29 Februar 2012

Tiefhängende Gitarren bei den Dead Notes

Irgendwie kommt aus der bayerischen Provinz in letzter Zeit immer mehr krachige Rock-Musik, die Hardrock, Rock'n'Roll und einen kräftigen Schuss Punkrock miteinander verschmilzt. Die Band The Dead Notes aus Arnstorf ist da keine Ausnahme; die fünf Typen spielen seit 2003 zusammen, und ihre zweite CD mit Titel »Entertainment Is The Purpose« ist ziemlich gut geworden.

Okay, was die Jungs machen, ist eigentlich »nur« Hardrock, und dann auch von der Sorte, wie man sie in den 80er-Jahren gerne spielte und hörte. Ich bin sicher, die Jungs haben viel Rose Tattoo gehört; bei anderen Einflüssen bin ich mangels meiner Hardrock-Kenntnisse ein wenig unsicher. Immerhin wird in die Stücke auch ein wenig Punkrock in der Art von Social Distortion gemischt, was ein kraftvolles Gemenge ergibt.

Textlich lässt man kein Rock-Klischee aus. Frauen sind »born as a rebel«, man segelt eifrig zur »Destination Nowhere« oder bejubelt »Those Are The Nights«; kräftiges »Yeah!«-Gebrüll inklusive. Der sehr gute Sänger reißt das mit seiner rauhen Stimme immer gut raus – das ist alles recht professionell.

Unterm Strich eine Band, die musikalisch keine Experimente eingeht und so auch vor 25 Jahren hätte existieren können. Die Jungs setzen das ganze aber perfekt um – nicht einmal auf die obligatorische »unplugged«-Ballade wird verzichtet ... Hat was! (Und wer sich das anhören will, findet auf der Band-Homepage eine Reihe von anhörbaren Titeln.)

28 Februar 2012

Ein Nachmittag in Vicenza

Rückblick auf den Italien-Trip im Mai 2007

Aus Gründen, die mir im Nachhinein unverständlich sind, hatte ich Vicenza als »hässliche Industriestadt« abgespeichert. Am 20. Mai 2007 war ich entsprechend verwundert, als ich durch die Innenstadt von Vicenza schlenderte und sah, wie hübsch sich das ganze wirklich präsentierte.

Ein altes Gemäuer kam an der Hauptstraße nach dem anderen; viele Museen und andere künstlerische Einrichtungen ließen mich die Stadt in einem ganz anderen Licht erscheinen. Das ganze sah aus, als hätte man Vicenza im 18. Jahrhundert geschnappt und eins zu eins ins 21. Jahrhundert geschleppt.

Ich war gebührend beeindruckt. In der Gelateria Sonia trank ich einen Espresso und ließ mir die Frühsommersonne auf den Pelz scheinen, schaute den Menschen zu, die vorbeispazierten, und fand, dass es immer wieder gut ist, irgendwelche falschen Eindrücke – die man aus irgendwelchen Gründen im Hirn hat – durch echte Beobachtungen zu vertreiben.

Vicenza ist schön, zumindest in der Innenstadt, und ich würde gerne wieder hinfahren. Seit dem letzten Mal ist bereits wieder zu viel Zeit vergangen. Aber bei jedem Trip nach Italien gibt es schließlich neue Dinge zu entdecken ...

27 Februar 2012

Con-Saison 2012

Das Jahr 2012 ist immer noch relativ jung - aber ich bin dabei, immer mehr Termine fest zu verplanen. Unter anderem werde ich in diesem Jahr wieder auf Cons fahren: leider nicht privat, sondern stets unter geschäftlich-beruflichem Hintergrund. Das hat sich leider im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte grundsätzlich geändert ...

Gleich zwei Cons sind im Frühsommer: der eine in Köln, der andere in Braunschweig. In beiden Städten war ich schon, beide Lokalitäten sind mir gut bekannt.

Als erster Con steht gewissermaßen der ColoniaCon 20 auf der Matte. Ich besuche die Cons in Köln seit dreißig Jahren, und die meisten von ihnen fanden im Jugendpark statt - so auch dieser. Am 26. und 27. Mai 2012 öffnet er seine Pforten.

Nach bisheriger Planung bin ich am Samstag anwesend; ob ich am Programm beteiligt werde, weiß ich bislang noch nicht. Wenn man mich fragt, werde ich mich kaum weigern - ansonsten stehe ich an der Theke.

Zwei Wochen darauf laden die Veranstalter von »Raum & Zeit Continuum II« nach Braunschweig. Ihr Con läuft am Wochenende des 15. bis 17. Juni 2012 - womit ich die Phantastischen Tage in Karlsruhe verpasse. Wie es aussieht, wird man mich in Braunschweig mehrfach ins Programm einbauen; mit mir reist unter anderem der Kollege Christian Montillon an.

Cons lösen in mir nicht mehr das Kribbeln der Vorfreude aus, was sie in den 80er- und in den frühen 90er-Jahren noch taten. Zu vieles ist Routine geworden. Trotzdem freue ich mich nach dem Mammut-Ereignis im Herbst 2011 darauf, in kleineren Cons direkt mit den Besuchern reden zu können.

26 Februar 2012

Perlaine machen quasi ProgRock

Es brauchte einige Zeit, bis ich mich an die CD »A Journey Into The Inside Of Things ...« (der Titel ist doppelt so lang) heranwagte. Die Beschreibung im Label-Info klang eher abschreckend, weil ich ewig lang erfuhr, wie denn aus der bisherigen Band die jetzige geworden war, und wie kompliziert das alles war und so weiter – ich wurde aber nicht darüber informiert, woher die Band denn eigentlich kommt oder welche Musik sie denn genau macht.

Aufgelistet wird Perlaine unter »Alternative Rock / Hardrock«, worunter man sich im Jahr 2012 alles mögliche vorstellen kann. Nach dem ersten und zweiten Durchhören der CD bleibt festzustellen: Das ganze ist ganz schön breit angelegt, teilweise auch überproduziert, und streckenweise erinnert die Band sogar an den bombastischen ProgRock der 70er-Jahre, also kurz bevor die Punk-Explosion solchen Sound hinwegfegte.

Gelegentlich bastelt die Band ein wenig Elektro-Sound hinein, zumeist bleibt sie aber konventionell-rockig. Das klingt jetzt schlechter, als es in Wirklichkeit ist: Die Stücke sind nämlich abwechslungsreich, ufern manchmal richtig aus.

Man merkt, dass die Jungs den Alternative-Kram der 90er- und Nuller-Jahre sehr genau gehört haben und für sich adaptierten, was sie brauchen können: da mal ein wenig Gitarren-Solo, da mal ein bisschen Gebrüll. Das ganze bleibt in einer durchschnittlichen Geschwindigkeit, gebolzt wird praktisch nie.

Eine unterhaltsame CD, die das Genre Alternative-Rock jetzt nicht gerade erweitert, die mich aber nicht langweilte. Perlaine kann man sich also getrost anhören!

Wenn der Pizzamann klingelt

Eigentlich war es eine tolle Idee: Wir waren müde und zermatscht, wir hatten beide keine Lust zu kochen, und aus dem Haus gehen wollten wir ebensowenig. Also bestellten wir zum ersten Mal seit Jahren wieder mal »Pizza nach Haus«.

Der Bringdienst kam pünktlich, da konnte ich nicht meckern. Die Pizza war allerdings nicht mehr sonderlich warm. Also steckten wir sie noch einmal in den Ofen; damit sich das auch lohnte, würzten wir gleich ordentlich nach.

Sie schmeckte trotzdem nicht besonders, zudem war sie labberig. Wir würgten das Ding herunter und tranken hinterher gleich einen Grappa, damit der Magen wenigstens etwas Vernünftiges zu tun hatte.

Und danach schworen wir uns: »Nie wieder lassen wir uns Pizza nach Hause liefern.« Zumindest für die nächsten Jahren nicht mehr, bis wir's erneut vergessen ...

25 Februar 2012

Der FO zur 272

Den aktuellen »Fandom Observer«, also die Nummer 272, habe ich erst an diesem Wochenende ausgelesen. Nicht weil er so schlecht gewesen wäre – nein, weil er so informativ war.

Das ist ein Kompliment, wie ich finde: Es gab Zeiten, das brauchte ich für die Lektüre des gesamten Fanzines gerade mal fünf Minuten. Und heute liegt es tagelang herum, wird immer mal wieder hervorgekramt und angelesen. So eben, wie man ein Magazin »benutzt«.

Klar ist der wunderbar recherchierte und auch ordentlich geschriebene Artikel über die »Rezimafia« der Höhepunkt der Ausgabe. Ich sehe ihn als einen Beleg dafür, wie man auch in der Fan-Presse richtig gelungene Artikel veröffentlichen kann; das ganze informativ und augenzwinkernd zugleich.

Daneben sind die anderen Rubriken ebenfalls lesenswert. Bei Rüdiger Schäfer lese ich sogar mit Interesse, welche neuen Schlitzerfilme in den Handel kommen, obwohl ich die sicher nicht angucken werde ... Zum Ausgleich gibt es schöne Buchbesprechungen und ein wenig Kleinkram.

Tolles Fanzine, wieder mal! Gibt's gratis zum Download auf der entsprechenden Seite im Netz!

Mein erster von Kayankaya

Ich mag die Romane von Jakob Arjouni. Warum ich bislang nie einen seiner Kayankaya-Krimis gelesen habe, weiß ich allerdings nicht. Dieser Tage schmökerte ich »Kismet« durch, der bereits 2001 erschienen ist, und jetzt weiß ich noch weniger, warum ich nicht mehr dieser Romane kenne. (Na ja, das wird nachgeholt!)

Kemal Kayankaya ist Privatdetektiv in Frankfurt; als solcher schlägt er sich mal mit der Polizei, mal mit der Unterwelt herum. Der Roman »Kismet« beginnt damit, dass er zusammen mit einem Kumpel einem mehr oder befreundeten Kneipenwirt gegen fiese Geldeintreiber zur Seite stehen möchte – und ehe sich alle Beteiligten versehen, liegen zwei Tote in der Kneipe.

Was dann folgt, ist eine hektische Abfolge immer skurriler werdender Geschehnisse. Kayankaya kommt auf die Spur einer kroatisch-deutschen Mafia, die mit derben Methoden das Frankfurter Bahnhofsviertel übernehmen will. Derber als die üblichen, wohlgemerkt.

Es wird einiges geschossen, es geht viel zu Bruch; Kayankaya verliebt sich zwischendurch ein wenig, und am Ende liegen reichlich viele Leichen in einer Fabrik herum. Das ganze erzählt der Autor lakonisch und gelassen, mit einem passenden Gespürt für heftige Komik und klare Dialoge, dass es eine wahre Freude ist.

Irgendjemand hat Arjouni mit Chandler verglichen; das ist nicht falsch, was die trockene Sprache und das Herumstochern im Sumpf angeht. Sonst aber ist Chandler eleganter und zurückhaltender, was Sprache und Gewaltdarstellung betrifft.

Arjouni finde ich trotzdem ziemlich cool – und »Kismet« hat mich einige Lese-Abende hervorragend gepackt!

24 Februar 2012

Christian Hound und Y.Ö.M.

In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre, als es eine erste Welle des sogenannten IndiePop gab, brachte ein Mensch, der sich Christian Hound nannte, zusammen mit anderen Musikern insgesamt vier Schallplatten heraus – soweit ich das heute überblicken kann. Ich selbst kaufte mir irgendwann die vierte, 1990 erschienene und letzte Platte, die »Y.Ö.M.«, hörte sie mir einmal an, blieb ratlos sitzen und stellte sie in den Plattenschrank.

Da kruschdelte ich sie dieser Tage hervor, eher aus der Absicht heraus, sie einmal anzuhören und dann wegzugeben – und ich stellte fest, dass das zwar ungewöhnliche Musik ist, dass ich sie heute seltsamerweise aber interessanter finde. Das ganze ist recht »breit« aufgenommen; bei Indie-Produktionen dieser Art kamen damals – siehe Philip Boa – haufenweise Instrumente und Effekte zum Einsatz, Chöre und anderer Kram inklusive.

Kein Wunder, dass sowohl der populärere Boa als auch Christian Hound anfangs auf dem gleichen Label waren. Zwischen orchestralem Sound und gelegentlichem Gerocke wechseln die Stücke, deren Titel wie »Can Machines Die?« ebenfalls recht schräg klingen. Effekte wechseln sich mit »sauberen« Melodien oder Gitarrengerocke ab, kurzum: Die Platte ist ein Gesamtkunstwerk.

Klingt seltsam, ist aber so. Ich hörte sie mir mehrfach an, fand sie jedesmal aufs neue interessant – und stellte sie mit einem befriedigten Gefühl zurück in den Schrank. Wenn ich sie mir in einigen Jahren wieder anhöre, wird sie mir wohl wieder gefallen.

22 Februar 2012

Schrammgauckwulff

Kaum ist der eine Presi weg, gibt es schon Querelen um den neuen Bundespräsidenten - der ist im übrigen noch nicht mal gewählt. Den einen ist Joachim Gauck zu konservativ, die sogenannte Netzgemeinde (was für ein bescheuerter Ausdruck! gehöre ich etwa zu dieser seltsamen Gemeinde hinzu, weil ich seit 1996 eine Internet-Seite betreibe und seit 2005 einen eigenen Blog habe?) bastelt aus irgendwelchen Zitaten moderne Verschwörungstheorien, und dann ist der Mann noch nicht mal in einer seriösen Mann-Frau-Beziehung.

Ein Konsenspräsident sieht anders aus. (Gleich noch mal so ein bescheuertes Wort: Was habe ich mir denn darunter vorzustellen? Ist es Konsens, dass den jetzt alle gut finden müssen? Ist man Antidemokrat, wenn man anmerkt, dass Herr Gauck einen eingeengten Freiheitsbegriff haben könnte? Ach, es ist mir alles zuwider.)

In dieser Situation hatte irgend jemand in der Piratenpartei mal ausnahmsweise einen vernünftigen Gedanken. Ich malte mir den Tag im Kalender gleich mal rot an, damit ich es garantiert nicht vergesse: In dieser Partei gibt es jemanden, der ab und zu mal vom Computer hochguckt und die Welt außerhalb des Internets (soll es ja geben) mitkriegt.

Man schlug den Kabarettisten Georg Schramm als Kandidaten vor. Gefragt wurde er offensichtlich vorher nicht; das ist heutzutage wohl nicht mehr nötig. Schramm, den ich als Kabarettist sehr schätze, lehnte glücklicherweise den Vorschlag ab. Recht hat er!

Den absurden Politik-Betrieb kann man nur von außen kritisieren. Sobald man als Mensch in diese Mühle eintritt, verändert man sich - es gibt genügend Belege dafür. Auch ein kluger Kopf wie Georg Schramm hätte sich verändern müssen. Und das wäre kaum zu seinem Vorteil gewesen ...

21 Februar 2012

2011-Neues von EA 80

EA 80 stammen aus Mönchengladbach; die vier Männer sind seit 30 Jahren eine Institution für intelligenten Deutschpunk oder Emo oder wie immer man das nennen mag. Im Verlauf der Jahre und Jahrzehnte habe ich die Band auch mehrfach gesehen: immer wieder sehr eindrucksvolle Konzerte, egal ob das in großen Hallen wie in der Biscuithalle in Bonn irgendwann in den 80er-Jahren oder in Herrenberg im Jugendhaus war. Oder eben zuletzt in Solingen.

Mit »Definitiv: nein« gibt es seit dem Sommer 2011 eine neue Langspielplatte, die mich ziemlich überzeugt: druckvoller Sound wie immer, keine Lala-Mucke, sondern ziemlich punkig und wuchtig – das finde ich stark. Wie immer ist die Stimme eindrucksvoll, wie immer sind die Texte gut, das ist ja eine sichere Bank.

Ein Alptraum für die echten Plattensammler ist allerdings die Gestaltung: Die Scheibe steckt in zwei kartonierten Hüllen (innen als Vinyl-Schutz, außen als normales Cover ... war das jetzt kapierbar formuliert?), die mit einem Silberdruck versehen sind und auf dem man ruckzuck die Fingerabdrücke sieht. Packt man die Platte einmal aus und legt sie auf, ist sie für echte Sammler quasi entwertet. Finde ich gut ...

19 Februar 2012

Mir fehlen die Worte

Mir wird ja neuerdings unterstellt, ich gehörte zur »Contentmafia«, was immer das heißen soll. Wahrscheinlich ist damit gemeint, dass ich für die Rechte von Urhebern streite - und damit meine ich in diesem Fall die Autoren und die Verlage. Während die einen ihre geistige Arbeit investieren, stecken die anderen ebenfalls eine Reihe von Arbeiten hinein, damit aus einem Manuskript ein Buch wird.

Aber heute platzte mir die Hutschnur. Auf einer dieser Seiten, wo man gestohlenes Material erhalten kann (was ja neuerdings als selbstverständlich betrachtet wird), bietet einer im Prinzip das gesamte PERRY-Programm plus haufenweise anderer Dinge an; auch Sachbücher von Hawking und dergleichen.

Das hätte mich nicht mal so gestört; an solche Auswüchse bin ich ja mittlerweile gewöhnt. Wer etwas dagegen sagt, wird dann bekanntlich von Aktivisten und Anhängern der Piratenpartei der sogenannten Contentmafia zugezählt.

Nur: Dieser Mensch schreibt auch noch stolz »Cover, Metadaten, nachgeschliffen und korrigiert.« Und er bedankt sich: »an die Vorarbeiter, Scanner und Kontrolleure!!!« Er bedankt sich nicht bei den Autoren, die können seiner Ansicht nach wohl verrecken.

17 Februar 2012

Der Jochen und sein Glück

Es gibt nur einen Menschen, der auf der Bühne mit lautem Gebrüll seinen Wunsch nach einem guten Wurstbrot zum Ausdruck bringen kann: Das ist Jochen Malmsheimer, der Kabarettist - am Donnerstag abend, 16. Februar, schauten wir uns im Kulturhaus Osterfeld in Pforzheim sein neues Programm an.

Das trägt folgenden hübschen und vor allem langen Titel: »Flieg Fisch, lies und gesunde! Oder: Glück, wo ist dein Stachel?!« Den Glück-Gag klärte er übrigens erst am Ende auf, den Witz fand ich sogar richtig gut. Ich lachte auf jeden Fall viel, obwohl ich völlig übermüdet ins Kabarett ging; ich klatschte auch viel.

Insgesamt war es ein witziger Kabarett-Abend; ich hatte aber in Erinnerung, beim ersten Malmsheimer-Auftritt noch viel mehr gelacht zu haben. Der Mann macht kein politisches Kabarett, sondern eine Mixtur aus allgemeinem Gesellschaftskram und gut gemachten Sprachwitzen.

Kein Wunder, dass die Dichte an studiert wirkenden Menschen im Publikum recht hoch war und wir zu den »jüngeren« Besuchern zählten. Für Malmsheimers Beschreibung einer ausufernden Diskussion mit seinem Bücherregal hilft es allerdings schon, ein gewisses Maß an Bildung und Grundwissen mitzubringen ...

16 Februar 2012

Woche voller Krimis

Auf der PERRY RHODAN-Homepage stelle ich immer wieder Bücher vor; gelegentlich mache ich das dann eine Woche lang. Zuletzt gab es die »Woche der Krimi-Tipps« - hier ein kleiner Rückblick darauf.

Ich begann mit dem Roman eines italienischen Bestseller-Autors. Andrea Camilleri wurde vor allem durch seine Montalbano-Romane bekannt; sein schönes Buch »Der geraubte Himmel« erschien bei Wagenbach. Ich nenne das ganze »Ein Krimi als intellektueller Briefroman«, und das trifft es sehr genau.

Ein »Rasant erzählter Psycho-Thriller« hingegen ist »Vater, Mutter, Tod« von Siegfried Lange, der ursprünglich aus der Science-Fiction-Szene kommt, jetzt aber als Thriller-Autor einen schönen Erfolg erzielen kann. Finde ich gut!

Wer sich so richtig gut mit Krimis auskennt, guckt gern abschätzig auf Autoren wie David Baldacci: Die machen eigentlich Fastfood, die sind nicht so sehr aufs Literarische auf. Ich besprach seinen Roman »Die Jäger« unter dem Titel »Der ›Camel Club‹ gegen die CIA«, und das Ding hatte mir zuvor richtig Spaß gemacht.

Sehr amüsant ist »Nadel Faden Hackebeil« von Tatjana Kruse; der Roman spielt in Schwäbisch Hall und nimmt sich selbst nicht ernst. Meine Rezension erschen unter dem Titel »Kommissar Seifferheld ermittelt erneut«.

Zuletzt gab es »Road Dogs« von Elmore Leonard: sehr cool, sehr abwechslungsreich, sehr undurchsichtig. Mein Titel passt hundertpro: »Gangster und ihre Verstrickungen« ...

15 Februar 2012

Lärm mit Handbremse

Die Band Noise Capital macht Alternative Rock der modernen Art: mit wuchtigen Gitarren und einer fetten Produktion, mit englischsprachigen Texten und einer Mixtur aus rockig-knalligem Sound sowie Emo-Geplänkel. Wer so etwas als Emo-Rock bezeichnen möchte, ist sicher nicht falsch beraten.

Ich hörte ihre CD »Ghost Army« mit den zehn Stücken durchaus gern an, stellte aber nach zweifachem Anhören fest, dass das alles nicht so richtig knallte. Die vier Jungs können mit ihren Instrumenten umgehen, das klingt auch alles nicht schlecht; es ist aber alles so brav, so angenehm, dass es mich nicht mitreißt.

»Kompromisslos arrangiert und gespielt« nennt das die Promo-Information des Labels, und das stimmt wahrscheinlich sogar. Ich nenne es »gut gemachter Hardrock für das Jahr 2012«, hake die Band unter »klingt gut, ist aber langweilig« ab und schenke die CD jemandem weiter, der sich hoffentlich dafür begeistern kann – es dürfte genug Fans dafür geben.

Comic mit Steampunk- und Tierfantasy-Charme


In einem Comic-Laden in London stachen sie mir buchstäblich ins Auge: zwei Hardcover-Bände mit rotem Umschlag, die Innenseiten sensationell farbig und auf tollem Papier gedruckt – es waren die Comics »Grandville« sowie »Grandville Mon Amour«, beide geschrieben und gezeichnet von Bryan Talbot.

Erstmals aufmerksam geworden war ich auf Bryan Talbot bereits in den neunziger Jahren, als ich die vierbändige Comic-Serie »The Tale of One Bad Rat« gekauft hatte, damals in vier wunderschönen Heften. Das ganze gibt's mittlerweile auch als deutschsprachiges Paperback, und ich finde den Comic um ein Mädchen, das vor seinen Eltern flieht, immer noch beeindruckend. Der Begriff »Graphic Novel« passt hier: Es ging und geht um Kindesmisshandlung und die Macht der Poesie, nicht um irgendwelche Superhelden ...

Dieses »Grandville« ging jetzt in eine ganz andere Richtung – aber ich war nach dem ersten Durchblättern angefixt und kaufte mir kurzerhand beide Bände. Mittlerweile habe ich sie auch gelesen.

Ich bin begeistert, und ich fände es richtig klasse, wenn sich ein deutscher Verlag dazu entscheiden könnte, die zwei Bände in einer deutschsprachigen Ausgabe auf den Markt zu bringen. Es handelt sich dabei um eine phantastische Comic-Welt, in der sprechende Tiere die Hauptrolle spielen, das Dekor aber gleichzeitig eher in die Steampunk-Richtung geht.

Der Hintergrund: Im 19. Jahrhundert haben es die Engländer endlich geschafft, sich von der französischen Tyrannei zu befreien; in diesem Befreiungskrieg gab es haufenweise Greueltaten, und das Verhältnis zwischen Franzosen und Engländern ist seitdem vergiftet.

Detective Inspector LeBrock, ein aufrechtgehender Hund, und sein Begleiter, eine Ratte namens Roderick Ratzi, werden von Scotland Yard für einen ungewöhnlichen Fall nach Grandville geschickt – also direkt nach Paris. Sie verlassen die Sozialistische Republik von Britannien und nehmen ihre Arbeit in der Hauptstadt des Feindes auf.

Die Handlung des Comics selbst ist ein lupenreiner Krimi – in beiden Fällen. Die beiden Polizisten ermitteln im Politik- oder im Prostituierten-Milieu; sie gehen durchaus mit der Faust oder mit der Schusswaffe in den Einsatz, und an Brutalität wird nicht gespart. Schön sind gelegentliche Anspielungen, etwa auf die Comic-Messe in Angouleme.

Beeindruckt hat mich die Optik des Comics: verschnörkeles Messing in den Gebäuden, eine riesige Eisenbahnbrücke über den Ärmelkanal, seltsam altmodisch wirkende Roboter – das ist alles toll gemacht und gibt dem Comic eine großartige Optik. Spitze!

Wer mehr wissen will, geht auf die Seite des Künstlers; dort gibt es einen speziellen »Grandville«-Bereich. In dem kann man sich Youtube-Filmchen angucken und vor allem Bilder in schöner Auflösung betrachten. Das lohnt sich – und jeder wird hoffentlich verstehen, warum ich der Serie eine lange Lebensdauer und auch einen deutschen Verlag wünsche!

14 Februar 2012

Schritte durch Nagold

Zu den schmeichelhaften Momenten beim OX-Festival am Wochenende gehörte die Begegnung mit der jungen Frau, die sagte, sie lese im OX immer als erstes meine Fortsetzungsgeschichte. Und eine andere Leserin wollte wissen, ob sich Chris und Peter denn »jetzt eigentlich kriegen« würden - als an der Romanheft-Front gestählter Redakteur gab ich hierzu natürlich keine konkrete Antwort.

Selbstverständlich geht es in der aktuellen Ausgabe 100 des OX-Fanzines mit dem Fortsdetzungsroman weiter. »Und: Hardcore!« ist mittlerweile bei Folge 36 angelangt.

Nach wie vor ist der »Held« in Nagold unterwegs, doch er möchte die Kleinstadt im Nordschwarzwald endlich verlassen, um in Stuttgart einige höchst private Angelegenheiten zu regeln. Was genau passiert und wie die Abreise verläuft, das verrät ebendiese Folge ...

13 Februar 2012

Zweimal alter Punk

Am Sonntag abend, 12. Februar 2012, verschlug es mich mal wieder in die »Alte Hackerei«, in die »gepflegte Punkrock-Bar« in Karlsruhe. Das Durchschnittsalter war recht hoch, deutlich über vierzig, würde ich schätzen. Kein Wunder: Es standen alte Männer auf der Bühne.

Von T.V. Smith bekam ich leider nur den Schluss des Auftritts mit. Der Mann, der vor über dreißig Jahren einer der Leute war, die Punkrock überhaupt hochgebracht hatten, tritt seit Jahren allein mit einer Gitarre auf - und ist damit mehr Punk als viele der neueren Bands. Was ich mitbekam, klang auf jeden Fall wieder gut.

Dann aber die U.K. Subs, eine Band, die ihre große Zeit zwischen 1979 und 1981 hatte, die zwischendurch immer mal wieder schwächelte, die mit ihrem rund 67 Jahre alten Sänger Charlie Harper heutzutage aber überzeugender ist als in den 80er-Jahren. Das bemerkte ich auch an diesem Abend wieder.

Alte Hits wie »Warhead« - wo natürlich der Saal mitsang - oder »C.I.D.« wurden mit Energie und Wucht in den Saal geschmettert, die Band gab noch drei Zugaben, bis in der vollgequalmten Hütte eh nichts mehr ging. Super!, ein gelungener Auftritt; ich war richtig glücklich, trank fleißig Bier und bekam an diesem Abend das beseelte Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Loaded aus Mannheim

Schön, dass es solche Bands wie Loaded gibt! Ich habe in den letzten Tagen verdammt oft ihre EP »Proper Villains« gehört, die schon mal richtig gestaltet ist: in einem Schwarzweiß-Comic-Stil, der ziemlich cool aussieht. Aber die drei Stücke auf der 2009 aufgenommenen EP sind ebenfalls ziemlich cool.

Der Punkrock der Band ist in den 70er-Jahren ebenso verwurzelt wie im modernen Ami-Punk, wie er in den 90er-Jahren über den Teich herüberschwappte. Die Stücke sind schwungvoll, gehen sofort ins Ohr und in die Beine; knallharter Pogo ist das nicht, eher ein mittelschneller Sound, der Wert auf schöne Melodien legt.

Saugut – da hat Dirty Faces wieder ein hübsches kleines Scheibchen rausgebracht!

12 Februar 2012

Festival zum hundertsten

Am Samstag, 11. Februar 2012, feierte das OX-Fanzine das Erscheinen seiner hundertsten Ausgabe mit einem Festival in Solingen. Da durfte ich natürlich nicht fehlen, und so fuhren wir zu zweit am Samstag mittag los – bei strahlendem Sonnenschein und vielleicht vier Grad minus.

Weil die A3 bei Köln gesperrt war, eierten wir über irgendwelche Landstraßen, schauten uns die Innenstadt von Köln-Mühlheim und von Leverkusen an und kamen erst kurz vor 20 Uhr im »Cobra« in Solingen an. Sniffin' Glue, die ich unbedingt hatte sehen sollen, waren da bereits mit ihrem Auftritt fertig.

Einige hundert Leute waren da, viele grauhaarige Männer darunter – ich war auf jeden Fall nicht der älteste. Dass Punk keine Jugendkultur mehr ist, belegte dieses Festival ganz eindeutig; es waren aber genügend junge Leute anwesend, was ich gut fand.

Als erste Band sahen wir Pascow: teilweise bebrillte Saarländer, die knalligen Deutschpunkt mit guten Texten machen. Ich finde die Band schon auf Platte gut und mochte sie auch live sehr. Das ist Deutschpunk in den Zehner-Jahren, und das ist um Längen besser als der Aufguss alter 80er-Jahre-Kapellen.

Leider erwies sich Jingo de Lunch danach als Enttäuschung. Vielleicht wurde die Band auch schon in den späten 80er-Jahren überschätzt; damals mochte ich sie sehr. An diesem Abend in Solingen wirkte die Band mit ihrem Hardrock-Metal-Mix, als sei sie aus der Zeit gefallen. Nach zwei Stücken und einem langen Gitarrensolo verließen wir die Halle.

Es gab Bier und vegane Würstchen, man konnte sich im Freien bei fallenden Temperaturen auch gut unterhalten, und so verpassten wir glatt den Pepstpapst oder wie immer der Solo-Künstler aus Aachen sich nannte. Soll aber skurril gewesen sein.

Zum Ausgleich überzeugten EA 80. Die alten Herren aus Mönchengladbach, die ich bei ihrem letzten Auftritt in Karlsruhe langweilig gefunden hatte, lieferten ein druckvolles Punkrock-Brett an. Der Sänger hüpfte wie in alten Zeiten in den Pogo-Mob, die Band ließ es ordentlich krachen – das ist nach über dreißig Jahren ohne Pause eine völlig überzeugende Leistung.

Ob es so schlau war, Wire als letzte Band aufs Programm zu hieven, weiß ich nicht. Die alten Engländer brachten viele Stücke aus ihrer Wave-Phase, brachten aber auch ihren Punkrock, der 1977 völlig neu und originell war und heute nach wie vor überzeugend ist: Pogo gibt's da aber keinen, und die Stimmung ist naturgemäß verhalten. Man steht halt rum und guckt sich interessiert die Band an. Toll war's trotzdem.

Nach ein Uhr kamen wir aus dem Gebäude, dann ging's auf die Autobahn. Da ich wegen Übermüdung öfter Pause einlegen musste, waren wir erst gegen fünf Uhr morgens wieder in Karlsruhe. Eine schöne Expedition war's auf jeden Fall!

10 Februar 2012

Larps und ihre Zeiten

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich zum ersten Mal »live« eine Fantasy-Figur spielte. Das war 1980 in Konstanz, ich war ein pickeliger Jugendlicher, und meine Verkleidung bestand aus einem Morgenstern aus Plastik, den ich mit mir herumschleppte.

Mit dabei waren ein Mann im Bastrock, der heute als Teil eines Autorenpaars für sensationelle Historien-Bestseller verantwortlich ist, sowie eine Reihe anderer Leute, von denen ich größtenteils seit Jahren nichts mehr gehört habe. Das ganze nannte sich »Follow-Marsch« und hatte mehr mit einer Art Schnitzeljagd zu tun als mit einem »Live Action Roleplaying Game«.

Das wiederum ist die ausgeschriebene Formulierung von »LARP«, und das scheint mittlerweile eine echte Industrie geworden zu sein. Zumindest komme ich zu diesem Gedanken, wenn ich das schön gemachte Magazin »LARP-zeit« betrachte; mir liegt die Nummer 33 vor.

Das 92 A4-Seiten starke Magazin ist richtig gut gemacht: schönes farbiges Layout, viele Fotos, gut geschriebene Artikel. Es gibt Ratschläge, wie man sich entsprechende Masken macht oder Klamotten schneidert, es gibt Beiträge über LARP-Hintergründe, und natürlich gibt es schöne Berichte von den eigentlichen Veranstaltungen.

Beeindruckend, wirklich – das sieht gut aus, das scheint richtig Laune zu machen. Ich habe das Magazin mit großem Interesse geblättert, angeguckt und streckenweise auch richtig gelesen.

Das hat alles nichts mehr mit dem zu tun, was wir im Sommer 1980 in einem Wald am Bodensee »gespielt« haben. Das ist alles wesentlich weiter entwickelt, viel ausgefeilter und auch ... ja! ... besser. Aber für mich wär's nichts mehr.

09 Februar 2012

Die Nächte bei Familie Patel

Rückblick auf meinen Kalifornien-Trip im Jahr 2006

Nach dem Science-Fiction-WorldCon in Anaheim, den ich im Sommer 2006 besucht hatte, fuhr ich mit dem Bus nach Long Beach hinunter. Dort quartierte ich mich im Rodeway Inn ein, einem Motel, das nur einige hundert Meter vom Strand entfernt lag – und einen Aufenthalt am Strand des Pazifischen Ozeans hatte ich mir nach einigen Tagen im Kongresszentrum redlich verdient.

Geführt wurde das Motel von Hitu Patel, es war also im Besitz einer indisch-stämmigen Familie. Die Hilfe der netten Familienangehörigen benötigte ich gleich mehrfach, weil ich vor allem am Anfang nicht in der Lage war, die Tür vernünftig zu öffnen, und eine Weile brauchte, bis ich den dafür nötigen Trick mit der Codekarte kapiert hatte. Ansonsten beschränkten sich meine Kontakte auf »hello«- und »bye«-sagen.

Das Motel lag in einer vergleichsweise ruhigen Nebenstraße; der Hauptverkehr auf der Strandpromenade sowie der Durchgangsverkehr liefen quasi rechts und links ab. Es war ein typisches Motel; ich hatte ein Zimmer im ersten Obergeschoss, und von meiner Tür aus hatte ich einen netten Blick auf die parkenden Autos im Innenhof. Vom Fenster aus sah ich auf einen staubigen Hinterhof, das war weniger prickelnd.

Man ließ mich in Ruhe, das ganze Motel schien eine Oase der Ruhe zu sein. Die Gäste kamen und gingen; einige waren Tagesgäste wie ich, andere wiederum hatten sich wohl für längere Zeit einquartiert. Ich wurde freundlich gegrüßt, wenn ich die Pforte passierte, ansonsten aber überließ man mich meinem geruhsamen Durch-den-Tag-trödeln, das ich in Long Beach betrieb.

Als ich nach einigen Tagen und Nächten das Rodeway Inn räumte, hatte ich nicht gerade das Gefühl, eine Bande von Freunden zu verlassen; ich verabschiedete mich dennoch mit einem Gefühl von Wehmut. Ein bisschen Heimat war das Motel dann doch für mich geworden ...

08 Februar 2012

Aktuelles vom Nazi-Terror

Wer in diesen Tagen das aktuelle »Antifaschistische Info-Blatt« aus Berlin liest, hat eine wenig erheiternde Lektüre vor sich: Die Darstellung des sogenannten Zwickauer Terror-Trios, die derzeit aus den gängigen Medien so gut wie verschwunden ist, nimmt in der vorliegenden Nummer 93 breiten Raum ein. Vor allem aber widmet sich das »Antifa-Info« auch der Art und Weise, wie die Nazis teilweise vom Verfassungsschutz behütet, finanziert und aufgebaut werden.

Wie immer ist das 60 DIN A4-Seiten starke Blatt eine unverzichtbare Lektüre für all diejenigen, die sich für das Thema interessieren oder die aktiv gegen Nazis vorgehen möchten. Wo sonst erfährt man als Leser so viel über Rechtsextremismus, Nazi-Gruppierungen im Ausland (diesmal geht's unter anderem um die Hetze gegen Sinti in Osteuropa) oder eben hiesige Nazi-Terrorgruppen?

Eindrucksvoll finde ich den Artikel über den Boxer Johann Trollmann, der wegen seiner »Zigeuner-Abstammung« in der Nazi-Zeit ausgegrenzt, verfolgt und zuletzt im Konzentrationslager brutal ermordet wurde. Ebenso spannend ist die Darstellung zur aktuellen Lage bei der NPD und anderen Nazi-Gruppierungen.

Wie schon gesagt: eine unverzichtbare Lektüre – das Heft gibt's im örtlichen Infoladen oder selbstverständlich im Abonnement. Lohnt sich!

07 Februar 2012

Winteranfang im Februar 2012

Der Winter ist nun endgültig über Karlsruhe hereingebrochen; das merkte ich, als ich am späten Nachmittag und frühen Abend mit dem Rad in der Innenstadt von Karlsruhe unterwegs war. Es schneite ununterbrochen, und der Schnee blieb auf dem gefrorenen Boden liegen, dazu kam ein eisiger Wind.

Die Räder knirschten bei jedem Pedaltritt, und ich musste langsam fahren, weil ich nie wusste, wie der Untergrund beschaffen war. Herumeiernde Autofahrer erleichterten das Vorankommen nicht unbedingt, ich blieb äußerst vorsichtig.

Trotzdem empfand ich es als nicht so kalt wie am Vortag. Der Schnee dämpfte sogar die Temperatur, die gefühlten selbstverständlich – das fand ich toll.

Toxoplasma-Historien

Eine der frühen Deutschpunk-Bands, die ich heute noch gerne höre, ist Toxoplasma. Die Band kam aus Neuwied am Rhein und sorgte mit Stücken wie »1981« oder »Ordinäre Liebe« für echte Pogo-Hits.

Bei Twisted Chords ist eine Langspielplatte erschienen, die Stücke von den ersten zwei Demo-Cassetten zusammenfasst. Alle Klassiker sind enthalten, allesamt ruppig gespielt und nicht unbedingt in erstklassiker Soundqualität.

Aber das ist echt Punkrock: Jedes Stück ist auf den Punkt gebracht, die Texte sitzen, und irgendwelches Metal-Gewixe oder Hardrock-Gedöns gab's damals einfach nicht. Tolle Platte – zumindest für Leute wie mich, die den alten Sound immer noch gern haben!

06 Februar 2012

England hat mal wieder gerult

Auch wenn die erste und die zweite Punk-Welle in England richtig lange her sind – zwischen 30 und 35 Jahre –, gibt es immer wieder richtig gute Punkrock-Bands von der Insel. Davon konnten sich die Hörer im ENPUNKT-Radio überzeugen: Am Sonntag, 5. Februar 2012, bollerte ich ihnen Bands von der Insel um die Ohren, meist Aufnahmen aus den Nuller-Jahren.

Mit den Guitar Gangsters und den Stupids hatte ich Bands im Programm, die es schon in den 80er-Jahren gab und die mit neuen Aufnahmen wieder da sind. Aus den 80er-Jahren stammen auch Citizen Fish und Sensa Yuma, deren Anarcho-Punk mit neuen Platten in den Nuller-Jahren eine schöne Fortsetzung fand.

Moderner klangen dann schon der melodische Streetpunk von Deadline oder der sonnige Melodie-Punk von Billy No Mates. Für die Rumpelpunk-Fraktion gab es noch Splodgenessabounds; und wer es gern ein wenig nachdenklich und durchaus unpunkig mag, bekam am Ende schöne Stücke von T.V. Smith aufs Ohr.

Bei der Sendung zappelte ich mir ganz schön einen ab. Ich sah wohl reichlich albern auf: Kopfhörer auf, Hände am Regler – und dazu Pogo im Sitzen. Gottseidank gibt es niemanden, der einem im Radiostudio zuguckt.

05 Februar 2012

Eine Woche Urlaub

Hurra!, ich tanze auf dem Tisch, ich freue mir ein zweites Loch sonstwohin, die Welt ist endlich wieder schön. Ich habe eine Woche Urlaub. Das heißt, dass ich jeden Tag ausschlafen kann, so lange ich will, das heißt auch, dass ich Krachmusik hören kann, ohne Kollegen und Familie zu stören.

Das heißt, dass ich »nebenbei« endlich mal wieder an eigenen Texten arbeiten kann. Das wäre nach dem verheerenden Jahr 2011, in dem ich praktisch nichts eigenes gebacken bekam, dringend nötig. Wenn zwischen den anderen Pflichten, die ich mir auferlegt habe (aufräumen!), dafür Zeit bleibt, versteht sich ...

Denn ganz »nebenbei« werde ich sehr wohl Dinge für die Firma erledigen. Es liegen einige Manuskripte zu Hause herum, und ich habe mir vorgenommen, einige Texte sowie konzeptionelle Gedanken zu tippen.

Eigentlich ganz schön blöd. Aber wenn Urlaub offensichtlich in diesem Jahr heißt, die tägliche Arbeitszeit von zehn bis zwölf auf zwei bis drei Stunden zu reduzieren, will ich mich darüber einfach mal freuen.

04 Februar 2012

Warten am Flughafen

(Rückblick auf die Kamerun-Reise im November 1999)

Mein Reise durch Kamerun gehört nach wie vor zu den absoluten Highlights in all den Reiseerfahrungen der letzten zwanzig Jahre. Das vielseitige Land mit seinen verschiedenen Kulturen zwischen Regenwald im Süden und Sahelzone im Norden, dem englischsprachigen Wesen und dem französischsprachigen Rest hatte es mir wirklich angetan, und die vier Wochen, die ich in Kamerun auf Reisen verbrachte, vergingen unglaublich schnell.

Das einzige, was mich immer wieder ärgerte, war die Bürokratie. In Kamerun hatten sie das bürokratische System auf die Spitze getrieben.

So war ich beispielsweise unglaublich früh am Flughafen, weil ich morgens am Strand aufgewacht und mit dem direkten Bus von Kribi an der Atlantikküste nach Douala, der Hauptstadt, gefahren war. Da der Flughafen quasi an der Straße von Kribi nach Douala lag, hatte ich mich vom Busfahrer an einer Straßenkreuzung herauswerfen lassen und war die letzten eineinhalb Kilometer marschiert. Dummerweise durch eine kochende Mittagshitze, aber so war ich zeitig genug am Flughafen und hatte keine Unsummen für Taxis ausgeben müssen.

Dummerweise ließ man mich nicht in den eigentlich inneren Bereich des Flughafens eintreten. So saß ich stundenlang in der Flughafenhalle herum, immer mein Gepäck in Sichtweite. Nicht einmal auf die Toilette wagte ich mich, ohne meinen Seesack mit mir zu schleppen, weil sich eine Reihe eher seltsamer Gestalten in der Halle herumtrieb, denen ich nicht einmal ein vollgerotztes Taschentuch anvertraut hätte.

Die Abfertigung, die Stunden später endlich begann, erwischte mich schon in einem Stimmungstief; ich hasste sie wirklich alle. An schätzungsweise vier verschiedenen Schaltern musste ich letztlich anstehen, um irgendwelche Formalitäten zu erledigen. Mit der beste war derjenige, an dem ich eine zusätzliche Steuer entrichten musste. Von dieser stand zwar nichts im Reiseführer, aber Einheimische hatten mir von dieser Steuer erzählt.

So war ich in der Lage, die letzten 10.000 EFA, die ich extra noch in der Tasche stecken hatte, auf den Tisch zu legen, meine zwei Briefmarken und einen entsprechenden Stempel zu erhalten, um dann endlich durch das eigentliche Gate gehen zu dürfen. Und dort saß ich dann weitere zweieinhalb Stunden, bis ich endlich den Rückflug von Kamerun über Brüssel nach Deutschland antreten konnte.

Dass ich nach all den Stunden des Wartens und Genervtwerdens nicht mehr gerade nach einem frisch gebadeten Mann roch, überraschte mich selbst am wenigsten. Immerhin ließen mich die Stewardessen ins Flugzeug und setzten mich nicht am erstbesten Zwischenstop an die frische Luft ...

03 Februar 2012

Psychodruck zu »Rocky«

Beim international aufgestellten Autobauer Hyundai gibt's für Arbeitnehmer, die mal ein wenig ratlos sind oder keinen Bock haben, eine besondere Art der Aufmunterung: Man singt ihnen die »Rocky«-Musik vor, solange zumindest, bis sie einknicken. Das scheint die Botschaft eines neuen Hyundai-Werbefilmchens zu sein.

So nett ist das Filmchen, dass es mir ein Schmunzeln ins Gesicht trieb. Nur ... wenn wir das mal ganze ernsthaft angucken: Es gibt bei jedem Arbeitnehmer die Tage, an denen er vielleicht nicht so mag, wie es die Vorgesetzten oder Kollegen gerne hätten. Und dann?

Wenn ich mir das Filmchen unter dem Gesichtspunkt anschaue, wird hier fiesester Psychodruck symbolisiert: alle gegen einen, nicht »all for one«, also »alle für einen«, solange eben, bis derjenige mitzieht. Wer aus der Reihe tanzt und nicht mitsingt, sprich, nicht hundertprozentig mitmacht, der gehört dann eben nicht dazu.

Seltsame, selbstentlarvene Firmenwelt.

02 Februar 2012

Das OX wird hundert


Dieser Tage müsste die Ausgabe 100 des OX-Fanzines in meinem Briefkasten landen. Das ist ein Grund, den Macherinnen und Machern mal zu gratulieren! (Und das hat damit nichts zu tun, dass ich seit Jahren als freier Mitarbeiter für das Fanzine tätig bin.)

Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge des Fanzines: in den allerspätesten 80er-Jahren, auf Zeitungspapier gedruckt und eher in die Hardcore-Ecke schielend. Es war ein interessantes Fanzine, die Macher hatten Ahnung – aber ich hätte damals nie gedacht, dass es dieses Heft einmal so lange geben würde.

Im Lauf der Zeit hat das OX die eine oder andere Wandlung durchgemacht. Das finde ich gut, alles andere wäre unsinnig gewesen. Immer noch kommt mir das Heft wie eine zweimonatlich erscheinende Bibel vor: Es finden sich derart viele Informationen zu Punkrock, Hardcore und artverwandten Gebieten, dass ich die nie alle schaffe und dass auch immer wieder Ausgaben so gut wie ungelesen in die Fanzine-Sammlung wandern.

Auch heute noch sind die Redaktionsmitglieder sachkundig; das merke ich an vielen Interviews, Besprechungen und Artikeln. Manchmal geht mir persönlich die Sachkenntnis zu weit, weil die Texte zu musiklastig und detailhuberisch sind; da wäre mir mehr »Straßenbezug« lieb. Aber das ist Geschmackssache.

Ich finde das Heft einfach gut, und ich bin stolz darauf, dass ich seit über einem Dutzend Jahren mitarbeiten kann. Hundert Ausgaben – das ist ein stolzes Jubiläum! Darauf werde ich heute abend wohl erst mal ein Bierlein trinken.

01 Februar 2012

Zwanzig Jahre danach

»Ich wollte dir nur sagen, dass es jetzt dann zwanzig Jahre sind.« So kryptisch begann mein Telefonat mit Hermann Ritter, einem meiner ältesten Freunde. Ich brauchte eine Weile, bis ich kapierte, was er meinte: Im Frühjahr 1992 hatten wir - zusammen mit anderen Science-Fiction-Fans - in Freudenstadt den EuroCon organisiert.

Gemeint ist damit eine Art europäischer Science-Fiction-Kongress. Aus dem eher harmlosen FreuCon '92 war in dem Jahr aufgrund des Krieges in Jugoslawien auf einmal eine »große Nummer« geworden.

Und es war ein ziemlicher Hammer: Rund 800 Besucher waren da, sie kamen aus zwanzig Nationen. Eine offizielle chinesische Delegation war zugegen, Besucher aus Moldawien und der Ukraine reisten an; ein Reisebus mit 55 Besuchern aus Rumänien stand vor dem Kongresszentrum.

Während des Telefonats schwelgten wir ein wenig in Erinnerungen. Es war eine großartige Veranstaltung, da waren wir uns einig; ich stellte fest, dass wir die negativen Empfindungen längst in den Hintergrund gedrängt hatten.

Wir hatten uns danach vorgenommen, »nie wieder« so etwas zu veranstalten. So richtig daran gehalten haben wir uns allerdings nie: Hermann war seitdem an mehreren »Festen der Fantasie« und anderen Veranstaltungen beteiligt, und ich war zweimal mit der Organistion eines PERRY RHODAN-WeltCons beschäftigt.

Aber so spannend, so abwechslungsreich, so komplett neu und unter politischen Bedingungen völlig überraschend ... das war nur der FreuCon '92. Zwanzig Jahre ist das her. Hammer.