechend ist die Musik: Die Band war zu der Zeit eindeutig vom rüpelig-chaotischen England-Punk der frühen 80er-Jahre beeinflusst. Die rauhe Stimme des Sängers treibt die Stücke nach vorne, das Schlagzeug und der Bass poltern die ganze Zeit vor sich hin, die Gitarre sägt und rutscht ganz selten ins Metallische.

Das knallt und scheppert, dass es eine wahre Freude ist; die Melodien sind schlicht und gerade raus. Die Desordeiros waren keine Freunde des munter-melodischen Sounds, bei ihnen klingt Punk einfach aggressiv und angriffslustig. Die Platte lässt sich auch heute noch sehr gut anhören, sie überzeugt durch ihren einfachen Charakter.

Ein Toskana-Krimi zum Weglaufen

Eine ausgesprochen hübsche Optik, ein ansprechender Rückseitentext – das alles sprach dafür, dass »Schlechte Karten für den Barista« ein echtes Lesevergnügen werden könnte. Ich mag italienische Krimis, also ging ich davon aus, dass mich der Autor Marco Malvaldi ebenfalls gut unterhalten würde. Zudem sollte der »Toskana-Krimi« in einer Region des Landes spielen, die ich schon einige Male bereist hatte.

Um gleich mit dem Jammern und Klagen anzufangen: Der Roman ist zwar durchaus ein Krimi, der sicher die eine oder andere witzige Idee aufzuweisen hat; unterm Strich ist er aber nur zum Wegwerfen oder dem Davonweglaufen geeignet. Dabei ist die Ausgangsposition – vier alte Männer um die achtzig langweilen sich, sitzen den ganzen Tag unter einem Baum und lösen nebenbei einen Mordfall – witzig genug, dass ich schon den entsprechenden Film dazu vor Augen habe.

Nur löst der Autor seine Versprechen nicht ein. Er hat keine saubere Erzählperspektive, er springt gleich auf den ersten Seiten kreuz und quer durch die Zeitenfolge, und seine Art und Weise, Dialoge zu führen, haut mich regelmäßig aus der Geschichte raus. Seitenhiebe auf die italienischen Methoden, die Touristen mit neuen Aktionen auf sich aufmerksam zu machen, retten dann auch nicht mehr viel.

Ich kämpfte mich einige Seiten weit voran, wobei ich mich ständig ärgerte, dann gab ich auf. Nach einiger Zeit, in der ich mich mit Manuskripten einer gewissen Raketenheftchenserie beschäftigte, versuchte ich es erneut – und scheiterte wieder. Weder interessierte mich der Kneipenbesitzer, noch fand ich die vier alten Männer irgendwie faszinierend.

Der Roman brachte mich zur Kapitulation; ich sah ein, dass das nichts für mich war. Aber damit muss man wohl rechnen – nicht jedem kann alles gefallen, und guter Geschmack war schon immer eine Frage der Betrachtung.

25 Januar 2015

Kafkaeskes Kabarett

Was ist davon zu halten, wenn ein rundlicher Mann im Anzug mit rotem Hemd auf die Bühne kommt, den Blick auf den Boden gerichtet, so dass man die Fastglatze sieht, und dann davon erzählt, dass er morgens erst einen Kaffee benötigt, um so richtig in die Gänge zu kommen? Richtig!, das ist der Start eines Kabarett-Programms, in diesem Fall von und mit Matthias Egersdörfer, der am gestrigen Samstag, 24. Januar 2015, im »Tollhaus« in Karlsruhe gastierte.

Was Egersdörfer macht, lässt sich kaum beschreiben. Eigentlich erzählt er eine Geschichte, die sich durch den ganzen Abend zieht. Sie hat Irrungen und Wendungen, sie beginnt mit dem allmorgendlichen Kaffee, enthält Verwandlungen der Haupterson und Begegnungen mit rauchenden Südsizialienern und schwimmenden Meerjungfrauen – das alles in einer Abfolge von schrägen Wortbildern, genialen Lyrik-Anfällen, wüsten Beschimpfungen und sich immer neue aufschaukelnden Fantasiegebilden.

Das muss man gesehen haben, das ist echt sensationell. (Auf seiner eigenen Internet-Seite präsentiert der Kabarettist haufenweise Filme, auf denen man einiges angucken kann.) Zeitweise saß ich im Publikum, hatte den Mund offenstehen und konnte nicht fassen, was der Mann auf der Bühne von sich gab; dann wieder lachte ich Tränen, und das ununterbrochen.

Zu Hochform lief der Mann auf, wenn er auf das Publikum einging. Einzelne Personen wurden von der Bühne herunter grob beschimpft, entweder als »taz-Leser« oder »Neonazis« diffamiert oder aufs übelste verarscht – es war großartig für uns, die wir weit hinten saßen und das alles aus gesicherter Position aus anschauen konnten. Das war stets so spontan, dass ich aus dem Lachen und Staunen wieder nicht herauskam.

Man kann es kurz machen: Der »Knödel« auf der Bühne, wie sich Egersdörfer in seinem fränkischen Dialekt selbst bezeichnete, ist eine »Rampensau« im wahrsten Sinne des Wortes – sein Programm ist absolut empfehlenswert. Gerne mal wieder!

24 Januar 2015

Sterbende Jugendmedien

Das finde ich interessant, wenngleich nicht positiv: Die Jugendzeitungen sterben offensichtlich aus. Zumindest kann man das aus den aktuellen Zahlen schließen, die derzeit in den Mediendiensten veröffentlicht werden.

Die »Bravo«, die »zu meiner Zeit« noch eine Verkaufsauflage von über einer Million hatte, stand vor fünf Jahren bei knapp über 500.000 Exemplaren – immer noch richtig viel. Die Auflage war zwischen 1998 und 2004 eingebrochen. Ende 2014 war die Auflage allerdings bei 123.265 Exemplaren angelangt; und in punkto »harter Auflage« sind es gerade mal 113.005 Käufer.

Die »Bravo«, die jetzt alle zwei Wochen erscheinen soll und angeblich an Auflage wieder zulegt, ist allerdings nicht allein. »Bravo Girl« steht bei 64.000 Exemplaren, »hey!« hat noch 46.981 Käufer, »Popcorn« kommt auf 42.007, und »Yeah!« steht bei 21.398 Käufern. Alle Zahlen zeigen nach unten, es ist keine Besserung in Sicht.

Man muss nicht lange nachdenken, woher das kommt: Die »Jugend von heute« ist mit Smartphones ausgestattet und kann permanent im Internet das tun, was Kids gerne machen. Via Smartphone werden Informationen erlangt, für die man früher ein Heft kaufen musste, und die Kontakte zu allen Freunden sind heute viel einfacher zu halten.

Wohin die Jugendzeitschriften treiben, weiß ich natürlich nicht. Die »Bravo« versucht massiv, aktuelle Internet-Entwicklungen aufzugreifen, und titelt mit »Youtube-Stars«, also jungen Leuten, die über ihre Youtube-Aktivitäten jede Woche einige Zigtausend oder gar Hunderttausend Jugendliche erreichen. Das ist auf jeden Fall ein Thema, das nicht ausgelutscht ist und bei dem sich journalistischer Ehrgeiz noch lohnt ...

23 Januar 2015

Selbstverleger organisieren sich

Es mehren sich die Berichte über Autorinnen und Autoren, die mittlerweile »ordentlich Geld« damit verdienen, dass sie ihre Romane und Kurzgeschichten, ihre Berichte und Sachbücher selbst veröffentlichen: direkt als E-Book, ohne irgendwelche Verlage zu beauftragen. Und mittlerweile ist es nicht mehr ein Randgruppenthema, sondern wird immer stärker von den Medien beachtet. »Selfpublishing« gilt als Trend.

Kein Wunder, dass die Selbstverleger jetzt auch einen eigenen Verband gründen wollen – oder sollen. Im Februar soll dieser Verband gegründet werden, idealerweise in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Das alles klingt auf den ersten Blick sehr überzeugend und nach einer »Think Big«-Lösung; man möchte als Teil einer Branche wahrgenommen werden.

Darin sehe ich die Schwäche hinter dem ganzen Selbstverlagsgedanken: Eigentlich will man ja seine Texte »auf eigene Faust« veröffentlichen, eigentlich ist man doch stolz darauf, so richtig »independent« zu sein. Aber so richtig toll scheint es halt erst zu sein, wenn man mit seinem Buch in einer Buchhandlung schick repräsentiert und damit ernst genommen wird ...

Damian ist Batmans Sohn

Dass ich ein Fan der amerikanischen Comic-Serie »Batman« bin, habe ich schon oft genug erzählt. Ich mag nicht alles, was zu diesem Serienkosmos erscheint – aber ich lese sehr viel aus dem »Batman«-Universum und bin immer wieder positiv überrascht, wie es die Kreativen hinbekommen, eine so alte Marke in der heutigen Zeit zu präsentieren.

Zuletzt las ich das Paperback »Damian – Der Sohn von Batman«, das in der Reihe »DC Premium« als Band 87 erschienen ist. Meiner Ansicht nach ist die Geschichte auch für solche Leute verständlich, die bisher nur wenig »Batman« gelesen haben. Ein wenig sollte man allerdings schon wissen – beispielsweise, wer die Guten und die Bösen sind.

Die Geschichte spielt nämlich in einer Art Alternativ-Zukunft. Damian ist Batmans Sohn; er wacht über Gotham City, macht das aber durchaus mit rabiaten Methoden. Die Bösewichte werden von ihm nicht nur in den Knast gesteckt, sondern auch mal umgebracht. Gleichzeitig hat der junge Mann mit sich und seinen eigenen Ängsten und Zwängen zu kämpfen, während zudem unterschiedliche Batman-Variationen die Stadt unsicher machen ...

Das klingt ein wenig kompliziert, erklärt sich auf den 132 Paperback-Seiten aber ganz gut selbst. (Und wer sich das ganze jetzt noch nicht vorstellen kann, schaue sich bitte die kostenlose Leseprobe an.) Klasse erzählt und gezeichnet ist das ganze sowieso. Kein Wunder: Es sind mit die besten Kreativköpfe der »Batman«-Mannschaft dafür verantwortlich.

Grant Morrison ist ein Autor, den ich für seine großen Handlungsbögen manchmal schätze, manchmal verabscheue. Er versteht sein Handwerk, er kann packende Geschichten erzählen, und das zeigt er im vorliegenden Paperback (das eine vierteilige Miniserie sowie einen abgeschlossenen Einzelband enthält) hervorragend. Schnelle Dialoge, knallige Action – das alles macht er echt klasse. Andy Kubert illustriert das echt beeindruckend.

Krachige Kämpfe, die über zwei Seiten gehen; ein Batman im Regen und in der Dunkelheit – das ist Superhelden-Stil der modernen Art, der zwar übertrieben ist, aber dennoch nicht abschreckt.

Unter dem Label »Batman« kommen immer wieder Geschichten in den Handel, die nicht besonders gut sind. Die hier vorliegende ist allerdings eine der besten, die 2014 in deutscher Sprache veröffentlicht wurden – klasse!

22 Januar 2015

Journalistische Sorgfalt

Als ich anfing, für die örtliche Tageszeitung zu arbeiten, wurden mir die journalistischen Standards massiv eingebläut – dass ich in diesen Jahren viel falsch gemacht habe, ist glücklicherweise unter dem Berg von über dreißig Jahren vergraben und vergessen worden. Aber man machte mir beispielsweise klar, dass ganz eindeutig zwischen Kommentar und Artikel zu trennen sei und dass es wichtig sei, immer die korrekten Begriffe so zu verwenden, dass jeder Leser und jede Leserin immer unweifelhaft wüssten, was ich als Schreiberling meine.

Das war 1983. Schaue ich mir die Medien zu Beginn des Jahres 2015 an, habe ich das Gefühl, dass die Standards, die ich mal gelernt habe, schon lange nicht mehr gelten.

Aktuelles Beispiel: Im Radio ist von einem Anschlag die Rede, den angeblich »Linksautonome« – was ist das eigentlich für ein Wort? – auf die Deutsche Bahn verübt haben sollen. Gemeint ist offensichtlich, dass durch Blockaden und andere Aktionen verhindert werden sollte, dass sich irgendwelche Nationaldeppen in der Innenstadt von Leipzig versammeln.

Dann soll das bitteschön auch so gesagt und geschrieben werden. Bei einem »Anschlag« assoziiere ich so etwas wie die Anschläge, die Terroristen in Ländern wie dem Irak oder Afghanistan fast täglich begehen. Oder so etwas wie die Anschläge auf die Züge in Madrid vor einigen Jahren.

Ein Anschlag ist ein Anschlag. Eine Blockade ist eine Blockade. Ein Nazi ist ein Nazi. Ich weiß nicht, warum die Medien an solchen Begrifflichkeiten so unklar herumeiern.

Oder auch: »viele Tote« in der Ostukraine bei den aktuellen Gefechten. Was heißt »viele Tote«? Sind es einige hundert wie bei den jüngsten Gemetzeln in Nordnigeria? Sind es ein Dutzend wie unlängst bei dem Bus, der beschossen wurde? »Viele« ist ein Wort, das immer heikel ist – und die Medien nutzen solche Worte entweder bewusst, um Dinge zu verschleiern, oder unbewusst, weil die Journalisten zu unsauber formulieren.

Ich glaube nicht an ein Medienkartell. Ich glaube nicht daran, dass irgendwelche finsteren Mächte die Medienschaffenden dazu treiben, so oft so unsauber und falsch zu berichten. Ich glaube, dass die meisten der sogenannten Journalisten einfach viel zu wenig Ahnung von dem haben, was sie tun, und durch ihre Ahnungslosigkeit jede Verwirrung noch verstärken.

Vielleicht sollte man den Pegidioten mal sagen, dass es nicht »Lügenpresse« heißt. Sondern eher »Deppenpresse« ...

21 Januar 2015

Die guten Seiten der Pegida

Wenn ich mich über manche Dinge aufrege, egal ob im persönlichen Umfeld oder darüber hinaus, hilft es mir oftmals, einen anderen Blick einzunehmen. Man muss die Dinge positiv sehen, und dazu zählt für mich auch die Pegida. Die Aufmärsche dieser sogenannten Bewegung in Dresden – und versuchsweise in anderen Städten – treiben mir regelmäßig die Zornesröte ins Gesicht.

Aber vielleicht ist es gut so, dass die Pegida marschiert. Sie sorgt für eine gewisse Klarheit im bundesdeutschen Diskurs. Bis vor einem Vierteljahr konnte man ja glauben, dass sich die Bevölkerungsmehrheit in diesem Land mit der Tatsache abgefunden hat, dass es Flüchtlinge gibt und dass man sich in irgendeiner Weise um die Leute zu kümmern hat.

Die Medien waren derart voll mit Berichten über die Hilfsbereitschaft vieler Deutschen, dass es mir selbst unheimlich wurde. Das hatte nichts mit der Hatz auf Flüchtlinge zu tun, die ich vom Anfang der 90er-Jahre her kannte.

Dank der Pegida ist jetzt wieder eines klar: Es gibt einen großen Prozentsatz an Menschen in diesem Land, die Angst vor Ausländern hat oder diese hasst. Dass sie es unter dem Mäntelchen der Islamkritik tarnen, macht die Aufmärsche der Pegidioten nicht besser.

Bevor jetzt der Einwand kommt, dass nicht jeder, der bei der Pegida mitläuft, unbedingt ein Nazi sei ... das weiß ich selbst. Ich entstamme einem dörflichen Milieu, in dem noch in den 90er-Jahren allerlei Vorurteile gegen Ausländer völlig normal waren und sich »ganz normale« Leute wunderten, wie ich in einer Stadt »mit so vielen Ausländern« überhaupt wohnen könnte.

Pegida sorgt für eine Klarstellung. Die Ausländerfeinde zeigen ihr Gesicht, und das ist vielleicht gar nicht mal schlecht. Dann kann sich keiner in der Sicherheit wiegen, »bei uns« sei alles in Ordnung.

Im übrigen sei noch einmal klargestellt: Wer mit Nazis bei einer Kundgebung miläuft, ist vielleicht keiner, hat aber auch kein Problem mit Rechtsradikalen, mit Massenmordleugnern und Kriegsverherrlichern.

20 Januar 2015

Ein Stückchen Entschleunigung

Es ist sicher altmodisch, wenn man im Jahr 2015 noch Zeitung liest. So richtig auf Papier, mit all dem Rascheln und Umblättern, mit der Druckerschwärze an den Fingern und dem häufig völlig umständlichen Format. Es hat etwas vom 19. Jahrhundert, und doch liebe ich es.

Vielleicht hängt es damit zusammen, dass mein Vater die Zeitung immer zum Feierabend las. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst jahrelang für Zeitungen schrieb und sehr gut weiß, wieviel Arbeit es ist, vernünftige Artikel zu verfassen und eine saubere Gestaltung hinzubekommen.

Tatsache ist, dass ich Zeitungen nicht lese, um schnell informiert zu sein. Ich lese sie, weil ich die Lektüre genießen möchte. Und weil ich mir bewusst Zeit nehmen will.

Wenn ich Zeitung lese, bin ich in einem Stadium der Entschleunigung. Angesichts des andauernden Stresses, in dem ich mich befinde oder zu befinden glaube, ist das eine bewusste Entscheidung für mich, die ich nicht missen möchte. Nicht jetzt und nicht in naher Zukunft.

Eine Zeitung führt mich an Themen heran, die mir sonst entgangen wären. Im Internet bin ich viel eingeschränkter unterwegs; da lese ich die Dinge, die mich interessieren, die ich bewusst auswähle. Bei einer Zeitung werde ich auf Themen gelotst, die ich spontan »anlese« und bei denen ich hängen bleibe.

Beispielsweise würde ich die langen Artikel, die die deutschsprachige Ausgabe von »Le Monde Diplomatique« anbietet, im Internet nie lesen – dazu wäre meine Geduld zu begrenzt. Aber es fasziniert mich, wenn ich mich detailliert und intensiv in einen drei bis vier Seiten umfassenden Artikel etwa zu einem speziellen Thema der Wirtschaft oder der Dritten Welt vertiefen kann.

Das ist Luxus, ich weiß. Aber diesen Luxus möchte ich mir gönnen – wenngleich er vielleicht ein wenig altmodisch sein mag.

19 Januar 2015

Maigret gegen Cadavre

Was für ein Gegner, was für ein Rivale! In dem Roman »Maigret und sein Rivale« des belgischen Schriftstellers Georges Simenon bekommt es Kommissar Maigret nicht nur mit Ermittlungen in der Provinz zu tun, sondern auch noch mit einem Gegner, den er widerwärtig findet. Und damit der Leser das klar kapiert, wird der Gegner sogar als »Inspektor Cadavre« bezeichnet.

Bei jedem anderen Schriftsteller hätte ich angesichts einer solchen Ausgangsposition abgewinkt. Wie kann man aus einem solchen Gegner, der einen derartigen »Talking Name« trägt, überhaupt eine vernünftige Handlung erschaffen?

Wie kaum anders zu erwarten, kriegt es Simenon hin. Sein 24. »Maigret«-Roman, den er 1943 während des Krieges verfasste, spielt in der Vendée, in jener ländlichen Region also, in die sich der Autor während der Besatzungszeit unter der deutschen Wehrmacht zurückzog. Knietief wühlt sich der Kommissar durch die dörflichen Verhältnisse, durch Intrigen und Klassengegensätze – ein knallharter Blick in eine in sich gespaltene Gesellschaft.

Dabei liegt anfangs gar kein »echter« Mord vor. Ein junger Mann hat sich offensichtlich umgebracht, er wurde von einem Zug erfasst. Doch jetzt gehen Gerüchte um, hinter seinem Tod stünde ein wohlhabender Gutsbesitzer ... Als Maigret ermittelt, stellt er rasch fest, dass noch mehr dahintersteckt.

Dörfliche Sittenstrenge, moralische Diskussionen, eine ungeplante Schwangerschaft und Gerüchte aus dem Wirtshaus: Simenons »Maigret und sein Rivale« fängt die streckenweise widerwärtige Stimmung im Dorf hervorragend ein. Der Roman ist keine leichte Lektüre, vor allem am Anfang bereitete er mir Schwierigkeiten – dann aber packt einen die dörfliche Atmosphäre mit all dem, was damit zusammenhängt.

Der Roman ist streckenweise düster, sein Gesamtbild ist geradezu negativ, die Weltsicht des Autors scheint komplett depressiv. Das liegt möglicherweise daran, dass der Roman in einer düsteren Zeit entstand. Ein hervorragender Krimi ist es dennoch ...

18 Januar 2015

Der Bogenschütze wirbt

Nachdem mein erstes Fanzine im Februar 1980 erschienen war und recht gute Kritiken erhalten hatte, arbeitete ich wie ein Besessener an der zweiten Ausgabe. Als ich mit dem Inhalt des Heftes weit genug war, um es in die Druckerei zu geben, ging ich an die Werbung.

Dank der Hilfe meines Science-Fiction-Kumpels Rainer gelang es mir, ein ordentlich gestaltetes Werbeblatt zu erhalten: Ich lieferte die Texte, und er ließ es in der Druckerei, für die er arbeitete, professionell setzen und drucken.

Im Herbst 1980 lagen sie vor mir: einige hundert Blätter im Format DIN A 5, auf kartoniertem Papier und in professioneller Optik; das konnte sich damals praktisch kein anderes Fanzine leisten. Mein Slogan war selbstbewusst: »Die 2. Ausgabe des ›Bogenschützen‹ ist da!« schrie ich in der Überschrift.

Darunter listete ich vor allem Namen auf, von denen ich hoffte, dass sie genügend Strahlkraft hatten. Einge meiner freien Mitarbeiter – darunter Horst-Günter Rubahn und Manfred Borchard – waren zu jener Zeit von den gedruckten Seiten einer gewissen Heftromanserie her bekannt, die anderen sagten mir aber selbst nicht. Aber aus meiner Sicht genügte das.

»Und das alles auf 48 Seiten verkleinertem A5-Format in Offset-Drck für nur DM 2,80« – so lautete der abschließende Slogan. Der Preis war übrigens nie kalkuliert worden, sondern »frei Schnauze« entstanden. Ein Geschäftsmann war ich auch 1980 nicht ...

17 Januar 2015

Zu faul zur Demo

Am heutigen Samstag lud die Alternative für Deutschland zu ihrem Landesparteitag nach Karlsruhe; es gab eine Gegenkundgebung. Eigentlich hatte ich vor, da unbedingt hinzugehen; ich finde die AfD derart widerwärtig, dass ich es richtig finde, gegen diese Partei auf die Straße zu gehen.

Aber ich war nicht bei der Kundgebung. Ich bin ein fauler Sack, und das gebe ich zu. Um neun Uhr morgens an einem Samstag schlafe ich dann doch lieber aus ...

Vielleicht ist es auch besser so. Wenngleich ich die AfD gruselig finde, ist sie nicht mit »echten Nazis« vergleichbar. Es handelt sich bei dieser Partei um ein Sammelbecken seltsamster Spießbürger, die allerlei politische Richtungen bevorzugen – man kann sie nicht unbedingt alle ins Nazi-Fach stecken.

Damit konnte ich meine Faulheit glatt begründen. Es ist doch immer wieder schön, wenn man eine Ausrede dafür hat, sich nicht politisch zu engagieren oder seine Meinung zum Ausdruck zu bringen ...

16 Januar 2015

Shayawaya in der Hand

Als ich in den späten 70er-Jahren damit anfing, mich ernsthaft für Science Fiction und Fantasy zu interessieren, stieß ich bald auf den Ersten Deutschen Fantasy-Club e.V.. Dieser vertrieb nicht nur seine eigenen Fanzines, sondern hatte auch ein Comic-Heft in seinem Portfolio. Das nannte sich »Shayawaya«, stammte von einem Schweizer Künstler namens Chris Roos und fegte mich damals einfach um.

Dieser Tage hatte ich meine »Shayawaya«-Sammlung in der Hand, die ich über all die Jahrzehnte und mehrere Umzüge hinweg aufbewahrt habe. Das bereue ich nicht, wie ich bei einem gemütlichen Durchblättern feststellte. Die Comics sind ein wenig veraltet, ein solcher Stil wäre heute nicht mehr zeitgemäß – aber damals begeisterte es mich.

In beeindruckenden Schwarzweiß-Bildern, die wenig mit dem klassisch-deutschen Comic-Stil eines Hans-Rudi Wäscher zu tun hatten, erzählte Roos seine Geschichte; das Hand-Lettering würde man heute als »krakelig« bezeichnen, aber damals war das völlig in Ordnung so. Und dann die Mixtur: ein wenig Fantasy, ein wenig Science Fiction, viel Abenteuer – und das alles dynamisch und mitreißend.

Wenn ich mir das richtig überlege, muss ich wohl »Shayawaya« in eine Reihe mit »U-Comix« und »Schwermetall« stellen. Das waren die Hefte, die mich anfangs der 80er-Jahre endgültig zu einem Comic-Fan machten – sie erzählten ganz andere Geschichten, als ich sie in den 70er-Jahren in »Zack« oder »Primo« oder gar »MV« gelesen hatte.

15 Januar 2015

Peitschen für Bloggen

Was ist das für ein mieser Staat! Wie die Medien berichten, wird die Strafe gegen den Blogger Raif Badawi allen Ernstes vollstreckt. Der Mann wurde zu 1000 (!) Peitschenhieben verurteilt, weil er angeblich den Islam beleidigt hat. Jede Woche soll er fünfzig Hiebe erhalten – also eine Folter, die sich über zwanzig Wochen hinziehen wird.

Was mich an der ganzen Geschichte am meisten ärgert: Das Land, in dem diese Strafe vollstreckt wird, darf weiterhin davon profitieren, dass es für die Bundesrepublik und den gesamten Westen ein wichtiger Verbündeter ist. Unser Land liefert Waffen nach Saudi-Arabien, alle Wirtschaftsbosse drücken sich bei den Herren des Wüstenreiches die Türklinken in die Hand, und auch die Regierung katzbuckelt immer wieder gern.

Mich macht so hilflos, dass man als »normaler Mensch« nichts machen kann. Klar kann man Amnesty International unterstützen – aber das ist wohl alles. Die schmutzigen Geschäfte laufen weiter, und der Mann wird weiterhin ausgepeitscht; Frauen werden gesteinigt und haben keine Rechte – und das alles ist ein wichtiger Verbündeter.

Vampirische Bräute

Meine klammheimliche Freude an »John Sinclair«-Hörspielen habe ich schon oft genug ausgeplaudert. Meist machen sie mir Spaß, doch mit »Die Bräute des Vampirs« konnte ich mich nicht so gut anfreunden. Ich hörte sie in den ersten Tagen des Neuen Jahres.

Vielleicht liegt es daran, dass die Geschichte, die 1974 erstmals in gedruckter Form erschienen ist, einfach zu trashig und schlicht erzählt war – auf jeden Fall gelang es auch dem Team von Zaubermond-Audio nicht, der kruden Geschichte mit coolen Geräuschen so viel Hirn einzubläuen, dass sie mir gefallen hätte. Es wird viel geschrieen und gemordet, die »leichten Mädchen« sind willkommene Opfer, und der Vampir ist schön fies, aber packen konnte mich das nicht.

Letztlich war das einzige, was an dem Hörspiel wirklich spannend war, die Rahmenhandlung. Und die wurde, wenn ich die Serie und ihre aktuelle Audio-Umsetzung richtig kenne, sowieso »dazu gedichtet«, gehört also eigentlich gar nicht zum »Original-Text«.

Seien wir ehrlich: Es wäre auch zuviel verlangt, könnte mir die »Sinclair Classics« alle gefallen; die Nummer 15 mit dem Titel »Die Bräute des Vampirs« war's auf jeden Fall nicht. Beim nächsen Versuch wird dann alles wieder besser, denke ich.

14 Januar 2015

Im schicken Landgut

Warum es mich unlängst nach Mettmann verschlug, tut hier wenig zur Sache. Die Chance, einmal in der Neandertal-Therme zu planschen, wollten wir uns allerdings nicht entgehen lassen.

Also machten wir »Nägel mit Köpfen« und checkten gleich im feinen Land Gut Höhne ein. Das Ding sah nicht nur toll aus, sondern war auch ziemlich klasse – und das bei Preisen, die sogar für Schwaben verschmerzbar waren.

Das Gebäude ist tatsächlich ein alter Gutshof, der in der Nähe von Düsseldorf liegt, aber weit genug entfernt von den Städten des Rheinlandes oder des Ruhrgebietes. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte wurde viel in das Äußere und Innere des Gebäudes investiert: Von außen wirkt es dank der Backstein-Fassade immer noch alt, im Innern ist man modern genug eingerichtet.

So empfand ich die Zimmer als sehr großzügig: schöne Leseecke, behagliches Bett, Dusche und Toilette in getrennten Nebenräumen, eine gutgefüllte Minibar und ein Blick direkt hinaus auf den Teich sowie das Umland. Bei schönerem Wetter wäre ich sicher spazierengegangen: entweder auf den Golfplatz direkt daneben oder sonstwie ins Umland.

Die Neandertal-Therme erwies sich als klein und übersichtlich, dafür aber sehr stilvoll und schick: Wenn im Schwimmbecken fünf Leute herumschwammen, wurde es schon ein wenig eng, und wenn in der Sauna ein halbes Dutzend Leute saß, war's bereits voll. Aber da ausreichend Flächen zur Verfügung standen, hatte ich recht schnell ein schönes Faulenzer-Gefühl.

Klasse war das Abendessen, stilecht im Gewölbe, ebenso stilecht mit perfektem Service, guten Weinen und gehobener Küche. Dass das Frühstück ebenso hervorragend war, ergänzte den Aufenthalt und machte ihn so zu einem positiven Erlebnis.

13 Januar 2015

Als die Grindolls rockten

Zu den vielen Bands, die während der Nuller-Jahre antraten, Punk-Elemente mit allerlei Rock'n'Roll zu verbinden, zählten die Grindolls aus dem Ruhrgebiet. Dieser Tage hörte ich ihre CD »Kill Your Darlings« mal wieder an, die ursprünglich im August 2005 erschienen ist. Erstaunlicherweise lief sie im CD-Player meines Autos mehrfach – der wummernde Rhythmus der Stücke und die treibenden Melodien sorgten für einen ordentlichen Unterhaltungswert.

Das Problem, das ich bei der Band und bei anderen dieser Art schon immer hatte: Es blieb bei mir einfach nicht genug hängen. Auch nach dem dritten Anhören hatte ich keinen vernünftigen Eindruck von dieser Band genommen. Die Musik ist und war ordentlich, die Jungs konnten echt spielen, und sie ließen es gut krachen.

In der Ausgabe 43 meines Fanzines ENPUNKT schrieb ich im Sommer 2006 über diese Platte, dass mir der Sound unterm Strich »zu pomadig« sei. Das kann ich auch heute noch unbesorgt sagen. Das ändert aber nichts daran, dass die Platte eigentlich echt Spaß macht – allen Rockmusik-Klischees zum Trotz.

(Wer mehr über die Band wissen und auch ein wenig Musik von ihr hören möchte: Auf der noch existierenden, aber schon lange nicht mehr aktualisierten Internet-Seite gibt es einige nette Stücke sowie haufenweise Informationen.)

12 Januar 2015

Gefahr droht von 1982

Am 16. Dezember 1982, also mitten in einer Phase fleißiger Textarbeit, verfasste ich ein kurzes »Gedicht« mit dem schönen Titel »Gefahr droht«. Es bestand im wesentlichen aus einem einzigen Satz, schön unterbrochen durch mehr oder weniger sinnvolle Zeilenbrüche – so machte man das damals, wenn man Gedichte schrieb.

Literarische Anspielungen mochte ich damals sehr, wenngleich heutzutage nicht mehr alles nachvollziehbar ist; die Elfenbeintürme dürften die Schule sein, in der ich mich damals nicht wohlfühlte. (Arbeiten wollte ich aber auch nicht, zumindest nicht außerhalb des Supermarkts, in dem ich drei- bis viermal in der Woche stundenweise tätig war.)

Hier einfach mal dokumentiert – solche Dinge schrieb ich 1982:

Die Aktenberge fallen um,
wenn der Marschschritt
der eisernen Legionen
die elfenbeinernen Türme
in ihren Grundmauern
erzittern lässt.

10 Januar 2015

Paura mit der ersten CD

Nach mehreren Tonträgern und vielen Touren sind die brasilianischen Hardcore-Metalpunks von Paura auch hierzulande einigen Leuten ein Begriff. Ich habe die erste Platte der fünf Kerle aus Sao Paolo dieser Tage erstmals gehört und fand sie eindrucksvoll: wuchtiger New-York-Sound, wie man ihn anfangs der 90er-Jahre in Deutschland ebenfalls an jeder Hardcore-Straßenecke hörte, den ich aber mittlerweile einfach nicht mehr so mag.

Die erste Paura-Platte, die einfach als »1st Release« betitelt ist, kam 1996 heraus, da gab es die Band gerade mal ein Jahr. Der Metal-Einfluss war damals noch nicht so riesig, heute würde ich die Band in die Metal-Ecke stellen: Die Brasilianer klangen massiv nach Sick Of It All, mit denen sie sich nach wie vor gern vergleichen.

Die Texte sind in englischer Sprache, die Aussagen sind okay. Musikalisch gibt's vor allem einen wummernden Bass, einen knalligen Schreigesang mit Mosh-Einlagen und schon damals einen Schuss Metal – das ist alles in allem kein Highlight, aber unterm Strich gut. Wegen der englischen Sprache und des eindeutigen New-York-Anklangs kriegt die Band nicht mal einen Exotenbonus ... den hat sie allerdings auch nicht nötig.

(Ach so: Wer sich einhören möchte, schaue sich mal ein wenig die Bandcamp-Seite der Band an. Finde ich gut!)

09 Januar 2015

Redaktionelle Erinnerungen

Immer wieder schwelge ich öffentlich in Gedanken – dafür ist so ein Blog ja wunderbar geeignet. Im Jahr 2014 machte ich das öfter, in dem ich die Kolumnenreihe »Der Redakteur erinnert sich« auf der Internet-Seite meiner Lieblings-Weltraumserie eifrig ausbaute. Und das möchte ich hier ein wenig zusammenfassen, zumindest mal einige der jüngsten Texte erwähnen.

»Ein Aufbruch ins All mit neuen Mitteln« ist ein Text von mir, in dem ich noch einmal erzähle, wie die Vorarbeiten an PERRY RHODAN NEO verliefen. Ich denke, das war für den einen oder anderen doch interessant, sich zu vergegenwärtigen, dass die Vorbereitungen dafür ab 2005 liefen ...

»Ein Fernsehspot für PERRY RHODAN NEO« sagt eigentlich mit der Überschrift schon völlig klar, um was es geht. Der Text beschäftigt sich mit dem Jahr 2011 Da war ich zum ersten Mal mit der Produktion eines Fernseh-Spots beschäftigt, wenngleich nur indirekt. Spannend und unterhaltsam war das aber trotzdem ...

Ebenfalls im Jahr 2011 angesiedelt ist »Wie wir PERRY RHODAN NEO präsentierten«. In diesem Beitrag schildere ich einen Auftritt auf dem PERRY RHODAN-WeltCon 2011, in dessen Verlauf wir unsere neue Serie vorstellten.

In den Januar 1997 ging es mit »Wie Eckhard das Bloggen erfand«; ich erzähle in diesem Text, wie vor 18 Jahren die Grundlagen für das »Logbuch der Redaktion« gelegt wurden. Manchmal wundere ich mich selbst darüber, wie lange ich das alles schon mache ...

Den Jahresabschluss bildete prompt auch das »jüngste« Thema: In »Drei Mails im März« ging es darum, wie ich mit der Autorin Michelle Stern die weitere Zusammenarbeit vereinbarte. Das war 2013, und im Jahr 2015 werde ich mit dieser Autorin hoffentlich weiterhin gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten; es ging auf jeden Fall schon sehr positiv los.

08 Januar 2015

Bewundernswerter Klassiker

Zu den literarischen Werken, mit denen viele Menschen in der Schule eine Begegnung der unangenehmen Art haben – weil die meisten Lehrer nicht in der Lage sind, Begeisterung für gute Literatur zu entwickeln –, zählt »Schachnovelle« von Stefan Zweig. Dieser Tage las ich endlich die Novelle, die es auch in einer schönen Hardcover-Ausgabe in der Bibliothek Suhrkamp gibt, inklusive eines Nachworts von Siegfried Unseld.

Wer sich ein wenig für den Text interessiert, findet im Internet haufenweise Informationen dazu; das muss ich hier nicht wiederkäuen. Die Geschichte eines Ich-Erzählers, der sich auf eine Fahrt mit dem Dampfschiff begibt und dann Zeuge eines ungeheuerlichen Schachspiels wird, klingt im ersten Moment gar nicht spannend – ist es aber.

Der Ich-Erzähler ist eine passive Figur, die vor allem Bekanntschaften macht und von deren Leben zehrt; er lässt sich viel erzählen. So bekommt er auch die Geschichte des Dr. B. mit, der lange Zeit in einer Art Isolationshaft der Gestapo saß und den nur ein Buch über das Schachspiel davon abhielt, verrückt zu werden. Ebenjener Dr. B. ist in der Lage, einen der weltbesten Schachspieler zu schlagen – weil er sich das Spiel in seiner Haft selbst beibrachte ...

Inwiefern Stefan Zweig, der die Novelle kurz vor seine Selbstmord im Exil verfasste, in den Text seine persönlichen Erlebnisse mit der Nazi-Diktatur einfließen ließ, ist mir nicht bekannt. Für den reinen Text ist das auch nicht wichtig: Er steht für sich.

Zweigs Sprache ist wuchtig, seine Sätze sind oftmals lang, bleiben aber immer verständlich. Er stellt seine Figuren klar auf, als stünden sie auf einem Schachbrett; die Räumlichkeiten, in denen seine Novelle spielt, sind klar begrenzt, was die Handlung noch weiter zuspitzt. Letztlich geht es nicht nur um Schach, sondern auch um den geistigen Willen eines einzelnen Menschen, der mit sich selbst und seinen Gedanken ringt.

Die Geschichte packte mich komplett, ist brillant geschrieben und ungeheuer spannend. Es gibt selbstverständlich keine Action und nichts von alledem, was heutzutage als unterhaltsam gilt – der Autor präsentiert seine Figuren aus der Perspektive seines Ich-Erzählers, und dieser nimmt zu allen Themen dann Stellungen.

Das macht Zweig so meisterhaft, dass seine Novelle noch heute zu einem der Meisterwerke der deutschsprachigen Literatur gilt. Zu Recht!, und ich werde auf jeden Fall bei Gelegenheit mal wieder ein Werk des klassischen deutschen Schriftstellers lesen.

07 Januar 2015

Dezember-Woche der Krimi-Tipps

Viel zu selten, aber immer mal wieder bringe ich es fertig, auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Serie – für die ich als Redakteur tätig bin – Buchbesprechungen zu veröffentlichen, die den üblichen Rahmen aus Science Fiction und Fantasy sprengen. Im Dezember 2014 kam es so zu einer erneuten »Woche der Krimi-Tipps«, die ich an dieser Stelle wiederspiegeln möchte.

Unter dem Titel »Mafiosi und Gefühle« ging es los; ich besprach einen Roman von Andrea Camilleri, der den x-ten Fall über seinen Commissario Montalbano veröffentlichte. Ich mag die Romane wegen ihrer Leichtigkeit auf der einen und ihren klaren Aussagen auf der anderen Seite.

Weiter ging es mit »Galveston«, dem Erstlingswerk von Nic Pizzolato, der mich echt umgehauen hat. Sein Roman ist ein »Melancholischer Krimi mit starken Szenen«, wie ich meinen Artikel dazu genannt habe – er packt und zieht einen unweigerlich in einen Sumpf aus Drama und Gewalt.

»Zwischen Verzweiflung und Drama« erwischte mich dann »In der Brandung«; dabei handelt es sich um einen Roman von Gianrico Carofiglio, der die Grenzen eines Krimis eigentlich weit sprengt. Stattdessen geht der Autor tief in das Innenleben seines Helden hinein und bringt ein faszinierendes Porträt eines ehemaligen »verdeckten Ermittlers«.

Sehr klassisch wiederum ist »Zero Day« von David Baldacci. Bei dem aktuellen Roman des amerikanischen Bestsellerautors handelt es sich um einen »klassischen Polit- und Verschwörungs-Thriller«, wie ich auch meine Besprechung übertitelte, und wer so etwas gelegentlich gern liest, schaut über die eine oder andere Trivialität locker hinweg.

Ein Krimi, der sich eigentlich an Jugendliche richtet, den man als Erwachsener aber ebenfalls gut lesen kann, ist »Septembermädchen« von Kathrin Lange. Die Autorin, mit der zusammen ich einmal im Jahr ein Seminar an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel bestreite, zeigt mit dem Roman zum wiederholten Mal, dass sie sich auf die unterschiedlichsten Richtungen versteht.

06 Januar 2015

Peter und der Schrottplatz

Die aktuelle Ausgabe 117 des OX-Fanzines liegt nun auch schon einige Wochen bei mir zu Hause herum, und ich habe es bislang versäumt, auf die Folge 53 meines Fortsetzungsromans »Und: Hardcore!« hinzuweisen, dem dritten Teil der PETER PANK-Trilogie. Dass ich in der Zielgerade dieses Romans bin und in diesen Tagen versuchen muss, die offenen Handlungsfäden einigermaßen sinnvoll zusammenzuführen, habe ich gelegentlich schon angedeutet ...

In dieser Folge sind Peter Meißner, den alle nur Peter Pank nennen, sowie seine zwei Begleiter Remlow und Tara im Wald zwischen den Dörfern unterwegs. in denen ein großer Teil der Romanhandlung spielt. Sie wollen endlich herausfinden, was alles in dem alten Schrottplatz untergebracht ist, an dem sich immer wieder irgendwelche Nazis treffen.

Ohne ins Detail gehen zu wollen: Man merkt der Folge schon an, dass es eine Übergangsfolge ist. Viel verraten wird nicht, die Helden tappsen durch den verschneiten Wald und streiten sich ein wenig – aber ein wenig Luft holen müssen die Leser ja auch vor den Enthüllungen (die ich mir im Detail übrigens noch ausdenken muss ...).

Anfang Januar 2015 muss die nächste Folge meines Fortsetzungsromans an die OX-Redaktion. Irgendwann in diesem Jahr ist dann der Roman beendet – derzeit diskutieren wir über eine mögliche Fortsetzung.

05 Januar 2015

Unbekannte Amis

Meine erste Radiosendung im Freien Radio Querfunk im Jahr 2015 widmete sich der amerikanischen Punk- und Hardcore-Szene. Ohne es so geplant zu haben, spielte ich vor allem Bands, die eher unbekannt geblieben waren, die nicht gerade »Mainstream« spielten und vor allem aus Regionen stammten, die man nicht gerade als Szene-Hochburgen bezeichnen konnte.

Das traf jetzt nicht unbedingt auf The Provoked aus Minneapolis zu, die ruppigen Anarcho-Punk spielen, ebensowenig auf die Stockyard Stoics mit ihrem rumpeligen Punk, bei denen ich nicht einmal genau weiß, woher die einzelnen Musiker stammen. Und The Films aus Charleston, South Carolina, waren zumindest in den sogenannten IndieRock-Kreisen nicht völlig unbekannt.

Aber wer erinnert sich noch an die Hardcore-Bands Face Value aus Cleveland, Ohio, und None Left Standing, die beide in den frühen 90er-Jahren einigermaßen bekannt gewesen waren? Und was ist mit Bedlam Hour aus Columbia in South Carolina mit ihrem Fun-Hardcore oder Sister Ray aus New Middletown, Ohio, die eine Mixtur aus Gitarrenrock und Punk spielten – beide Bands vom Ende der 80er-Jahre?

Zum Abschluss einer durchaus ungewöhnlichen Sendung gab's noch ein wenig Hole auf die Ohren. Das war die Band von Courney Love, bevor sie vor allem als trauernde Witwe von Kurt Cobain eine gewisse Berühmtheit erlangte ...

Alles in allem empfand ich die Sendung als abwechslungsreich, sie hatte aber wenig Hitqualitäten. Die echten Mitsing-Lieder fehlten diesmal – aber als Start ins zwanzigste Radio-Jahr war's gelungen. (Seit 1995 mache ich jetzt schon meine Radiosendung.)

04 Januar 2015

Wetterleuchten und Lyrik

Ab dem Sommer 1981 stellte ich ein Manuskript zusammen, das den Titel »Wolf im Schafstall« trug und für das ich bereits einen Verlagsvertrag in der Tasche hatte. Die geplante Sammlung von Kurzgeschichten sollte im neu gegründeten Übergrenzen-Verlag erscheinen; es waren bereits ein Titelbild sowie eine Anzeigenkampagne geplant.

Zu den Texten, die ich für diese Anthologie neu schrieb – ich hatte während meiner Lehrzeit genügend Frustmoment und freie Zeit –, zählte auch ein Gedicht, das den schönen Titel »Wetterleuchten nachts« trug und das nie veröffentlicht wurde. Seit den frühesten 80er-Jahren hatte ich es völlig aus meinem Gedächtnis verbannt.

Als ich es beim Aufräumen wiederfand, stellte ich fest, dass es mir sogar nach all den Jahren noch gefiel. Ich merkte, wie stark ich in jenen Jahren von Gedichtsbänden beeindruckt war, die als Fischer-Taschenbuch oder als Paperback im Maro-Verlag erschienen; Texte von amerikanischen Autoren wie Charles Bukowski oder Jack Micheline.

Trotz aller Versuche, diesen amerikanischen Stil zu kopieren, hatte mein Text genügend Eigenständigkeit, und das verwunderte mich positiv. Für ein mögliches Buch mit allerlei Gedichten und »sonstigen Texten« bearbeitete ich den Text jetzt leicht: andere Rechtschreibung, teilweise anderer Zeilenbruch, sonst aber blieb alles gleich.

02 Januar 2015

Salvengeschütze

Noch zwei Tage nach dem großen Feuerwerk sind die Spuren in der Stadt zu sehen. Reste von Raketen liegen in kümmerlichem Schnee, Flaschen stehen am Straßenrand, allerlei Müll verunziert die Grünanlagen. Es ist wie in jedem Jahr: Es wird viel geballert, um das neue Jahr »einzuschießen« – so war es auch zum Jahreswechsel 2014/2015.

Was diesmal auffiel, war die hohe Zahl an Mehrfach-Abschussteilen. Keine Ahnung, wie der Fachbegriff dafür lautet. Ich meine die Dinger, bei denen man ein Mal anzündet und dann in aller Ruhe zuschauen kann, wie einige Dutzend Raketen abgefeuert werden. Die Nacht wurde erhellt von diesen Salvengeschützen, deren Raketen und Knallkörper in fast mathematischer Exaktheit in die Luft zischten.

Ein Zeichen dafür, wie faul die Leute geworden sind? Man hat nur einmal den Aufwand, um dann viel länger »oh! rufen zu können? Ist es billiger, oder ist es schlichte Faulheit? Oder was steckt dahinter?

2014/2015 war es auf jeden Fall auffällig, wie viele von den Dingern herumstanden. Schauen wir mal, welchen Trend wir zum nächsten Jahreswechsel begutachten können.