20 Oktober 2015

Die Ja-Aber-Leute und die Frauen

Als neue Gruppe der deutschen Opfer in der aktuellen Debatte um Flüchtlinge und die daraus resultierende Krise haben Nazis und ihre Claquere – darunter erstaunlicherweise auch Science-Fiction-Autoren und Leute, die ich mal als »links« angesehen habe – eine neue Gruppe gefunden, um die sie sich kümmern können: Es sind die Frauen. Die sind neuerdings bedroht.

Die »Scharen junger Männer«, die zu uns kommen, haben nämlich nichts anderes vor, als haufenweise deutsche Frauen zu vergewaltigen. Wie das mit den anderen Angstaussagen zusammenpasst, die Flüchtlinge würden im Schnitt vier bis acht Familienangehörige nachziehen lassen, womit die »Umvolkung« weiter vorangetrieben wird, ist mir nicht ganz klar – aber egal.

Interessant ist halt wieder der Blick: Es geht nur um deutsche Frauen, vor allem um »blonde deutsche Frauen«, wie es gerne von Podien herunter in die Menge gebrüllt wird. (Welche Minderwertigkeitskomplexe die Redner da bewältigen müssen, möchte ich lieber nicht wissen.)

Dabei gäbe es genügend Frauen in Deutschland, um die man sich mal kümmern müsste; wenn's denn darum ginge, sich um Frauenrechte zu kümmern, müssten sich die applaudierenden »Nicht-Nazis«, deren Aussagen man ständig im Internet liest, einfach mal der Prostituierten annehmen.

Keine Ahnung, wieviel Prozent der Frauen, die in Deutschland »anschaffen«, in Wirklichkeit als Zwangsprostituierte arbeiten müssen. Sind es fünfzig Prozent, sind es neunzig Prozent, sind es nur diejenigen, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Deutschland gelockt wurden? Sicher ist, dass ein großer Teil dieser Frauen im Prinzip tagaus, tagein vergewaltigt wird: mit Billigung von Ämtern und der Polizei, mit klarer Ignoranz durch die Medien, mit starkem Zuspruch durch die »Freier«.

(Ich kenne auch die Berichte von Frauen, die angeblich gern gegen Bezahlung Sex haben wollen; ich guck' schließlich Fernsehen ... Um die geht's mir hier gar nicht.)

Wenn's drum ginge, liebe Leute, die ihr keine Nazis sein wollt (»... ich bin ja kein Nazi, aber man muss sich doch um die Frauen sorgen ...«), sich um Frauen zu kümmern – dann tut doch bitte mal was gegen das himmelschreiende Unrecht, das jeden Tag hunderttausendfach auf deutschen Straßen und in deutschen Hinterzimmern verübt wird.

3 Kommentare:

RoM hat gesagt…

Kia ora, Klaus.
Die obigen Ja-Aber-Leute machen für gewöhnlich einen weiten Bogen um komplexe Themen, die Betrachtung, Analyse & Reflexion bedürfen. Ist viel zu intensive Kopfarbeit und setzt voraus, sich willentlich mit der Welt um einen auseinandersetzen zu wollen. Nope - Simpelschemata sind da bei weitem leichter zu fressen.

Schlüßige Beobachtung Deinerseits. Ich möchte eher nicht wissen wieviele aus der Fraktion der Schändungs-Paranoiker Diskount-Sex, ohne Gummi nachfragen; natürlich ohne, daß die jeweilige Partnerin je davon wüßte.
Hauptsache der aufrechte, deutsche Mann ist seinen Schuß Samen losgeworden...

bonté

lapismont hat gesagt…

Du triffst den Nagel exakt auf dem Kopf. Wo sind die Demonstrationen gegen Geldvernichter bei Bahn, VW oder Telekom?
Wo sind die BürgerInnen gegen Subventionen von florierenden Konzernen?
Wer kämpft vor den Ämtern gegen marode Schulen oder debiles ARD-Programm?

Nein, die Idioten blubbern gegen Kriegsflüchtlinge.

Enpunkt hat gesagt…

Wie? Eine Prinzessin schreibt mir?

Da erstarre ich auf jeden Fall in Ehrfurcht.