30 Juli 2012

Spontan kann auch gut tun

Sonntag, 29. Juli 2012: In aller Hektik komme ich aus dem Schwarzwald zurück; meine Radiosendung ist nicht vorbereitet. Ich suche allerlei CDs zusammen und radle ins Studio des Freien Radios Querfunk. Und dann starte ich eine Sendung im ENPUNKT-Radio, die keine Sekunde lang vorbereitet worden ist.

Was dann heißt, dass ich mich auf Stücke konzentriere, bei denen ich sicher weiß, dass sie funktionieren. Also spiele ich D.O.A. aus Kanada und Tilt aus Kalifornien, beides aus den 80er-Jahren. Ich spiele TV Smith und die Schwarzen Schafe, jeweils Ausnahmen aus den Nullerjahren.

Es gibt ein wenig Ska, es gibt ollen Hardcore von Gray Matter und 7 Seconds und anderen alten Kram. Nichts davon ist und war schlecht, alles kracht und scheppert, und als ich nach einer Stunde das Studio verlasse, habe ich das Gefühl, eine Stunde sehr ordentlich Radio gemacht zu haben ...

29 Juli 2012

Nostalgische Anwandlung

Als ich an diesem Sonntag – es war schon Abend, und die Dämmerung würde bald hereinbrechen – die Straße zwischen Dietersweiler und Freudenstadt fuhr, dachte ich nun wirklich nicht gerade an die vielen Male, die ich sie zurückgelegt hatte. Ich dachte wohl eher nichts, hörte stattdessen auf die Bambix, die im CD-Player liefen, und freute mich auf eine geruhsame Heimatfahrt.

Dann kam ich aus dem Wald, ich fuhr die Straße hinunter, wo früher rechts der Idiotenhügel für die schlechten Skifahrer gewesen war und sich jetzt aufgetürmte Berge aus bepflanztem Bauschutt erhoben, und sah die Stadt vor mir liegen. Die Türme der katholischen und der evangelischen Kirche erhoben sich aus über die Kuppe des Berges, und zwischen all den Bäumen und großen Büschen sah ich die Dächer der Häuser.

In diesem Augenblick schüttete die Sonne noch mal eine ordentliche Ladung Licht über die Stadt hinüber, und ich bekam richtig nostalgische Anwandlungen: Es war nicht das erste Mal, dass ich über diesen Berg kam und aus diesem Wald rollte – in den 80er-Jahren hatte ich die Strecke unzählige Male mit dem Rad oder mit dem Auto zurückgelegt –, aber es war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich diese Empfindung hatte.

Auch wenn ich jetzt seit zwanzig Jahren im Flachland wohne, weit weg vom Schwarzwald, wird's immer meine Heimat bleiben. Dieses Gefühl kommt mir selbst seltsam vor, habe ich die Stadt ihre Bewohner doch punkig-korrekt zeitweise ganz schön gehasst – aber es scheint etwas an der Behauptung dran zu sein, dass man im Lauf der Jahre ganz schön ruhig wird.

28 Juli 2012

Schwül in Kribi

In den vergangenen drei Tagen wurde mir von vielen Leuten vorgejammert, wie schwül es derzeit sei. Recht haben die Leute – mir ist es durchaus zu warm und zu feucht. Nur ... ich erinnere mich noch genau, welcher Schwüle ich ausgesetzt war, als ich in Kribi weilte, im südlichen Kamerun.

Das ist schon ziemlich lange her, irgendwann 1999, und ich war nur einige Tage dort. Aber ich war dämlich genug, an einer Wanderung durch den Regenwald teilzunehmen, auf den Spuren der Pygmäen, die dort noch wohnen, entlang des Flusses und an einem Wasserfall hoch.

Jede Bewegung trieb mir den Schweiß aus den Poren. Schon herumstehen ging nicht, ohne dass einem die Brühe herunterlief. Mein T-Shirt klebte schon nach wenigen Minuten am Körper, und ausziehen war zu blöd wegen der Stechviecher, die durch die Luft surrten.

Das Dorf der Pygmäen erreichte ich natürlich nicht. Die Fotos, die ich bei der Wanderung machte, waren alle unterdurchschnittlich. Was in meinem Hirn bleibt, sind die Erinnerungen: an die beeindruckende Natur, an die fürchterliche Schwüle, an das Wasser, das in schnellen Strudeln an mir vorbeiraste.

27 Juli 2012

AN 238 gelesen


Wieder einmal bin ich positiv überrascht von der optischen Qualität der »Andromeda Nachrichten«. Das altehrwürdige Fanzine des Science Ficton-Clubs Deutschland e.V. wird seit einiger Zeit von Michael Haitel betreut, der dem Heft nicht nur eine bessere Redaktion, sondern auch ein recht professionelles Layout verpasst hat. Dass dies nicht jedem gefällt, belegt ein Leserkommentar in der vorliegenden Nummer 238, den der Redakteur in seiner »Vorbemerkung« veröffentlicht.

Gelungen ist ein Beitrag, der sich mit einem »Conbericht aus einer lichten Zukunft« beschäftigt; schön sind Rückblicke auf Cons oder Buchbesprechungen. Notwendig sind wohl seitenlange Bücherlisten und dergleichen, die zeigen, was zuletzt in Sachen Science Fiction und Fantasy erschienen ist. Langweilig finde ich die unendlich langen Artikel zu PERRY RHODAN, die ich nicht lesen mag.

Insgesamt ist das Fanzine aber ziemlich gelungen: 120 Seiten im A4-Format, das ist anständig. Wäre ich Vereinsmitglied, würde ich mich sehr darüber freuen und keine Sekunde lang maulen – das aber ist eine Unart deutschsprachiger Fans, die ich noch nie so richtig verstanden habe.

Bella Gutenbergia

Wenn es einen schönen Platz in Karlsruhe gibt, ist es der Gutenbergplatz. Im Sommer fühlt man sich dort, als sei man im Urlaub in Italien. So auch am Donnerstag, 26. Juli: Ich kam leider sehr spät aus dem Büro, und bis wir zum Gutenbergplatz gebummelt waren, kam langsam die Dämmerung.

Das machte nichts. Wir setzten uns auf den Platz, direkt vor »Papa Corleone«, direkt unter die Bäume und auf das Kopfsteinpflaster. Leute an den Nachbartischen unterhielten sich halblaut, vor den Biertischen am »Carpe Diem« wurde Jazz live gespielt, und gelegentlich rollte ein Auto im Schritttempo vorüber.

Ich ließ mir gekühlten Wein, leckeren Salat und vegetarische Maultaschen schmecken, und nach einiger Zeit kam ich mir vor, als sei ich im Ausland. Wir sprachen leise miteinander, die anderen Leute ebenfalls, und ihre Stimmen vermischten sich zu einem Gewirr, bei dem man keine einzelnen Worte mehr auseinanderhalten konnte – somit klang es nicht deutsch, sondern irgendwie ausländisch.

Keine schlechte Option: Bei schönem Wetter verbring ich den Jahresurlaub zwischen »fünf« und Gutenbergplatz. Es spart Spritkosten und Zeit, und lecker schmeckt's in Karlsruhe bekanntlich auch.

26 Juli 2012

Bei den Nullbuben

Kommen Bands auf Tour, deren große Zeit in den frühen 80er-Jahren war, kann das ernüchternd sein. Deshalb war ich ein wenig skeptisch, als ich am Mittwoch, 25. Juli 2012, abends in die »Alte Hackerei« radelte. Ich war ein wenig spät dran, hatte aber nicht viel verpasst.

Bei brütenden Temperaturen innerhalb des Lokals spielte bereits Ende/Aus, eine Hardcore-Band aus Karlsruhe, die ich eigentlich ganz okay finde, die ich auch schon mal gesehen hatte, auf deren »Newschool«-Sound ich aber an diesem Abend keine große Lust hatte. Zudem saßen vor der Tür einige Dutzend Leute herum, die ich zu einem großen Teil seit Jahren und Jahrzehnten kannte.

Mit Labern und Biertrinken verstrich die Zeit rasend schnell. Es schien ein Konzert für die Ü30- oder gar Ü40-Generation zu sein ... Kein Wunder: Auf der Bühne standen die Zero Boys aus Indianapolis, die ihre erste Single 1981 und ihre erste Langspielplatte 1982 herausgebracht hatten. Zwei der Herren schienen der Originalbesetzung anzugehören, sie waren beide grauhaarig, während die anderen beiden deutlich jünger waren.

Nach kurzem Nachdenken war das Publikum eifrig dabei. Die Band zögerte ebenfalls nicht lang, sondern schmetterte ein Stück nach dem anderen in den Saal. Bei tropischen Temperaturen kam langsam Stimmung auf, am Ende wurde sogar gepogt, und auch ich hüpfte ein wenig auf der Stelle. Die Band spielte nicht nur ihre Hardcore-Kracher, sondern ebenso einige der experimentiellen Stücke. Die hasste ich früher, weil ich sie zu »jazzig« fand, an diesem Abend passte das aber gut.

Der Sänger war komplett fröhlich unterwegs, kokettierte mit seinem Alter (»dieses Lied habe ich geschrieben, als ich 16 war« oder »1981 ... wer von euch war denn damals schon geboren?«) und verbreitete gute Laune. Er bezeichnete die »Alte Hackerei« als »beautiful«, schmeichelte dem Publikum und war auch sonst ein sehr sympathischer Mensch: keine wütende Hardcore-Attitüde,

Die Band gab eine Zugabe, ich trank ein letztes Bier und kaufte abschließend ein T-Shirt. Kein Wunder: Meine Klamotten waren durchgeschwitzt, und für die Fahrt durch die Stadt wollte ich etwas halbwegs trockenes anhaben. Als ich dann heimradelte, hatte ich immer noch den Sound im Kopf – und ich fühlte mich so richtig gut. Ein sehr gelungener Abend!

25 Juli 2012

Kurze Texte angepeilt

Nicht mehr lange, und ich sitze schon wieder im Zug nach Norddeutschland. Heute morgen erhielt ich die Fahrkarten für die Fahrt nach Wolfenbüttel – ausgerechnet im Hochsommer geht's wieder zur Bundesakademie für kulturelle Bildung. Zusammen mit dem Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber Uwe Anton geht's in dem Seminar dann um »Kurzformen in Fantasy, Horror und Science Fiction«.

Wir haben in den vergangenen Tagen die Aufgabenstellung erarbeitet, die an die Autorinnen und Autoren verschickt wird. Mittlerweile dürften die Seminarteilnehmer in spe alle fleißig schreiben. Ich bin gespannt, was ich dann alles an Texten vorfinden werde. Das Seminar selbst ist dann vom 31. August bis 2. September 2012. Und bis dahin haben wir uns auch ein halbwegs vernünftiges Programm für den Ablauf ausgedacht ...

Neues aus der Baker Street

Die Holmesmania greift weiter um sich: Bekanntlich gibt es die neue Fernsehserie »Sherlock«, die Motive der klassischen Sherlock-Holmes-Geschichten in das »Hier und Heute« verlagert, und es gibt die durchaus erfolgreiche Kino-Verfilmung mit Robert Downey jr.; beides hat mir tatsächlich gefallen, jedes auf seine Weise.

Selbstverständlich findet das ganze in gedruckter Weise seinen Niederschlag. Zum wiederholten Mal ist mir »The Baker Street Chronicle« in die Hände gefallen, ein Magazin, das wie eine Zeitung aufgemacht ist, das man konsequenterweise auch nicht geheftet hat, sondern das aus losen Zeitungsblättern auf dickerem Papier besteht.

Das Magazin ist nicht hundertprozentig ernst gemeint, nähert sich dem Phänomen Sherlock Holmes aber mit wissenschaftlicher Korrektheit an. Das merkt man bei Artikeln, in denen beispielsweise der Fernsehserien-Arzt »Dr. House« mit Sherlock Holmes verglichen wird – die Bezüge liegen tatsächlich auf der Hand –, oder in denen es um die Reichenbachfälle in der Schweiz geht.

Ein erstaunliches Magazin, dessen Lektüre nicht nur dem eingefleischten Holmes-Fan viel Spaß bereitet. Erschienen ist es im DSHG-Verlag in Ludwigshafen, wo man es auch abonnieren kann. Weitere Informationen gibt es auf der Website der Zeitschrift.

Hengst vom Niederrhein

The Italian Stallion gehörten in den Nullerjahren zu den Bands, die den guten alten Hardcore der 80er-Jahre wieder belebten. Die Band stammte aus Wegberg, was irgendwo am Niederrhein liegt, und spielte von 2003 bis 2008 zusammen. Ihre EP »The Collapze« stammt aus der Zeit; sie enthält sage und schreibe elf Stücke, und die knallen alle.

Das ist Hardcore-Punk, wie man ihn 1987/88 in Europa liebte: rasant und auf den Punkt gebracht, ohne Metal-Gewichse und Emo-Gejammer, mit ruppigen Texten und entsprechenden Ansagen. Die Band kritisierte die Punk- und Hardcore-Szene nicht nur einmal; auf dieser EP geht es unter anderem um die sogenannten Tough-Guys, die mit ihrem Karate-Pogo den Spaßfaktor auf Hardcore-Konzerten drastisch heruntersetzen.

Die saugute EP bildet das Mittelteil einer Trilogie von Platten – davor und danach machte die Band jeweils noch eine EP. Die hier kam auf dem Label des EA80-Sängers heraus: im Musikzimmer gewissermaßen. Das passt irgendwie.

24 Juli 2012

Der Politiker und seine liebste Stadt

Zu den Berufsgruppen, denen ich aufgrund vieler Klischees und schlechter Erfahrungen mit Misstrauen begegne, gehören Politiker. Ein Mann scheint allerdings eine Ausnahme zu sein: Der Mann heißt Hartmut Holzapfel, ist Mitglied der SPD und war zeitweise sogar Kultusminister in Hessen. Im »normalen Leben« außerhalb der Politik ist er Donaldist, beschäftigt sich also pseudowissenschaftlich mit der wichtigsten Ente aller Zeiten.

Herausgekommen bei dieser Tätigkeit ist das wunderbare Büchlein »Überall ist Entenhausen«, das im Rahmen der Schriftenteihe der Phantastischen Bibliothek Wetzlar erschienen ist. Da ich selbst die »Donald«-Geschichten schätze, die Carl Barks in vergangenen Jahrzehnten verfasst und gezeichnet hat, bin ich für solcherart Bücher eine ideale Zielgruppe. Vor allem, wenn auch der Untertitel passt: »Geografie und Soziografie einer imaginären (?) Stadt«.

Unterstützt durch zahlreiche Fußnoten, führt Holzapfel in die Welt von Entenhausen ein. Wir erfahren, wie die Justiz und die Politik koordiniert werden, welche Philosophien vorherrschen und welche Rolle die bekannten Familienmitglieder der Duck-Sippe spielen.

Das ganze wird selbstverständlich in sehr vernünftigem Tonfall und sehr ernst formuliert – wie es sich für eine wissenschaftliche Arbeit gehört. Schön ist beispielsweise der »Exkurs zur Veronkelung«, in dem die unterschiedlichen Familienverhältnisse der Stadt herausgearbeitet werden.

»Überall ist Entenhausen« ist als schmales Paperback erschienen, völlig unillustriert und nicht einmal hundert Seiten dick; davon nimmt wiederum gut ein Dutzend Seiten der Fußnoten-Apparat ein. Wer sich für den Donaldismus interessiert, kommt an dem Büchlein nicht vorbei, muss sich allerdings ein wenig bemühen: Die Internet-Seite der Phantastischen Bibliothek ist so strukturiert, dass man nur durch einiges Suchen bis zu dem Punkt kommt, wo man eventuell bestellen könnte ...

23 Juli 2012

Terroristen im Weltraum

Schon mehrfach habe ich über die »Mark Brandis«-Hörspiele geschrieben, meist sehr positiv. Kein Wunder: Es handelt sich um sehr gelungene Umsetzungen der klassischen »Mark Brandis«-Romane, die ich in den 70er-Jahren sehr gern gelesen habe. Die Bücher stammten von dem Schriftsteller Nikolai von Michalewsky, und die Hörspiel-Umsetzung wird von Balthasar von Weymarn betrieben.

Zuletzt hörte ich die Doppelfolge 11 und 12. Doppelfolge heißt: In zwei Hörspielen wird ein Roman verarbeitet. In diesem Fall handelt es sich um »Die Vollstrecker« – im Prinzip eine Terroristenjagd im Weltraum und auf der Erde. Die Terroristen-Story wird hierbei noch schön mit Klonmenschen und modernen Raumschiffen in Verbindung gebracht, so dass jeder Science-Fiction-Fan auf seine Kosten kommt.

Wie immer kann ich die Sprecher und die Geräusche nur loben. Die vielleicht ein wenig angestaubte Terror-Geschichte wird durch die packenden Dialoge schön modernisiert, das ist alles stimmig und überzeugend. Schnelle Flüge mit Raumschiffen, Action und überraschende Wendungen dürften den jugendlichen Hörern ebenso gefallen wie den Erwachsenen, die beim Anhören an die Zeit ihrer Jugend und ihre eigene »Mark Brandis«-Lektüre denken dürften.

Gut ist, dass man »Die Vollstrecker I« und »Die Vollstrecker II« so gut wie ohne Vorkenntnisse hören kann; die Geschichte ist unabhängig und funktioniert allein sehr gut. Wer allerdings den »Mark Brandis«-Kosmos kennt, stößt immer wieder auf bekannte Elemente und liebgewonnene Figuren; das macht echt Spaß.

Es wird Zeit, dass ich zu den aktuellen Hörspielen aufhole; längst hat die Serie die Nummer 20 überschritten. Aber so lange mir jede Folge so viel Freude bereitet, stört es nicht, wenn ich mich nur langsam »vorankämpfen« kann.

22 Juli 2012

Nachts noch Pommes

Aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun, war ich in der Nacht vom Samstag auf Sonntag ein wenig angetrunken. Ich stand mit dem Rücken zur »Heiligen Sophie«, in der ich einige Biere in mich hineingestürzt hatte, und ich fühlte mich sehr aufgekratzt. Heim wollte ich noch nicht, obwohl es eigentlich klüger gewesen wäre.

Also entschied ich mich spontan dazu, in die »Alte Hackerei« zu fahren. Dort sollte an diesem Abend eine »After-Fest-Party« stattfinden, was laute Musik und viele besoffene Leute versprach. Aber als ich dann losradelte, die Kaiserstraße entlang, auf der Dutzende von jungen Leuten unterwegs war, verspürte ich Hunger.

Ich steuerte »Kofler's« an, die Pommesbude in der Fußgängerzone. Nicht nur ich hatte diese Idee: Die Bude wurde von zahlreichen Hungrigen und vor allem Betrunkenen umlagert, die meisten verlangten irgendwelche Würste, Schnitzel oder ekelhaft aussehenden Fleischkäse.

Ich hörte Dialekte, die klangen, als seien ihre Sprecher aus der tiefsten Pfalz oder aus dem ebenso tiefsten Schwarzwald angereist. Im Prinzip hätte ich eine Kamera dabei haben sollen, und es hätte für eine »Reality-TV«-Sendung in irgendeinem Privatsender gereicht.

Vielleicht hätte ich auch noch ein Bier trinken sollen, vielleicht gleich zwei hintereinander. Aber so stand ich an einer Ecke, verspeiste mit tierischem Heißhunger die erstaunlich gut schmeckenden Pommes frites, hörte mir das Gerede an und dachte mir nicht zum ersten Mal, dass ich wohl nicht viel verpasst hatte: In Karlsruhe war schließlich »das Fest«, das riesige Open-Air-Festival, das Zigtausende aus Süddeutschland anzog.

Die »Hackerei« erschien mir irgendwie auf einmal nicht mehr erstrebenswert, ein Bier hätte den Rest der Nacht vielleicht erträglicher gestaltet, aber mir wurde klar, dass mein Bett im Augenblick das beste war, das ich ansteuern sollte. Und so radelte ich durch die Innenstadt von Karlsruhe heim, ein wenig fröstelnd vom kühlen Fahrtwind, ein wenig überdreht vom Bier zuvor, gut gesättigt von den fettigen Pommes.

21 Juli 2012

Aufruf zum Generalstreik

Wie machen es Anti-Flag eigentlich? Die Band ist nicht mehr jung, klingt aber immer noch so, als hätte sich hier ein Haufen engagierter Jung-Punks zusammengerottet und spielte um sein Leben. In den letzten Tagen hörte ich sehr oft die aktuelle Platte »The General Strike«, und die ist wieder mal große Klasse.

Musikalisch lässt es die Band vom ersten Ton an knallen: energiegeladener Punkrock zum Hüpfen und Pogen, mit wuchtigen Melodien und wütendem Gebrüll, schnell und engagiert und dann wieder eine Spur langsamer, als ginge es darum, Luft für den nächsten Angriff auf die Pogo-Fläche zu zielen. Bei diesem Sound kann ich nicht still stehen und sitzen, da muss ich mich einfach bewegen.

Politisch weiß die Band sowieso, was sie will, und irgendwie klingt es auch nach gut zwanzig Jahren nicht abgeschmackt. Man hasst die neoliberale Scheiße, die unsere Welt zukleistert, man schreit zum Generalangriff auf gängige Klischees und fordert immer wieder zum Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse auf.

Die Band und die Platte sind der Beweis, dass Punkrock im Jahr 2012 nach wie vor einen Sinn und eine Bedeutung haben kann – und sei es nur, einen Grund und eine Richtung für Hass und Wut genannt zu bekommen.

20 Juli 2012

Comics besprochen

Bekanntlich bespreche ich auf der PERRY RHODAN-Homepage so gut wie jede Woche mindestens ein Buch, ein Hörbuch oder einen Comic. Wichtig: Die Dinge habe ich auch wirklich gelesen oder gehört. Was mir nicht gefällt, bespreche ich übrigens nicht; es handelt sich nicht um Gefälligkeitsrezensionen.

Zuletzt hatte ich die Comic-Serie »Gipsy«, die vor gut einem Dutzend Jahren schon mal bei Carlsen veröffentlicht wurde, jetzt aber in einer schönen Hardcover-Version bei Splitter herauskommt. Meine Rezension zu dem Science-Fiction-Comic erschien unter dem Titel »Trucker-Abenteuer im 21. Jahrhundert«.

Den Roman »Der ewige Krieg« von Joe Haldeman fand ich schon immer gut: Das Vietnam-Trauma wird in die Zukunft verlegt, ein Antikriegsroman im Science-Fiction-Umfeld. Es gibt natürlich auch eine Comic-Adaption, die von Mark Marvano publiziert wurde. Ich besprach die eindrucksvolle Comic-Gesamtausgabe.

Unter dem Titel »Träumerisch-phantastische Comic-Geschichten« besprach ich die ersten zwei Bände von »Benjamin« des Künstlers Alberto Varanda: kein echter Comic, eher Cartoons, die vordergründig von einem kleinen Jungen handeln, aber oft philosophisch wirken. Klasse gemacht!

Um Superhelden im weitesten Sinne geht es in »Powers 1« von Brian Michael Bendis und Michael Avon Oeming. Unter dem Titel »Retro Girl und andere Helden« schrieb ich über die phantastische Comic-Serie aus den USA, die schon allerlei Preise kassiert hat.

Zum Abschluss ein Klassiker: »Johann & Pfiffikus« las ich als Kind schon gern, jetzt gibt es den Comic-Klassiker von Peyo bei Toonfish, und ich habe ihn unter dem Titel »Historischer Funny in schöner Neuauflage« rezensiert. Lohnenswert!

19 Juli 2012

Gelandet in der Jazz-Kneipe

Rückblick auf den Venedig-Trip im April 2012

Wir waren eine Woche in Venedig, und wir bekamen es nicht auf die Reihe, ein Konzert zu besuchen. Kein Vivaldi-Konzert, kein Punk-Konzert, kein Jazz-Konzert, einfach nichts. Immerhin schafften wir es ins »Bacaro Jazz«, das sich als eine Mischung aus Kneipe, Cocktailbar und Musik-Club erwies: mehr Pop und Rock als Jazz, aber immerhin hatte es nachts noch vergleichsweise lang offen.

Das Ganze wirkte eher wie eine Kneipe für Touristen, nicht für Einheimische. Das Personal sprach Englisch, teilweise sogar Deutsch; und die BHs, die von der Decke hingen, sollten wohl ein Klientel ansprechen, das sich leicht unterhalten ließ. Einheimische waren allerdings anwesend: An der Theke sprachen grauhaarige Männer lauthals auf italienisch miteinander. Die Mehrzahl des Publikums an dem Abend, zu dem wir anwesend waren, schien aber aus dem Ausland zu kommen.

Wir tranken Wein und Cocktails, die preislich im Rahmen waren. Im Rahmen dessen, was wir in Venedig kennengelernt hatten, versteht sich – aber es war nicht völlig übertrieben. Es gab kleine Snacks, und im Hintergrund lief laute Pop-Musik.

Alles in allem eine sehr nette Kneipe, keine fünf, sechs Minuten von unserer Wohnung entfernt, dummerweise aber auf der »falschen« Seite des Kanals. Die Folge war, dass wir in angetrunkenem Zustand über die Rialto-Brücke wanken und durch das Gassengewirr stolpertn musste – aber es ging alles gut.

18 Juli 2012

Galerie der alten Meister

Rückblick auf den Venedig-Trip im April 2012

»Mindestens ein Museum müssen wir besuchen, wenn wir in Venedig sind.« Auf dieses Statement hatten wir uns geeinigt. Nur: Was guckt man in einer Stadt an, in der es von Museen nur so wimmelt? Moderne Kunst? Klassiker? Plastiken? Möbel?

Wir entschieden uns für die »Gallerie del'Accademia di Venezia«, und dieser Besuch lohnte sich. Es kostete elf Euro Eintritt, eigentlich ein stolzer Preis, aber wir waren mehrere Stunden in diesem Museum, bis uns fast die Füße wehtaten, und das war alles in allem super-interessant.

Gezeigt werden in dem wuchtigen Gebäude im südlichen Teil der Altstadt vor allem die »alten Meister«, was ein weit gespannter Begriff ist. Aber es geht mit byzantinischer Kunst los, sprich, im tiefsten Mittelalter: Altäre mit viel Blattgold, seltsame Madonna-Bilder und andere Kunstwerke, die man wahrscheinlich nur dann richtig einordnen kann, wenn man die entsprechende Zeit studiert hat.

Der Schwerpunkt liegt auf dem 16. und 17. Jahrhundert: In dieser Zeit statteten die Großen der Kunst die Kirchen und Paläste in der freien Republik Venedig mit haufenweise Bildern und Statuen aus. Teilweise waren das richtig große Bilder, eines davon gut ein Dutzend Meter breit und über drei Meter hoch – eigentlich ein Comic, denn viele der Details zeigten kleine Geschichten.

Selbst wenn man sich nicht sonderlich gut mit Kunst auskennt, wie es bei mir der Fall ist, wird man mit starken Bildern und faszinierenden Eindrücken belohnt. Staunend spazierte ich durch die großen Räume, guckte auf Fürsten und Landschaften, auf Statuen und Altäre.

Zu manchen Bildern gab's im Reiseführer einigermaßen brauchbare Erläuterungen, und das fand ich dann interessant: In einem solchen Fall kapierte ich dann auch, wer denn warum auf dem Bild in welcher Post abgebildet worden ist. Ein echter Fan klassischer Malerei werde ich sicher nicht werden, aber die »Academia« kann ich jedem empfehlen.

Derby Dolls aus Tübingen

In den 80er-Jahren gehörte das Epplehaus in Tübingen zu meinen bevorzugten Pogo-Orten; als ich ab 1989 in der Stadt arbeitete, ging ich sogar regelmäßig zu dem Stammtisch im Jugendhaus, den wir inoffiziell als »Oi!-Stammtisch« bezeichneten. Ansonsten empfand ich Tübingen stets als lahm.

Und ausgerechnet aus dieser studentischen Stadt kommt jetzt eine neue Band, die ich super finde: die Derby Dolls. Es gibt eine EP und eine Langspielplatte, und die läuft hier seit Tagen immer wieder. Der Titel der angeblich auf 300 Exemplare limitierten LP lautet »Extreme Probleme«, verantwortlich ist das Label Erste Theke Tonträger.

Die Texte sind in englisch oder deutsch, die Musik ist eine rasante Punkrock-Mixtur unterschiedlicher Stilrichtungen: ein wenig 1977, ein wenig frühe Neue Deutsche Welle – das alles aber kein bisschen abgeschmackt, sondern immer flott, melodisch und dynamisch. Dazu die Stimme der Sängerin, die keine Pause zu kennen scheint. Einfach klasse!

17 Juli 2012

Follow 414

Mit 474 Seiten ist die März-Ausgabe von »Follow« das wohl dickste Fanzine, das ich in diesem Jahr in die Finger bekommen werde. Fanzine? Ja, eigentlich immer noch: Das Heft, nein, das Buch wird von Fantasy-Fans produziert, die dort ihre Fantasy-Welt simulieren.

Und nimmt man es genau, ist »Follow« als Fanzine nichts anderes als ein Sammelwerk von anderen Fanzines: Kleine Hefte wie »Bärenhaut« oder »Nachschlag« werden hier zusammengefasst, als dickes Paperback aufgebunden und gemeinsam verschickt. Das macht dann eigentlich viel Spaß beim Durchstöbern, auch wenn man – wie ich es leider bin – so viel Bezug zu den einzelnen Gruppierungen und Zeitschriften dann doch nicht hat.

Ohne zu sehr in die Details gehen zu wollen (es gibt dafür schließlich einen Grundsatzartikel im vorliegenden Buch/Heft): In der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift sowie den in ihr eingegliederten Einzelbeiträgen simulieren verschiedene Gruppierungen eine Fantasy-Welt.

Es gibt Ritter, es gibt Seeräuber, es gibt Naturgeister und Gespenster. Jede Gruppierung wird von einem eigenen Herrscher »regiert«, und in den jeweiligen Beiträgen wird geschrieben, was so passiert. Es gibt also Kurzgeschichten, Artikel, Grafiken und dergleichen. Klingt vielleicht komisch, ist aber so.

In der aktuellen Ausgabe zieht sich ein trauriges Thema durch: Ein langjähriges Vereinsmitglied ist verstorben, und in vielen Beiträgen sind Nachrufe auf ihn enthalten, ebenso Fotos und weitere Erinnerungen. Der Fantasy-Verein wirkt hier als Ergänzung zur existierenden Familie, was ich irgendwie tröstlich finde.

Start sind auch zwei Erzählungen: Sowohl in »Flucht aus Magramor« als auch in »Wege des Ruhms« geht es blutig zur Sache, es wird hart gekämpft – und gleichzeitig gibt es ein Stück Geschichtsschreibung einer Fantasy-Welt. Literarisch »hochwertig« ist das nicht, aber konsequent geschrieben.

In gewisser Weise ist »Follow« in mehrfacher Hinsicht ein starkes Fanzine. Wenngleich ich mit dem Verein nicht mehr viel zu tun habe und ein faules, zahlendes Mitglied geworden bin, hat mich die Lektüre streckenweise doch wieder gut gepackt.

16 Juli 2012

Chaos in Karlsruhe?

Am Wochenende bekam ich ein Stück Papier, das ich lange Zeit ungläubig anstarrte: Es war ein vierfarbig gedrucktes A6-Blatt, ein sogenannter Flyer, und auf diesem wurde zu Chaostagen in Karlsruhe aufgerufen. In Karlsruhe ... also da, wo ich wohne. Ich wollte es nicht glauben.

Der Slogan bringt die Geschichte der Chaostage, die im Dezember 1982 erstmals in Hannover stattfanden, zusammen mit dem Verkehrschaos und den Tausenden von Bauzäunen in Karlsruhe: »30 Jahre Chaostage – Wir sind Punks und schmeißen mit Bauzäunen«.

Auf der anderen Seite des Flyers kommt noch eine zynische CNN-Schlagzeile: »Eskalation der Wut am 10.10. – Zuspitzung in den kommenden Tagen erwartet«. In Erinnerung an die legendäre »Penny«-Plünderung während der Chaostage 1995 in Hannover ist auch ein »Penny Markt«-Schriftzug abgebildet, dazu die Zeile »Erstmal zu Penny – ab 10.10. täglich Freibier«.

Ich erinnere ich düster an kleinere Punk-Treffen oder den Versuch, Chaostage auf dem Marktplatz der Stadt auszurufen. Es war sofort ein großes Polizei-Aufgebot zur Stelle, das die jeweils ein paar Dutzend Kid-Punks sofort in Schach hielt, vertrieb oder wegsperrte. Zumindest die Mobilisierung fürs Jahr 2012 scheint stärker zu laufen; angeblich wurden die Flyers schon überall verteilt.

Es ist bezeichnend, dass ich jetzt erst davon erfahre. Und es ist noch viel bezeichnender, dass ich diese Chaostage verpassen werde: Sie sind für den 10. bis 14. Oktober 2012 angekündigt, und da werde ich mit Anzug und Krawatte auf der Frankfurter Buchmesse herumstehen ...

15 Juli 2012

Wie ein Disco-Punk

Der Samstag abend, 14. Juli 2012, brachte mich tatsächlich in einen gewissen Freizeitstress. Aber wenn man in Karlsruhe wohnt, ein Fahrrad besitzt und regelmäßig ein Bier nach dem anderen in sich hinein schüttet, kann man echte Hochleistungen erreichen.

In der Südstadt besuchte ich das Werderstraßenfest, das - wo sonst? - in der Werderstraße veranstaltet wurde. Auf dem abgesperrten Straßenstück war eine Bühne aufgebaut worden, es gab Essensstände, einen Bierstand, einen Stand mit Schallplatten, Büchern und T-Shirts und ein wenig Kinderbetreuung. Das Publikum, das sich bei erstaunlich gutem Wetter versammelt hatte, bestand aus Szeneleuten (Punk, Hardcore, Oi!, Antifa und so), örtlichen Staßensäufern und Anwohnern.

Ich trank Bier und futterte ein Sojaschnitzel, laberte mit Leuten und überstand so ganz gut wie Band Ego vs. Emo, mit der ich nicht so viel anfangen konnte. Der Grund, weshalb ich gekommen war, erwies sich wieder als lohnend: Rogue Steady Orchestra aus Göttingen heizten mit ihrer furiosen Mischung aus Ska und Punkrock ein und brachten sogar schlappe Karlsruher zum Tanzen.

Danach kam Hip Hop von Le Grand Uff Zaque, das vor allem die Kids aus der Südstadt begeisterte, mich aber eher an den Bierstand und später auf mein Fahrrad trieb. Durch die Dämmerung radelte ich von der Süd- in die Nordstadt.

Im »fünf« bekam ich den Rest des Hoffestes mit, den Auftritt der Band Wilder Weizen oder so aus Düsseldorf. Nett. Ich trank Bier, futterte leckeres vegetarisches Grillgut, redete allerlei Zeugs und trank - na klar - gleich noch ein Bier.

Dann radelte ich in Richtung »Lago«, weil dort eine Geburtstagsparty stattfinden sollte. Unterwegs ein Anruf auf meinem Handy: »Wir fahren jetzt vom Lago in die Hackerei.« Kein Problem: Ich wendete in der Nordweststadt und fuhr in Richtung Oststadt. Dort war ich mit meinem Rad noch vor den Autofahrern in der »Alten Hackerei« zum Disco-Abend.

Es lief eine großartige Mischung aus Ska und Sixties-Klängen; das eher unpunkige Publikum verbreitete bombastische Laune, ich ließ mich zu Schnäpsen verführen und trank Bier. Auf zwei großen Fernsehern lief »Quadrophenia« ohne Ton, die Stimmung wurde immer besser, ich laberte viel Unfug, und als ich gegen vier Uhr mein Fahrrad suchte, hatte ich - gelinge gesagt - leichte Koordinationsschwierigkeiten.

Aber es war ein rundum gelungener Abend. Wie früher, als ich im ZAP noch meine Kolumne »Disco-Punks unterwegs« schrieb ...

14 Juli 2012

Frischluft-Vernissage

Ich kenne Tinka nun schon seit einigen Jahren - mindestens seit den Zeiten der besetzten Schwarzaldstraße. In der »Alten Hackerei« sorgt sie zuverlässig dafür, dass alternde Trunkenbolde wie ich nicht auf ihr Bier zum Punkrock verzichten müssen, indem sie hinter der Theke wirbelt und wirkt.

Dass sie auch Künstlerin ist, war mir durchaus bewusst. Umso mehr freute mich die Einladung zu einer Vernissage unter dem Titel »Frischluft 01 – Plakat Wand Kunst«, die am Freitag, 13. Juli, ab 18 Uhr in Karlsruhe-Durlach sein sollte. Euphemistisch wurden »Sie und Ihre Freunde« eingeladen.

Um 18 Uhr arbeitete ich noch, was bedeutete, dass ich den Vortrag verpasste. Zum Ausgleich kam ich nicht allein, sondern zu fünft. Damit sorgten wir auch prompt dafür, dass das aufgebaute Bier nicht schal wurde ...

Tinkas riesiges Plakat ist im Prinzip eine Punkrock-Collage, in der man sehr viele Plattencover aus den 80er- und 90er-Jahren wiederfinden kann, dazu Kunst-Kram aus alten Zeiten und haufenweise andere Details, die wir in gemeinsamer, bierseliger Arbeit herausfanden. Danach schauten wir uns in sanftem Nieselregen die anderen Plakate an – meist richtig gute Bilder, die man getrost angucken kann.

Die Plakate hängen in Karlsruhe-Durlach, An der Raumfabrik 33c, und wer mal in der Gegend ist, kann sie sich angucken. Das lohnt sich, vor allem, wenn man die Bilder mal aus der Ferne und dann wieder aus der Nähe – und andersrum – betrachtet.

13 Juli 2012

Drei Männer mit Krawatte

Obwohl ich mich nach einer anstrengenden Woche ziemlich zermatscht fühlte, ließ ich mich bereitwillig am Donnerstag abend, 12. Juli 2012, in die »Alte Hackerei« kutschieren. Dort spielte an diesem Abend The Movement aus Dänemark auf, die ich bislang nur von Platte her kannte - immerhin ein Herr im Publikum hatte sich dem Anlass entsprechend eine Krawatte umgebunden; mit kleinen Totenköpfen drauf, damit der Punkrock-Style erhalten bleibt.

Die drei Dänen auf der Bühne trugen nämlich auch jeweils eine Krawatte. Der Schlagzeuger hatte sein Jackett gleich ausgezogen, ließ aber das weiße Hemd ordentlich an und auch an den Ärmeln zugeknöpft. Basser und Gitarrist/Sänger trugen Anzüge, Hemden und Krawatten, dazu allerdings bequemes Schuhwerk. Irgendwie sah's trotzdem sehr cool aus.

Vor allem deshalb, weil die Musik so klasse war: Das rockte und rotzte, dass es mit ein breites Grinsen ins Gesicht trieb. Die Spielfreude der Band, die sich auf der Bühne auch ganz schön bewegte und ordentlich Bier wegkippte, übertrug sich auf das Publikum: Zwar wurde nicht gepogt, aber die paar Dutzend Besucher johlten, tanzten und freuten sich.

Gut fand ich zudem die politischen Aussagen der Band: für Solidarität, gegen Nazis, für die Arbeiterklasse. Das mag für manchen im Jahr 2012 ein bisschen altmodisch klingen, aber gegen eine Wiederbelebung alter Werte wie Solidarität kann in Zeiten wie diesen niemand mit ein bisschen Hirn was haben.

Es war ein tolles Konzert mit großartiger Stimmung und einer gegen Null gehenden Arschlochquote, mit einer kämpferischen Attitüde auf der Bühne und viel Freude im Saal. Und jedes der Biere, das ich trank, schmeckte an diesem Abend so richtig gut und frisch ...

12 Juli 2012

Neu gestartet bei Batman

Seit den 80er-Jahren bin ich ein Fan der »Batman«-Comics, eigentlich seit dem Tag, an dem sie erwachsen geworden sind und mit einigen großartigen Geschichten die Superhelden-Universen insgesamt umgekrempelt worden sind. Als Fan war ich mit der Entwicklung der vergangenen zwei, drei Jahre nicht sehr zufrieden. Ich habe allerdings darauf verzichtet, dies in Forenbeiträgen und Briefen an die Redaktion zu beklagen und mit einer Kündigung meines Abonnements zu drohen ...

Im Sommer 2012 startet jetzt auch in deutscher Sprache das »Neue DC-Universum«, und da blieben die monatlichen »Batman«-Hefte nicht verschont. Ich war anfangs ernsthaft skeptisch, bin jetzt aber ziemlich begeistert.

So geht es gleich im ersten Heft der neuen »Batman«-Reihe ordentlich zur Sache. Enthalten sind die Hefte eins und zwei der neuen »Detective Comics«, die im November und Dezember 2011 in den USA erschienen sind.

Dynamische Bilder, harte Action, eine schnelle Story, dazu abgetrennte Gesichter und einige weitere eklige Elemente – das ist schon sehr erwachsen, sehr klasse geworden. Der düstere Charme der »Batman«-Serie ist wieder da; das ist kein Comic für Kids, sondern für erwachsene Superhelden-Fans.

Übrigens ist auch »Batman – The Dark Knight« ziemlich cool. Das deutschsprachige Heft enthält die jeweils ersten Ausgaben des amerikanischen »Batman – The Dark Knight« sowie von »Nightwing«. Hier sind die Story und die Zeichnungen ebenfalls klasse, allerdings ein bisschen schwächer als im anderen Heft.

Bisher bin ich sehr begeistert, was diesen Neustart angeht. Da andere Serien wie »Catwoman« ebenfalls neu in den deutschsprachigen Markt gestartet sind, die dann gleich in Form von Paperbacks, wird das Comic-Jahr 2012 für mich ziemlich teuer werden ...

11 Juli 2012

Eine Stadt geht baden

Was herauskommt, wenn sich Größenwahn (man hält sich für eine wichtige Stadt), Minderwertigkeitskomplexe (gegenüber Mannheim und Stuttgart) und eine Beraterfirma zusammentun, das bestätigt in diesen Tagen meine Heimatstadt Stadt Karlsruhe. Die großen Pläne der Vergangenheit (man wollte Kulturhauptstadt Europas werden, um nur ein Beispiel zu nennen) sind allesamt gescheitert, und der KSC ist abgestiegen – also will man zumindest mit einem duften Slogan punkten.

Bisher hieß das Motto der Stadt, das für teures Geld vom Stadtmarketing überall plakatiert wurde, »Karlsruhe – viel vor. viel dahinter«, was unsereins stets mit »viel vor. nix dahinter« übersetzte. Künftig soll das Motto noch viel genialer sein: »Karlsruhe – baden in ideen«, nur echt mit der Kleinschreibung.

Das ganze ist eine Anspielung auf das Land Baden, in dem Karlsruhe ja die Hauptstadt ist, und die Tatsache, dass es sich die Region gern und nicht zu Unrecht als Technologieregion vermarktet. Auf diesen Slogan sind die Stadtverwaltung und das Stadtmarketing auch noch stolz. Die vielen Wortspiele, die sich bei dem Slogan automatisch ergeben, muss ich hier nicht wiedergeben; so viel Hirn dürfte jeder Leser dieses Blogs selbst haben.

Immerhin will man mit dem Slogan, dessen Entwicklung angeblich 50.000 Euro gekostet hat, »eine Neupo­­si­tio­­nie­rung Karlsruhes bis zum 300-jährigen Stadt­ju­bi­läum 2015« erreichen. Angeblich passe der Slogan bestens zu Karlsruhe, er sei »sehr vielschichtig«. Wenn man lange genug irgendwelchen Unsinn erzählt, glaubt man ihn wohl auch selbst ...

Vanna Inget mit tollem Pop-Punk

Vanna Inget sind eine Frau und drei Männer aus Schweden, sie stammen aus irgendwelchen kleinen Käffern und haben vorher in Bands gespielt, die man kaum kennt – und ich habe ihre Langspielplatte völlig übersehen. Aber jetzt habe ich die EP »jag ska fly tills jag hittar hem« gehört, die das kleine Label Erste Theke Tonträger herausgebracht hat, und bin hin und weg!

Alle vier Stücke werden von der wunderbaren Stimme der Sängerin vorangetrieben, dazu kommt eine angenehme Instrumentierung zwischen dem Punkrock der späten 70er-Jahren, einem frischen Pop-Einschlag und rotzigen Gitarren. Das ist schwungvoll und flott, das ist eigenständig und hundertprozentig gelungen, das ist vor allem Pop-Punk ohne jegliche »Süße« und ohne ein Anbiedern an den Massengeschmack.

Wo kriegen die Schweden eigentlich all diese Bands her? Und wo kriege ich vor allem die Langspielplatte her? Und wieso zum Teufel lese ich immer noch Punkrock-Fanzines, wenn ich so eine Band fast übersehe?

10 Juli 2012

Die Hochzeits-Rechnung

Der offizielle Termin, an dem meine Eltern den Bund der Ehe schlossen, war der 1. Mai 1954. Da dies ein Samstag war, wurde das offizielle Hochzeitsmahl am Sonntag, 2. Mai 1954 abgehalten – das ist zumindest die nachträgliche Vermutung. An diesem Sonntag traf sich die Hochzeitsgesellschaft im Gasthof Krone, den es als Gasthof schon lange nicht mehr gibt – nur noch die nach ihm benannte Kronengasse.

Der Gasthof wurde damals von Max Lenk geführt. Von diesem kam am 7. Mai 1954 die in einer schönen Handschrift gestaltete »Hochzeit-Rechnung«. Die für damalige Verhältnisse sehr hohe Summe betrug 271,65 Mark; mein Vater war zu jener Zeit Elektriker auf Baustellen, meine Mutter schuftete als Hilfsarbeiterin.

Aus der Rechnung geht unter anderem hervor, dass vierzig Personen ein Mittagessen erhielten – der Preis hierfür betrug 2,80 Mark. »Für Schulkameraden und Geschäftskollegen«, die wohl später kamen als die Gäste zum Mittagessen, gab es »14 mal Bratwurst mit Salat« für insgesamt 16,80 Mark. Und für 15 Personen gab es »Nachtessen à 1,20«.

Es wurde vor allem Sprudel und Apfelsaft getrunken, erstaunlicherweise auch 45 Portionen Kaffee, der mit 1,20 Mark vergleichsweise teuer war. Noch erstaunlicher: Trotz des sehr proletarisch-bäuerlichen Umfelds meiner Familie flossen 16 Gläser Rotwein und nur fünf Bier, die übrigens damals gerade mal 65 Pfennig kosteten.

09 Juli 2012

Der gestrenge Herr Frick

Seit gut zwanzig Jahren bin ich jetzt Redakteur bei einer Serie mit »Raketenheftchen«, wie man das früher nannte. In diesen Jahren hatte ich mit absonderlichen Menschen zu tun - allerdings glaube ich, dass ich auf manchen »Außenstehenden« ebenfalls absonderlich wirke. Dann passt beides gut zusammen - auch recht.

Im Jahr 1996 schrieb ein gewisser Michael Marcus Thurner einen Brief an mich, auf den er recht schnell eine Antwort bekam. Ich selbst vergaß diesen Vorgang, er nicht. Der Mann, seit Jahr und Tag bei uns als Teamautor an Bord, hat unseren Briefwechsel aus dem Jahr 1996 dokumentiert: in seinem Blog.

Und das finde ich witzig. Ich komme ein wenig wie der »gestrenge Herr Frick« rüber, an den sich - etwas demütig - der freundliche Jungautor wendet. Und weil ich das alles recht amüsant geschildert finde, verlinke ich sehr gern auf den (das) Blog des Kollegen.

08 Juli 2012

Ernsthafte Nabelschau

Sitze ich nach einem Seminar in Wolfenbüttel am Bahnhof und bereite mich geistig-moralisch auf die Rückreise vor, kommt häufig ein wehmütiges Gefühl auf: viele gute Gespräche, viele Diskussionen über Literatur im Allgemeinen und Science Fiction im Besonderen, eine insgesamt hervorragende Stimmung - und das alles ist vorüber, und am Montag beginnt der Arbeitstag in einem Verlag.

Vor allem aber fühle ich mich diesmal ein wenig frustriert. Ich konnte dem einen oder anderen Seminarteilnehmer hoffentlich einen guten Rat geben, der ihm oder ihr dabei hilft, den eigenen Roman besser voranzutreiben. Zumindest war das Feedback zum Abschluss recht positiv.

Der eigenen Nabelschau ist das nicht unbedingt förderlich: Von meinen eigenen Schreib- und Veröffentlichungsprojekten brauche ich derzeit nicht einmal zu denken. Vielleicht sollte ich meinen Status von »Gelegenheitsautor« zu »Sogutwiegarnicht-Autor« ändern ...

07 Juli 2012

Hitze in Wolfenbüttel

Das erste Mal kam ich im Frühsommer 1995 nach Wolfenbüttel. Ich war viel jünger als heute - logisch - und ein wenig unerfahrener. Dass ich danach noch viele Jahre als Dozent an der Bundesakademie für kulturelle Bildung tätig sein würde, konnte ich mir damals nicht vorstellen.

Seitdem waren die Seminare fast immer zur kalten Jahreszeit. Häufig fanden sie im Dezember und Januar statt, gelegentlich im November und Februar - auf jeden Fall war es immer kalt. Dicke Jacken, Pullover und ordentliches Schuhwerk waren angesagt.

An diesem Wochenende schwitze ich praktisch ununterbrochen. Mein kleines Zimmer heizt sich im Lauf des Tages auf und wird auch nachts nicht kühl; der Seminarraum fühlt sich an wie eine Sauna, zumindest gelegentlich. Und geht man hinaus an die frische Luft, trägt man T-Shirt, Turnschuhe und leichte Hose.

Das Schlimmste: Ich fühle mich häufig unkonzentriert und bin geradezu zermatscht. Das könnte am Bier vom Vortag liegen, ich schiebe diesen Zustand allerdings gnadenlos auf die Hitze-Ermattung. Schon seltsam, an was man sich gewöhnen kann ...

06 Juli 2012

Mal wieder Figurenbau

Wem die Überschrift seltsam vorkommt, der oder die hat sich dann wohl noch nicht mit dem Schreiben von Kurzgeschichten oder Romanen beschäftigt. Dafür benötigt man Figuren: also Helden, die man in eine Geschichte oder in ein Abenteuer stürzen kann. Und diese Figuren sollte man sich als Autor oder Autorin vorher ausdenken.

Genau das wiederum ist das Thema des Seminars an dem ich dieses Wochenende in Wolfenbüttel teilnehme: als Dozent an der Bundesakademie für kulturelle Bildung, mit mir zusammen wieder einmal Kathrin Lange, die sich viel besser vorbereitet hat als ich und stets auch die pointierteren Aussagen trifft. Mit uns sind 17 Autorinnen und Autoren vor Ort, die von uns ein wenig lernen und vor allem viel untereinander diskutieren sollen.

Der erste Tag bringt traditionell eine Art Kennenlernphase mit sich; inhaltlich wurde heute aber auch schon diskutiert. Interessant geht es meist am Samstag weiter, wenn stundenlang über Texte und Ideen gesprochen und intensiv daran gearbeitet wird.

05 Juli 2012

Geiseln in der Nordstadt

Weil ich eine Besprechung hatte und mich danach lieber zu Hause an den Computer oder mit kurzen Hosen auf den Balkon setzen wollte, verließ ich schon um 14.30 Uhr das Büro und war zeitig in Karlsruhe. Ein Hubschrauber kreiste über unserem Viertel, aber ich machte mir keine Gedanken – das Krankenhaus ist in der Nähe, was häufigen Helikopter-Verkehr mit sich bringt.

Dann aber erfuhr ich, was eigentlich los war: Geiselnahme, Schießerei, Mord und Totschlag. Und das alles in unserer beschaulichen Beamten- und Studenten-Stadt ...

Die Medien wussten um diese Zeit noch nicht viel, berichteten aber schon fleißig. Ein Mann hatte in der Nordstadt einige Geiseln genommen und diese dann erschossen; er selbst richtete sich ebenfalls. Das Sondereinsatzkommando kam zu spät. Ein Grund war wohl die drohende Zwangsräumung der Wohnung; unter anderem musste ein 33jähriger Handwerker dran glauben.

Das fand ich schon reichlich grob. Entsetzt war ich allerdings, als ich hörte, wo die Morde geschehen waren: im Kanalweg, exakt in der Ecke der Stadt also, wo sich auch das »fünf« befindet, mein Stamm-Restaurant, mein Lieblings-Biergarten, meine Fußballkneipe während der großen Turniere.

Wir verfolgten im Verlauf der nächsten Stunden immer wieder die Medienberichte. Menschen von außerhalb riefen bei mir an und fragten nach Details – aber ich wusste ja nichts. Wie sich herausstellte, kannten wir niemanden von den Betroffenen; das Haus war auch weit vom »fünf« entfernt. Ich fühlte mich dennoch persönlich betroffen. Schon seltsam, wie einen ein solches Ereignis packen kann ...

Die »Comanche«-Fortsetzung

In einer hervorragenden Edition brachte der Splitter-Verlag in den Jahren 2009 bis 2011 die zehn »Comanche«-Bände heraus, die von dem Texter Greg und dem Zeichner Hermann stammten. Sie alle bewiesen, wie wegweisend und wie herausragend die klassische Western-Serie seit den siebziger Jahren war – und noch nie zuvor waren diese Comics im deutschsprachigen Raum mit so viel Liebe und auf so hohem Niveau präsentiert worden.

Bereits bei dieser Veröffentlichung kam die Frage auf, ob Splitter die Serie nach den ersten zehn Bänden fortsetzen könnte. Hermann stieg nach dem zehnten Abenteuer aus, danach zeichnete Michel Rouge ab den 90er Jahren die Serie. Seit dem Tod des Erfinders und jahrelangen Texters Greg im Jahr 1999 gibt es auch einen neuen Autor.

Mit dem elften Band der »Comanche«-Reihe liegt seit einiger Zeit der erste Band des Kreativduos Greg und Rouge vor. Die Ausstattung ist hochwertig wie immer: Der herausragend gedruckte und hergestellte Hardcover-Band beweist, wie schön man Comics präsentieren kann.

Auch inhaltlich weiß »Die Wilden«, so der Titel des Bandes, zu überzeugen: Im Prinzip handelt es sich um einen knalligen Action-Reißer, in dem viel geschossen und gestorben wird. Red Dust, der eigentliche Held der »Comanche«-Reihe, wird erneut von seiner Vergangenheit eingeholt. Drei Gangster kommen in das Gebiet von Greenstone Falls, die ihn von früher her kennen – er war in seinen jungen Jahren selbst als Desperado unterwegs. Es kommt zu einem harten Kampf, in dessen Verlauf am Ende die Guten siegen, wenngleich nicht ohne Verluste ...

Die Story ist vergleichsweise schlicht und setzt auf Action; als Autor hatte Greg in den 90er Jahren den Zenit seines Schaffens überschritten. Es handelt sich bei diesem Band sicher nicht um das beste »Comanche«-Abenteuer; spannend und abwechslungsreich ist es trotzdem.

Michel Rouge ist ein hervorragender Zeichner, der sein Talent bereits in der Serie »Marshal Blueberry« unter Beweis stellen konnte. Bei »Die Wilden« fällt er ein wenig hinter die Leistungen des Großmeisters Hermann zurück – das war auch nicht anders zu erwarten –, vermag aber dennoch mit seinem realistischen Zeichenstil zu überzeugen.

Seien wir fair: »Die Wilden« ist gelungene Western-Unterhaltung, die nahezu perfekt umgesetzt ist. Die Meisterschaft von Klassikern wie »Roter Himmel über Laramie« erreichen Greg und Rouge nicht; damit war aber nicht zu rechnen. Ich freue mich über die Fortsetzung der Reihe, die in meinem Comic-Regal einen schönen Platz erhalten wird – hier hat der Splitter-Verlag erneut eine glückliche Hand bewiesen.

04 Juli 2012

Opus 108

Schaue ich mir Fanzines an, die ich in den 80er-Jahren fabriziert habe, komme ich aus dem Staunen kaum noch heraus. Ein schönes Beispiel dafür ist »Böhmi würde arbeiten«, das im Januar 1989 erschien und von mir als »Opus 108« bezeichnet worden ist. Den Titel kann ich an dieser Stelle kaum erklären, dafür müsste man zu sehr ausholen – und besonders wichtig ist das ja nun wirklich nicht.

Es handelt sich um ein sogenanntes Briefbeantwortungs-Fanzine. Ich war nicht der einzige, der in den 80er-Jahren solche Mini-Fanzines produzierte und verschickte. Man sparte damit ein wenig Porto, weil man sie als Büchersendungen verschicken konnte, und man sparte ein wenig Zeit, weil man ganz vielen Leuten auf einmal etwas mitteilte – und vor allem bekam man ohne viel Arbeit ein neues Mini-Fanzine hin, das man letztlich eh für sein eigenes Ego erstellte.

Und um mein Ego ging es in diesem Fanzine, genauer in diesem Egozine. Andere Fanzine-Herausgeber bekommen ihr Fett ab, werden entweder gelobt oder als »pubertierendes Mittelklasse-Söhnchen« beschimpft.

Der Ton ist ganz schön rotzig, teilweise auch arrogant; ich kann mich selbst nicht mehr darin wiederfinden. Allerdings scheint mein »jüngeres Ich« diese Arroganz nicht so bierernst gemeint zu haben, weil es zu viele blöde Witze dazu gibt.

Was bleibt, ist ein seltsames Fanzine, das mir selber fremd ist. Ich kann's glauben, dass ich selbst solche Egozines geschrieben, kopiert und verschickt habe – aber so war das wohl in den späten 80er-Jahren ...

03 Juli 2012

Essen am Gewitter

Wir schafften es ins »Zel«, bevor der Regen einsetzte. Mein liebstes türkisches Restaurant in der Innenstadt von Karlsruhe hatte auch an diesem Abend lange offen und war ordentlich besetzt. Wir nahmen die freien Plätze im Freien und unter dem Vordach in Anspruch, bestellten unser ziemlich spätes Abendessen und warteten.

Während wir saßen und tranken und redeten und rauchten – nicht unbedingt jeder alles und vor allem nicht alles zur gleichen Zeit –, wurde der Regen stärker. Was vorher nur als leichter Nieselregen über die Stadt geweht wurde, entwickelte sich jetzt zu einem Platzregen mit Gewitter und Böen.

Blitze flackerten über der Stadt, Wetterleuchten ließ die Dächer der Häuser wie in einem grellen Licht erscheinen. Fasziniert sahen wir zu, rutschten immer näher an die Hauswand, um nicht zu viel Sprühregen abzubekommen, und beobachteten, wie sich die Situation auf der Straße entwickelte.

Menschen flüchteten vor dem Regen, leere Flaschen wurden über die Straße getrieben, ein Regenschirm schrappte über den Asphalt. Als unser Essen kam – ich hatte ein unglaublich leckeres »İmam bayıldı« mit dünnen Auberginen und kräftig gewürztem Gemüse –, fesselte uns das Unwetter die ganze Zeit.

Irgendwann blieben die Straßenbahnen schienen. Arbeiter mussten die Leitungen von heruntergefallenen Ästen befreien, dann rollte der Verkehr wieder. Es war einiges geboten auf der Kaiserstraße.

Wir beendeten unser Essen in größter Behaglichkeit. Die Bäuche waren mit leckeren Speisen gefüllt, die Getränke hatten geschmeckt. Und nachdem wir bezahlt hatten und aufbrechen wollten, hörte erfreulicherweise auch das Gewitter auf.

Als ob die ganze Show im Preis inbegriffen gewesen wäre ...

02 Juli 2012

Meister der Herzen

Was für ein packender Abschluss, was für ein großartiges Spiel! Am Sonntag abend, 1. Juli 2012, guckten wir natürlich noch einmal Fußball - und das Endspiel dieser Fußball-Europameisterschaft bot noch einmal ein Fußball-Feuerwerk, das mich richtig begeisterte.

Die italienische Mannschaft, die zuletzt Deutschland sehr eindeutig besiegt hatte, schien gegen die Spanier zeitweilig keine Chance zu haben. Es stand nach der ersten Halbzeit schon 2:0 für die Spanier, und in der zweiten Halbzeit überlegte ich mir, ob das Spiel etwa noch 5:0 oder gar 6:0 ausgehen könnte.

»Der Schiedsrichter soll doch einfach abpfeifen«, jammerte die junge Frau neben mir, die eigentlich Italien ziemlich gut findet und die Hände kaum noch von den Augen nehmen konnte. »Das ist doch eine einzige Demütigung.«

Es hat die beste Mannschaft gewonnen, das ist nach diesem Finale eindeutig. Die meiner Ansicht nach gut spielende deutsche Mannschaft hätte gegen diese Spanier ebensowenig den Hauch einer Chance gehabt. Der Jubel und der Autokorso der Spanier war verdient - ich wusste gar nicht, dass wir so viele Spanier in Karlsruhe haben.

Der schöne Höhepunkt kam übrigens nach dem Abpfiff. Die spanischen Spieler, die mit ihren Kindern auf dem Platz herumtollten; die kleinen Jungs, die staunend im Tor standen, und die Mädchen, die mit dem Konfetti spielten - das war richtig schön. Damit war die Truppe für mich auch noch der »Europameister der Herzen«.

01 Juli 2012

Die Ufo-Bande im Intra

Veröffentlichungen in Fanzines werden im Allgemeinen als nicht sonderlich professionell betrachtet. Mir ist das egal: Ich bin als Autor ja auch kein Profi, und deshalb darf ich auch in Fanzines veröffentlichen und mich darüber freuen.

In der Ausgabe 211 des Fanzines »Intravenös« erschien der erste Teil meines Kinderbuch-Projektes »Die Ufo-Bande«. Geschrieben wurde das ganze im März 2011, in meinem letzten Urlaub vor dem WeltCon – und seither schrieb ich an dem Thema keine Zeile mehr.

Aus dem Grund war es auch gut möglich, die Texte kurzerhand in einem Fanzine zu veröffentlichen. Vielleicht gibt mir ein eventuell positives Feedback die Ermunterung, an dem Thema weiterzuschreiben. (Den Zeitmangel ignorieren wir einfach mal ...)